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Killer im Kopf

Killer im Kopf

Titel: Killer im Kopf
Autoren: Jason Dark
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Ihre Kehle war eng geworden. Ohne daß sie es wollte, sank ihr Körper nach vorn, und mit der Stirn berührte sie das Lenkrad.
    Abwarten. Einige Minuten noch. Aus Erfahrung wußte sie, daß es ihr nach dem Schluchzen besserging. Dann würde wieder alles normal laufen. Der Anfall ebbte ab, aber der nächste würde folgen.
    Sheila wischte ihre Augen trocken. Sie konnte unmöglich warten, bis sie wieder völlig okay war. Der Bobby drehte seine Runden, er würde in einigen Minuten wieder hier vorbeikommen und sich wundern, daß sie noch immer auf demselben Fleck stand.
    Die Frau sprach mit sich selbst. »Ich bin okay, verdammt noch mal! Ich bin okay! Nichts kann mich aus der Bahn werfen. Ich bin gut. Ich werde und ich muß es schaffen. Ich bin kein Kind mehr. Ich bin erwachsen. Ich kann tun und lassen, was ich will. Es ist alles gut.«
    Sie redete es sich ein. Zwar fühlte sie sich nicht besser, aber der ganz starke Druck war verschwunden. Sie nahm die Dinge wieder normal wahr. Die Angst hatte sich zurückgezogen. Zwar war sie da, aber der Ring war nicht mehr so fest.
    Sheila startete.
    Langsam rollte der Porsche an. Das war kein Kavaliersstart, wie man es oft bei den Fahrern von Sportwagen erlebte, bei Sheila ging alles locker weiter. Sie hatte nicht gelogen. In der Tat wohnte sie in der Nähe. In einer ruhigen Gegend, die zum Londoner Süden zählte. Wo sich die Menschen noch an ihren Häusern und Gärten erfreuen konnten. Wo es äußerlich zumindest keinen Grund für irgendwelche Depressionen gab.
    Sie würde in ein leeres Haus kommen, denn Johnny, ihr Sohn, übernachtete bei einem Freund.
    Ein leeres Haus, ein leerer Abend und eine leere Nacht.
    Nein, keine leere Nacht, sondern eine erschreckende und grauenvolle, voller Ängste. Der Killer würde kommen und sich wieder in ihrem Kopf festsetzen. Er war dabei, sie zu zerstören. Eine Attacke aus dem Unsichtbaren und nicht Faßbaren. Möglicherweise aus einer anderen Welt. So weit dachte Sheila bereits.
    Aber – vorausgesetzt, es stimmte, wer sollte dafür die Verantwortung tragen?
    Daß es irgend jemanden gab, stand für sie fest. Nur hatte dieser Jemand für sie weder einen Namen noch ein Gesicht. Und das empfand sie als schrecklich.
    Jemand war dabei, sie zu jagen, und zwar auf seine Art und Weise.
    Doch wer war dieses Wesen?
    Eine Antwort fand Sheila nicht darauf. Möglicherweise war es ein Geist, ein Gespenst. Oder war es möglich, daß sie selbst es war, die sich jagte?
    Psyche und Verstand paßten nicht zusammen. Das ergab einfach keinen Sinn. Trotzdem gehörten sie irgendwo zusammen.
    Sheila verstand es nicht. Sie dachte auch nicht mehr darüber nach. Nur eines war bei ihr sicher.
    Die Furcht vor der nächsten Nacht und dem nächsten Tag!
    ***
    Der Machetenmann hatte das Haus verlassen. Er war nicht weit gegangen, sondern hatte sich in eine Toreinfahrt gedrückt, damit er nicht mehr vom Licht der Straßenbeleuchtung erfaßt wurde.
    Was jenseits der Einfahrt ablief, kümmerte ihn nicht. Er lehnte an der Ziegelsteinwand und dachte nach, was geschehen war. Er hatte sich auf das Blutbad gefreut, darauf, daß Menschen starben, denn sie mußten für ihn in den Tod gehen. Er hatte es so beschlossen, und so würde es auch bleiben. Nichts sollte sich daran ändern.
    Und dann war das Gesicht erschienen.
    Das Gesicht einer Frau.
    Umrahmt von blonden Haaren. Keine sehr junge Frau mehr, sondern eine Mitte Dreißig. Allerdings äußerst attraktiv mit klaren Augen und einer sehr feinen Haut.
    Er hätte sich keine Gedanken darüber gemacht, wenn er dieses Gesicht zum erstenmal vor seinem geistigen Auge hätte auftauchen sehen. Das war jedoch nicht der Fall. In den vergangenen Wochen und Monaten war das Gesicht immer wieder erschienen. Mal kurz, dann länger, aber beim letztenmal doch ziemlich lange, so daß er sich die Züge hatte genau einprägen können.
    Das Gesicht! Für ihn war es nicht nur ein Gesicht, sondern mehr als das.
    Es war ein Zeichen, ein Hinweis, ein Omen auf einen bestimmten Vorgang, der sich möglicherweise teilte, wobei er zum einen seinen Ursprung in der Vergangenheit, zum zweiten in der Gegenwart und zum dritten in der Zukunft hatte. Das konnte stimmen, dieses Dreieck war vorhanden, und es schwebte über ihm, wobei er es nicht begriff.
    Das Gesicht der Frau oder die gesamte Frau hatte etwas mit ihm zu tun.
    Es mußte einfach zwischen ihm und ihr Berührungspunkte geben, denn ohne Grund war dieses Frauengesicht nicht erschienen. Nur konnte er sich nicht
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