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Kinder der Retorte

Kinder der Retorte

Titel: Kinder der Retorte
Autoren: Robert Silverberg
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geschlechtsloses Aussehen verlieh; doch das weibliche Geschlechtsorgan zwischen den Beinen war vorhanden, und wenn jemand Lust dazu hatte, konnte er in diesem Genital eine echter sexueller Lust ähnliche Ersatzbefriedigung finden. Er selbst hatte es nie getan. Doch Krug hatte mit Absicht ein Element von Sinnlichkeit in seine Androiden einprogrammiert. Er hatte ihnen funktionelle – wenn auch sterile – Genitalien geschenkt, wie er ihnen auch richtige – wenn auch sinnlose – Nabelgruben geschenkt hatte. Er wollte, daß seine Geschöpfe menschlich aussahen (bis auf die erforderlichen Abweichungen) und sich so menschlich wie möglich benahmen. Seine Androiden waren keine Roboter. Es war seine Absicht gewesen, synthetische Menschen zu schaffen, keine Maschinen.
    Die drei Gammas hatten ihn flink entkleidet und bearbeiteten ihn mit kundigen Fingern. Krug lag auf dem Bauch; unermüdlich kneteten sie sein Fleisch und massierten seine Muskeln. Erstarrte durch die Leere seines Büros auf die Bilder an der gegenüberliegenden Wand.
    Der Raum war einfach, ja nüchtern möbliert; er war ein langgezogenes Rechteck und enthielt einen Schreibtisch, ein Datenausgabegerät, eine kleine melancholische Skulptur und eine dunkle Leinwand, die bei einem Druck auf einen Repolarisationsknopf das Panorama der tief unten liegenden City von New York zeigte. Die indirekte und gedämpfte Beleuchtung hielt das Büro in einem ständigen Zwielicht. An einer Wand jedoch leuchtete ein Muster in gelbem Licht:
     
     
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    Es war die Botschaft von den Sternen.
    Das Observatorium von Vargas hatte sie zuerst aufgefangen, eine Reihe von schwachen Radioimpulsen auf 9100 Megahertz: zwei kurze Signale, eine Pause, vier Signale, eine Pause, ein Signal usw. Das Muster wurde über eine Zeitspanne von zwei Tagen eintausendmal wiederholt und verstummte dann. Einen Monat später meldete es sich auf 1421 Megahertz, der 21-Zentimeter-Frequenz des Wasserstoffs, und wieder genau eintausendmal, und einen weiteren Monat danach ebenfalls jeweils eintausendmal auf der Hälfte und dem Doppelten dieser Frequenz. Später war es Vargas gelungen, das Muster optisch zu verifizieren, einen starken Laserimpuls auf der Wellenlänge von 5000 Angström. Das Muster war immer wieder das gleiche, Bündel von kurzen Informationen zwischen regelmäßigen Intervallen: 2…4…1…2…5…1…3…1. Jeder Bestandteil der Reihe war vom nächsten getrennt durch eine deutliche Pause, und eine größere Pause trat ein zwischen den Wiederholungen der Gruppe der Impulsbündel.
    Sicher handelte es sich um eine Botschaft. Für Krug war die Sequenz 2-4-1-2-5-1-3-1 eine heilige Zahl geworden, die Eröffnungssymbole einer neuen Kabbala. Das Muster stand nicht nur in Leuchtschrift an der Wand, er konnte es auch mittels Knopfdruck im Flüsterton und in mehreren hörbaren Frequenzen im Raum ertönen lassen, und die Skulptur neben seinem Schreibtisch war mit einer Vorrichtung versehen, die sie auf Wunsch im Rhythmus der Zahlensequenz aufleuchten ließ.
    Er war von dem Signal besessen; sein Universum drehte sich nur noch um das Problem seiner Beantwortung. Nachts stand er, schwindlig von der Kaskade ihres Lichts, unter den Sternen, schaute hinauf zu den Galaxien und dachte: Ich bin Krug, Ich bin Krug, hier warte Ich, sprecht zu mir! Er schloß jede Möglichkeit aus, daß das Signal etwas anderes sein könnte als eine bewußt ausgesandte Botschaft intelligenter Lebewesen. Er hatte seine gesamte Energie auf die Aufgabe konzentriert, sie zu beantworten.
    Aber besteht nicht die Möglichkeit, daß diese ›Botschaft‹ ein natürliches Phänomen ist?
    Nein. Die Beharrlichkeit, mit der sie in dieser Vielfalt von Medien ankommt, zeigt ein lenkendes Bewußtsein, das hinter ihr steht. Jemand versucht, uns etwas zu sagen.
    Welche Bedeutung haben diese Zahlen? Sind sie eine Art von galaktischem TL?
    Wir sehen keine erkennbare mathematische Relevanz. Sie bilden keine erkennbare arithmetische Reihe. Kryptographen haben uns mindestens fünfzig gleich geniale Erklärungen geliefert, was alle fünfzig gleich verdächtig macht. Wir glauben, daß die Zahlen vollkommen willkürlich ausgewählt wurden.
    Welchen Sinn hat eine Botschaft, die keinen verständlichen Inhalt besitzt?
    Die Botschaft ist ihr eigener Inhalt. Ein Jodler durch die Galaxien. S i e sagt uns,
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