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Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Titel: Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Steve Mosby
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auch irgendwie dieses Gefühl?«
    »Ich bin doch kein Monster?«
    »O Gott, Hicks, das weiß ich.«
    »Vicki Gibson tut mir leid. Lass dich durch meine Sprüche nicht täuschen. Und ich spüre abgrundtiefe Abneigung gegenüber Tom Gregory. Du kannst mir glauben, dass es mir um einiges bessergehen wird, wenn er hinter Gittern sitzt und verdammt noch mal für das bezahlt, was er getan hat.«
    »Das meinte ich nicht.«
    Ich sagte nichts. Natürlich wusste ich, dass sie das nicht gemeint hatte – wir arbeiteten schon lange zusammen, so dass sie ernst nahm, was ich sagte. Aber trotzdem sagte ich jetzt nichts. Ich hatte erst noch etwas sagen wollen, etwas wie Für mich fühlt sich gar nichts komisch an – tat es aber aus irgendeinem Grund nicht. Mein Gefühl sagte mir, dass ich absolut richtiglag, und ich war immer noch davon überzeugt, dass wir den Richtigen hatten. Aber ein Teil von mir wusste, was sie meinte. Nicht, dass ich das hätte zugeben wollen.
    »Ich kann mir nur schwer vorstellen«, sagte Laura, »dass jemand einen anderen Menschen so hassen kann. Du nicht?«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Jedenfalls fällt es mir schwer zu glauben, dass ich oder du jemanden so hasst. Aber wir wissen nichts über diesen Kerl. Vielleicht war es für ihn ein Angriff auf seine Männlichkeit, als sie ihn verlassen hat. Vielleicht hat er sich mit der Tatsache nicht abfinden können, dass er nicht mehr so über sie verfügen konnte, wie er wollte. Du weißt, wie manche Männer so sind.«
    »Ja, leider.«
    » Einige jedenfalls.«
    »Ist das ein Rückzieher?«
    »Immer doch.«
    Wir bahnten uns den Weg hinaus in die Mittagssonne, die uns so grell und strahlend empfing, als wir aus dem Treppenhaus hinaustraten, dass ich mir die Hände vor die Augen halten musste.
    »Was ist los?«, fragte Laura.
    Erst als ich die Hand herunternahm, sah ich einen Polizisten vor uns stehen. Derselbe, den ich schon vor dem Absperrband gesehen hatte. Bestürzt, aufgeregt und ein wenig verloren stand er da.
    »Wir haben eine neue Leiche«, brachte er hervor.

    Während Laura und ich in meinem Wagen schon zwei Blocks in Richtung Süden gefahren waren, wussten wir immer noch nicht mehr, als dass es sich bei der zweiten Leiche, die man gefunden hatte, um einen Mann handelte. Da ich mich gern an Wahrscheinlichkeiten hielt, ging ich davon aus, dass es Tom Gregory sein würde.
    Auch das hatten wir beide schon erlebt. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit war er während der Tat unzurechnungsfähig gewesen, betrunken, in Rage oder beides, bis die Wirkung, der Harnisch, mit der Zeit verebbte. In solchen Fällen kam es gar nicht selten vor, dass sich der Täter selbst umbrachte, wenn ihm klargeworden war, was er angerichtet hatte – nämlich, dass er nicht nur die Zukunft eines anderen, sondern auch seine eigene zerstört hatte. Im Übrigen würde das auch erklären, warum wir Gregory nicht hatten finden können.
    Eine Minute später verließen wir die Lily Street und fuhren auf einen unbefestigten Parkplatz am Nordufer des Flusses, der sich fünfzig Meter breit silbrig glänzend im Sonnenlicht vor uns erstreckte und mit rasanter Geschwindigkeit, gekräuselte Wellen inmitten der reißenden Strömung, an uns vorbeizog. Auf der anderen Seite des Ufers ballte sich die reiche Altstadt zusammen, verdichtete sich allmählich nach oben hin bis zu den fernen Wolkenkratzern des Geschäftsviertels, das in der Sonne glitzerte und zu zwinkern schien. Ein Ausflugsdampfer schipperte in der Mitte des Stroms. Während wir den Wagen abstellten, konnte ich Leute an Deck stehen sehen, die in unsere Richtung blickten.
    Als wir ausstiegen, blies uns ein kräftiger Wind entgegen. Ganz gleich, wie warm oder kalt es ist, scheint es in der Nähe des Kell immer einen kalten Luftzug zu geben, als bestünde er aus Eis.
    Auf dem Parkplatz standen zwar bereits zwei Streifenwagen, aber nur ein Polizist war zu sehen – weiter hinten neben einer Lücke in der moosgrünen Steinmauer – und bewachte die Stufen, die zur alten Promenade hinabführten.
    »Hicks.« Ich zeigte ihm meine Marke. »Und Fellowes. Wo geht’s hin – dort runter?«
    »Ja, Sir.«
    Die Stufen waren alt und verwittert. Steinquader aus einer anderen Welt. Unsere Stadt ist einige hundert Jahre alt, und etwa hier, an dieser Stelle, liegen ihre Ursprünge, hier ließen sich die ersten Siedler am Ufer nieder. Lange galt das Nordufer als zu sumpfig für eine Erschließung, so dass erst vor fünfzig Jahren mit der
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