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Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper

Titel: Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper
Autoren: Rip Gerber
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und äußerlich völlig ungerührt. Sie drückte den Abzug der Glock, und das aus nächster Entfernung abgefeuerte Geschoss traf Rudy Collins mit solcher Wucht mitten in die Brust, dass er einen halben Meter nach hinten geschleudert wurde. Wie durch ein Wunder konnte er sich noch auf den Beinen halten und starrte Neal mit weit aufgerissenen Augen ungläubig an.
    »Du hast auf mich geschossen, Stute«, sagte er und legte die rechte Hand auf die klaffende Wunde in seiner Brust. »Du hast auf deinen Rudy geschossen.« Er hob die Hand, die voller Blut war, vor seine Augen und sah sie sich an, als müsse er sich selber einen Beweis für seine Feststellung liefern. Dann klappte sein Mund auf, seine Augäpfel drehten
sich in ihren Höhlen nach oben, und er brach ohne ein weiteres Wort lautlos zusammen.
    Neal sah ihm ungerührt dabei zu, aber sie ließ die Waffe nicht sinken.
    »Und nun zu Ihnen, Dr. Maxwell«, sagte sie mit kühler Stimme. »Ich weiß durchaus zu schätzen, was Sie für dieses Land getan haben und kann Ihnen vor dem Hintergrund dessen, was dieser Mann vorhatte, auch nicht böse sein, dass Sie meine Menschenkette verhindert haben. Leider haben Sie aber einen ganz entscheidenden Fehler begangen, den ich Ihnen nicht durchgehen lassen kann.«
    Mit diesen Worten richtete sie die Waffe, mit der sie soeben ihren Geliebten erschossen hatte, auf Bens Brust.

91
    17:27 UHR
NATIONALS PARK STADION, WASHINGTON, DC
    »Was für ein Fehler?«, fragte Ben, der den Blick nicht von der Pistole wenden konnte, aus deren Mündung eine dünne, hellgraue Rauchfahne aufstieg.
    »Sie haben vorhin gesagt, dass es Patientenakten gewesen seien, die Sie für mich aus dem Netzwerk von AMT gesaugt hätten. Das lässt für mich nur einen Schluss zu.«
    »Und welchen?«, fragte Ben, obwohl im schlagartig klargeworden war, dass er mit diesem einen Satz möglicherweise sein eigenes Todesurteil unterschrieben hatte. Die Akten, die in den verstecken digitalen Archiven von AMT gelagert hatten, waren ein gesellschaftlicher Sprengstoff von höchster Brisanz. Eine Gruppe von wichtigen Entscheidungsträgern dieses Landes hatte seit langem von der Bedrohung der Allgemeinheit durch ein bisher unbekanntes, in höchstem Grade letales und ansteckendes Virus gewusst. Aber anstatt die Öffentlichkeit davor zu warnen, hatten sie unter strenger Geheimhaltung von einem enttäuschten Wissenschaftler eine Methode entwickeln lassen, um sich selbst vor diesem Virus zu schützen. Wenn diese Informationen jemals an die Öffentlichkeit gelangten, würde das einen politischen Erdrutsch auslösen, der nicht nur Kathleen Neals Karriere endgültig unter sich begrub.

    Ben schloss die Augen. Damit war es aus. Diese Frau würde über Leichen gehen, wenn sie dadurch ihren Anspruch wahren konnte, als erste Präsidentin der Vereinigten Staaten in die Geschichte einzugehen. Wie hatte er nur diesen dummen Fehler begehen können?
    »Tut mir wirklich leid, Ben, aber Sie wissen zu viel«, sagte Neal mit leiser Stimme. »Sie hätten diese Daten niemals entschlüsseln dürfen.«
    »Das hat er ja gar nicht«, hörte Ben auf einmal eine Stimme sagen. Sie klang so schwach und heiser, dass er sie nur mit Mühe als die seines Sohnes erkennen konnte. » Ich habe die Dateien entschlüsselt.«
    Neals Kopf wirbelte herum in die Richtung, aus der die Stimme kam. Die ganze Zeit über hatte niemand mehr auf Jack geachtet, der zusammengesunken an der Wand der Toilette lehnte. Jetzt sah Ben, dass er den Oberkörper aufgerichtet hatte und mit seinen blutverschmierten Fingern das weiße iPhone hochhielt, das er aus der Reporterkabine entwendet hatte. Er richtete die winzige Linse der eingebauten Kamera direkt auf Kathleen Neal. »Bitte recht freundlich«, sagte er. »Ich streame Sie gerade auf YouTube hoch.«

92
    18:02 UHR
NATIONALS PARK STADION, WASHINGTON, DC
    Die Sanitäter schoben die fahrbare Krankentrage so schnell den neonhellen Gang entlang, dass Ben ebenfalls rennen musste, um Schritt zu halten. Einer hielt einen Beutel mit einer Infusionslösung in der Hand, ein anderer kümmerte sich darum, dass die Sauerstoffmaske, die sie Jack über Mund und Nase gestülpt hatten, auf dem Transport nicht verrutschte.
    Vor und hinter der Trage eilten im Laufschritt all die Polizisten, Sicherheitsleute, FBI-Agenten und Männer vom Secret Service, die kurz nachdem die Senatorin Rudy Collins erschossen hatte, mit gezogenen Waffen in die Behindertentoilette gestürmt waren. Einige von ihnen hatten sich
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