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Kind der Sünde (German Edition)

Kind der Sünde (German Edition)

Titel: Kind der Sünde (German Edition)
Autoren: Eve Silver
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der Frau an der Kasse den Zettel zu geben, damit sie den Preis für die beiden Kaffees eintippen konnte, war sein Blick auf einen Gegenstand im Regal hinter ihr geheftet. Die Frau hatte schon die Hand nach dem Bon ausgestreckt und sah Kai ratlos an, da er sich nicht rührte.
    Amber folgte Kais Blick und entdeckte in dem Regal hinter der Kasse eine kleine graue Schachtel oder Kiste, die an den Seiten und auf dem Deckel mit Zeichen versehen war, die wie Hieroglyphen aussahen.
    „Woher haben sie das?“, fragte Kai die Kassiererin und zeigte auf das Kästchen.
    Die Frau warf einen Blick über die Schulter. „Ach, das. Aus dem ROM-Andenkenladen“, antwortete sie gleichmütig.
    „ROM?“, fragte Amber.
    „Das Royal Ontario Museum. Letztes Jahr gab es da eine Ausstellung über das Ägyptische Totenbuch.“ Sie runzelte die Stirn. „Meines Wissens ist die aber schon zu Ende. Schade eigentlich. Ich hätte nichts dagegen gehabt, sie mir ein zweites Mal anzusehen.“
    „Und die Kiste?“, erkundigte sich Kai.
    Die Kassiererin winkte ab. „Wie gesagt: Ich hab sie im Souvenirladen des Museums gekauft. Bin zufällig darauf gestoßen. Es schien die letzte ihrer Art zu sein, denn ich habe keine anderen gesehen. Nicht einmal ein Preisschild klebte daran. Und das Mädchen an der Kasse wusste deshalb gar nicht, was sie dafür berechnen sollte. Wir haben uns schließlich auf den Preis geeinigt, den auch ein paar Schmuckkästchen kosteten, die ungefähr genauso groß waren.“
    „Und was bewahren Sie darin auf?“, fragte Kai.
    Amber wunderte sich, dass er sich so brennend für solchen Nippes interessierte. Sie konnte es sich nur damit erklären, dass er für Sutekh arbeitete, von dem sie nur so viel wusste, dass er eine ägyptische Gottheit war. Vielleicht erregte das Ding deshalb seine Neugier.
    „Nichts“, antwortete die Caféhausangestellte. Wieder warf sie einen Blick hinter sich und auf die seltsame Box. „Es lässt sich nicht einmal öffnen, obwohl ich glaube, dass es innen hohl ist, denn sonst wäre es schwerer. Ich habe es gedreht und gewendet und nichts gefunden – keine Klappe, keinen Verschluss, keinen versteckten Hebel, gar nichts.“ Sie zuckte die Schultern.
    „Darf ich mal sehen?“, bat Kai sie.
    „Sicher.“
    Die Frau griff hinter sich und reichte ihm das Kästchen, das ungefähr die Größe einer mittleren Zigarrenkiste hatte. Ein unbehagliches Gefühl kroch in Amber hoch, als Kai es in die Hand nahm. Irgendetwas an diesem Gegenstand bereitete ihr Bauchschmerzen.
    Kai drehte die Kiste vorsichtig, geradezu ehrfürchtig in den Händen. Ein schwer zu deutendes Lächeln huschte über sein Gesicht. „Ich würde Ihnen das gern abkaufen“, sagte er dann zu der Kassiererin.
    Die Frau lachte auf. „Nein. Das ist nicht zu verkaufen, tut mir leid. Es ist so etwas wie ein Talisman für mich. Ich könnte schwören, dass es mir Glück bringt. Seit ich es habe, gehen die Geschäfte so gut wie noch nie.“
    Amber beobachtete ihn genau, als er das Kästchen neben der Kasse wieder abstellte und den Kaffee bezahlte. Sie nahmen ihren Kaffee und setzten sich an einen Tisch beim Fenster. Trotzdem schien Kai die Sache noch immer zu beschäftigen. Er wirkte wie geistesabwesend.
    „Alles okay?“, fragte sie.
    „Ja-a“, antwortete er ein wenig gedehnt. „Alles okay.“
    „Was ist so Besonderes an dieser Kiste?“
    „Nur so eine Ahnung. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sich mein Boss dafür interessieren könnte.“
    Also doch Sutekh, dachte Amber. „Sammelt dein Boss Nippes?“
    Kai musste lächeln. „So könnte man es beinahe nennen.“ Er machte eine Kopfbewegung zur Straße hin. „Wenn wir mit unserem Kaffee fertig sind, gehen wir zu Tesso’s“, fuhr er mit gedämpfter Stimme fort. „Das ist ein Nachtclub hier um die Ecke. Ein paar Zuhälter arbeiten dort für Asmodeus. Unter anderem werden wir dort einen Gentleman …“ Bei diesem Wort verzog Kai verächtlich den Mund. „… treffen, den man sofort an seinem geschmackvollen Schlips erkennt. Das ist Big Ralph. Ich werde nicht von deiner Seite weichen und mich der Hilfe Sutekhs versichern, damit dir nichts geschieht. Amber, das muss ein Ende haben. Du kannst nicht in alle Ewigkeit davonlaufen und dich verstecken. Wir finden heraus, was da vor sich geht – ein für alle Mal“, er machte eine Pause und sah sie an, „und dann bist du frei.“
    Frei. Er für seinen Teil würde sich nicht befreien können. Nach allem, was er ihr erzählt hatte, nahm Amber
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