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Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Titel: Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)
Autoren: Richard Laymon
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hob ihre Tasche auf.
    »Ich habe euch ja gesagt, dass ihr mich in Ruhe lassen sollt!«, sagte sie, als die Frau stöhnend versuchte, wieder auf die Beine zu kommen.
    »He!«, schrie die Pummelige. »Was hast du mit ihr gemacht? Lass sie in Frieden!«
    »Lasst ihr mich in Frieden!«, keifte Janet, während sie nach hinten zurückwich.
    Die Dicke rollte auf sie zu und die andere richtete sich auf. Im Fallen hatte sie einen Ärmel ihres T-Shirts abgerissen. Ihre Zähne knirschten und sie warf einen raschen Blick auf ihre dunkle, abgeschürfte Schulter.
    »Bist du verletzt?«, fragte ihre Freundin, die ihren Lauf abbremste.
    »Schnapp sie dir!«
    »Nein!«, schrie Janet. »Hört auf damit! Sie ist schon verletzt.«
    »Verdammt, Glory, besprüh ihren Scheiß-Mantel! «
    Glory schlurfte auf sie zu, und die Glöckchen klingelten.
    »Nein«, sagte Janet. »Lasst das. Bitte.«
    Glory kam näher und so wirbelte sie herum. Als sie zu laufen anfing, zischten die Sprühdosen. Sie blickte zurück. Glory, die aus beiden Läufen feuerte, war von der Brust aufwärts in Wolken von rotem Nebel gehüllt. Die Farbe konnte Janet nicht erreichen. Doch wenn Glory nur etwas näher kam …
    Janet stopfte sich die Handtasche in den Mund und biss zu. Der Beutel hüpfte unter ihrem Kinn auf und ab, als sie über den Gehweg stürmte und sich aus ihrem Mantel schälte. Sie riss den Mantel vor sich und rollte ihn zu einem dicken Bündel zusammen. Nahm mit der rechten Hand die Tasche aus ihrem Mund. Und rannte weiter, den Mantel an sich drückend.
    Jetzt kriegen sie dich nicht mehr, dachte sie.
    Die Ecke vor ihr sah verlassen aus. Als sie näher kam, sah sie sich nach jeder Seite um. Der Parkplatz. Wenn ich zum Parkplatz gelangen könnte …
    Wo zum Teufel ist er? Sie hatte keine Ahnung.
    Doch ihre Ampel war grün, und die Kreuzung war leer, also verließ sie den Bürgersteig und rannte auf die Straße.
    Ein Hupen erschreckte sie.
    Sie schaute nach links. Ein Taxi, das über Rot fuhr, schoss geradewegs auf sie zu. Dann bog es ab. Sie hielt inne, schwankte nach hinten. Der Wagen eilte vorbei und hinterließ nur eine warme Brise.
    Verdutzt von diesem Fastzusammenstoß bemerkte Janet kaum den Klang von knallenden Sandalen und klingelnden Glöckchen. Das Zischen kam aus dem Hinterhalt.
    Sie sprang vor. Aber nicht schnell genug.
    Ihr Abendkleid war rückenfrei und so bedeckte die kühle Farbe ihre nackte Haut von ihrem Nacken fast bis zu ihrer Taille, bevor sie schnell genug war, um Glory hinter sich zu lassen.
    Das wäre das Ende des Mantels gewesen, dachte sie.
    Ich habe ihn gerade noch rechtzeitig ausgezogen.
    Auf dem gegenüberliegenden Gehweg sah sie über ihre Schulter zurück.
    Glory, die ihr immer noch mit einer Sprühdose in jeder Hand nachjagte, hatte mit dem Sprühen aufgehört. Ihr Haar war verklebt und ihr Gesicht mit roter Farbe besudelt. Janet fragte sich, wie sie überhaupt noch durch ihre Brille sehen konnte. Die Frau war offensichtlich in die eigene Sprühwolke gelaufen. Ihr ärmelloser Pullover war mit Farbe getränkt. Größtenteils rot, nur eine Andeutung des ursprünglichen Graus verblieb sichtbar auf dem Unterteil. Ihre karierten Bermudashorts und die dicken Beine hatten einige Spritzer abbekommen. Janet stellte fest, dass das Klingeln von einem Lederhalsband mit Glöckchen um ihren linken Knöchel kam.
    Leder? Und was ist mit diesen Sandalen? Leder?
    Vielleicht nicht. Vielleicht künstliches.
    Oder vielleicht war das Miststück nur eine Heuchlerin.
    Künstlich?
    Janet brüllte über ihre Schulter: »Mein Pelz ist nicht echt! Er ist künstlich! Du hast keinen Grund …«
    Sie verstummte, als die Dürre – die Schnellere von beiden – hinter Glory auftauchte, diese überholte und hinter sich ließ und mit erschreckender Geschwindigkeit auf Janet zuraste.
    Janet stürzte davon.
    Mit dem Mantel im Arm war es ihr möglich gewesen, Glory auf Abstand zu halten. Doch die hier war so viel schneller. Janet hatte keine Hoffnung, sie abzuhängen – nicht, solange ihre Arme diese Last zu tragen hatten.
    Nur eine Frage der Zeit.
    Janet fing an zu weinen.
    Ich will nicht, dass sie meinen Mantel ruinieren! Bitte! Warum wollen die das tun?
    Sie hörte die nackten Füße der Frau auf dem Gehweg, hörte ihre raschen, scharfen Atemzüge.
    »Bitte!«, schrie sie.
    Das Wort war noch nicht zu Ende gesprochen, als sie zu Boden gerissen wurde. Ihre Arme, um den Mantel gelegt, schlugen als Erstes auf dem Beton auf. Dann ihre Knie. Der Mantel dämpfte
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