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Killers: Roman (German Edition)

Killers: Roman (German Edition)

Titel: Killers: Roman (German Edition)
Autoren: Jack Kilborn , Blake Crouch
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saßen nebeneinander und aßen, während die Ebbe die Flut ablöste und sich das Geräusch der brechenden Wellen immer weiter von ihnen entfernte.
    Als sie fertig waren, lehnte sich Luther an seine Schwester und starrte in die Flammen. Sein Bauch war voll, und er sinnierte, während das Feuer die Überreste eines alten Schiffswracks verschlang. Er spürte die Hitze des Tages in seinen Schultern – ein warmes Glühen. Seine Augenlider wurden schwer.
    » Bist du müde?«, fragte Katie ihn.
    » Nein.«
    » ’türlich.«
    » ’türlich nicht.«
    » Luther, du darfst ruhig müde sein.«
    » Weiß ich doch.«
    Sie küsste ihn auf die Stirn. » Das mit deinem Schloss tut mir leid. Bist du noch immer traurig, dass nichts mehr davon übrig geblieben ist?«
    Luther antwortete nicht.
    » Das war echt cool, wirklich«, ermutigte ihn Katie. Sie reckte den Hals, um ihn anzuschauen. Sie musste die Tränen gesehen haben, die ihm in den Augen standen und im Schein des Feuers schimmerten. » Luther«, begann sie erneut. » Das nächste Mal werdet ihr ein neues Schloss bauen, und ich wette, dass es noch größer, noch schöner wird.«
    Luther blickte durch die Flammen hindurch auf seine Eltern. Maxine hatte sich einen Schal umgeschlungen und es sich zwischen Rufus’ Beinen mit einer Dose Bier bequem gemacht.
    Die Hitze des Feuers fühlte sich gut auf seinem Gesicht an. Er hätte einschlafen können.
    Er ließ den Blick zum Himmel hinaufwandern und folgte den glühenden Funken, die vom Feuer aufstiegen, um kurz darauf zu erlöschen.
    Er konnte noch die Überreste der Sonnenmilch auf Katies Haut riechen.
    Kokosnuss.
    Plötzlich erfüllte ihn ein warmes Gefühl des Stolzes auf seine Schwester.
    Sie war nur drei Jahre älter als er, aber sie verstand ihn besser als jeder andere Mensch auf der Welt, besser sogar als seine Mutter.
    Er wollte gerade ihre Hand in die seine nehmen, als er das Licht bemerkte.
    Zuerst hielt er es für ein Glühwürmchen– das Licht schien in der Luft zu schweben–, aber dann merkte er, dass es eine Taschenlampe war, die sich auf ihr Feuer zubewegte.
    Der Lichtkegel war noch immer ungefähr vierzig Meter entfernt. Luther ahnte nicht, wie oft er noch davon träumen sollte, wie sehr ihn die Furcht prägen würde. So unauffällig, so harmlos– einfach nur ein Licht, das sich durch die Dunkelheit auf ihn zubewegte.
    Seine Mutter bemerkte, dass etwas ihn beschäftigte. Sie fragte: » Alles in Ordnung, Luther?«
    Er wies mit dem Kinn auf die Lichtquelle. » Da kommt jemand.«
    » Ach, der macht wahrscheinlich nur einen Nachtspaziergang«, versicherte seine Mutter.
    » Können wir hier schlafen?«, wollte Katie wissen.
    » Eher nicht«, meldete sich Rufus zu Wort. » Ich muss mich dringend duschen.«
    Maxine kicherte. » Und danach ein weiches Bett, mein Lieber.«
    » Unbedingt.«
    » Aber das wäre doch toll!«, jammerte Katie.
    » Vielleicht ein anderes Mal«, meinte Rufus. » Wir haben auch keine Schlafsäcke dabei.«
    Das Licht kam immer näher. Es hatte sie jetzt beinahe erreicht. Luther beobachtete den Kegel und horchte auf das Knirschen des Sandes bei jedem Schritt.
    » Der kommt hierher«, verkündete er.
    Jetzt setzte sich auch Maxine auf und warf einen Blick über die Schulter.
    Luther hielt sich die Hand vor die Augen, um nicht vom Licht des Feuers geblendet zu werden.
    Er sah die behaarten und stämmigen Beine eines Mannes wenige Meter von ihnen entfernt, die in schlammverkrusteten Stiefeln steckten.
    Rufus richtete sich jetzt auf.
    Luther hörte, wie sein Vater den Neuankömmling begrüßte: » Hi.«
    Er blickte in das Gesicht seiner Schwester, und der Anblick gefiel ihm überhaupt nicht– eine Intensität, eine Konzentration, der er nicht folgen konnte. Irgendetwas entzog sich ihm. Da geschah etwas, das sich jenseits seines noch so engen Horizonts abspielte.
    Dann hörte er erneut die Stimme seines Vaters. » Guten Abend.«
    » Was macht ihr hier?«
    Die Stimme klingt irgendwie komisch, dachte Luther. Ein südlicher Akzent, aber nicht von hier. Und einen freundlichen Eindruck machte sie auch nicht. Sie erinnerte eher an ein merkwürdiges metallenes Kratzen.
    » Wir machen ein Lagerfeuer«, antwortete Rufus.
    » Wohnen Sie hier in der Gegend?«
    » Wir sind aus Ocracoke. Und Sie? Sind Sie hier im Urlaub?«
    Der Mann lachte, als ob Rufus einen Witz gemacht hätte. » Ja, genau. Wir sind auf der Durchreise.« Er ging drei Schritte auf sie zu und schaltete die Taschenlampe aus. Luther musterte ihn, wie
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