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Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Titel: Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
Autoren: Mark Mazzetti
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schwieriger, als es im Labyrinth der Bürozellen von Langley oder in den perfekten PowerPoint-Präsentationen in den holzgetäfelten Büros der oberen Stockwerke des Pentagons ausgesehen hatte. Anfang 2002 tobte in Afghanistan weder ein heißer Krieg mit täglichen Gefechten, noch herrschte ein hoffnungsvoller Friede. Vielmehr gab es einen schwelenden Konflikt, der von Konkurrenz und Misstrauen zwischen Soldaten und Spionen geprägt war. Amerikanische Einsätze wurden oft auf der Grundlage bruchstückhafter Erkenntnisse durchgeführt, die aus unzuverlässigen Quellen stammten. So zum Beispiel, als Dutzende von Navy SEAL s und Marines acht Tage lang in einem Höhlenkomplex bei Zhawar Kili im Osten Afghanistans Leichen ausgruben, weil es hieß, Osama Bin Laden sei möglicherweise bei einem kurz zuvor erfolgten Luftschlag gegen den Qaida-Stützpunkt umgekommen. Man hoffte, seine Leiche zu finden. Dann hätte man einen Grund gehabt, den Afghanistankrieg schon nach drei Monaten wieder zu beenden. Die SEAL s exhumierten eine Handvoll Leichen, aber die gesuchte war nicht darunter.
    Manchmal hatte die schlechte Kommunikation zwischen CIA und Militär auch tödliche Folgen. Am 23. Januar unternahmen Green Berets, eine Spezialeinheit der US -Army, im Schutz der Nacht einen Angriff auf zwei Anwesen in Hazar Qadam, 160 Kilometer östlich von Kandahar. Sie bestanden aus mehreren Gebäuden, die am Hang eines Hügels lagen. Während über ihnen ein AC -130 Schlachtflugzeug kreiste, stürmten zwei Teams gleichzeitig die Wohnanlagen.
    Als sie Löcher in die Außenwände der Gebäude sprengten, wurden die Green Berets von Feuerstößen aus Kalaschnikows empfangen. Sie erwiderten das Feuer und durchkämmten die Häuser Raum für Raum, wobei sie die mutmaßlichen Taliban zum Teil Mann gegen Mann niederkämpften. Als der Einsatz beendet war, hatten sie mehr als vierzig Männer getötet, und die AC -130 hatte die Gebäude in ein Ruinenfeld verwandelt.
    Erst als die Soldaten wieder auf ihrem Stützpunkt waren, erfuhren sie, dass die CIA die Bewohner des zerstörten Anwesens einige Tage zuvor umgedreht und sie überzeugt hatte, nicht mehr für die Taliban, sondern für die andere Seite zu kämpfen. Tatsächlich hing in einem der Häuser die Flagge der neuen, von Hamid Karzai geführten Regierung Afghanistans. Die CIA hatte die Spezialeinsatzgruppe nie darüber informiert, dass die Männer in den Anwesen jetzt ihre Verbündeten waren.
    Die Unordnung in Afghanistan beruhte zum Teil auf den normalen Wirren des Kriegs, aber sie hatte auch damit zu tun, dass die CIA und das Pentagon um die Vormachtstellung in dem neuen amerikanischen Konflikt kämpften. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld war darüber erbost, dass paramilitärische Teams der CIA als Erste in Afghanistan operierten. Wenngleich die Green Berets durch schlechtes Wetter und Probleme mit dem Zugang zu Stützpunkten in Afghanistan aufgehalten worden waren, war die Sache nicht nur ein logistisches Problem. Vielmehr wurde die Invasion tatsächlich zunächst von der CIA geplant und geführt, und das Militär hatte nur eine unterstützende Funktion. Dass die CIA schneller handeln konnte als das Pentagon, obwohl sie nur über einen Bruchteil von dessen Budget und Personal verfügte, ärgerte Rumsfeld, und er befahl eine Generalüberholung der Pentagonbürokratie, damit das nie wieder passierte.
    Er gab sich alle Mühe, den Militärapparat aufzupolieren, der seiner Ansicht nach engstirnig und viel zu sehr von den Partikularinteressen der Teilstreitkräfte geprägt war, die ihre ganze Energie daran verschwendeten, den Bestand ihrer heißgeliebten Waffensysteme zu sichern. Rumsfeld war in der Regierung Ford schon einmal Verteidigungsminister gewesen und nun nach einem erfolgreichen Ausflug in die Privatwirtschaft in das Ministerium zurückgekehrt. Er hatte bei dem Pharmaunternehmen G.D. Searle, das unter seiner Leitung den Süßstoff NutraSweet und das Abführmittel Metamucil orange auf den Markt brachte, ein Vermögen gemacht, und als er nun erneut Verteidigungsminister wurde, wollte er den aufgeblähten Militärapparat nach den Regeln der Privatwirtschaft umstrukturieren.
    Der 69-Jährige sollte schon bald der älteste Verteidigungsminister in der Geschichte der USA sein, und seine häufigen Klagen über die Verschwendung bei den Streitkräften hörten sich manchmal ein bisschen so an, als ob Großvater vom spartanischen Leben während der Weltwirtschaftskrise erzählt. Seine
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