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Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Titel: Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)
Autoren: Richard Laymon
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erschrocken, andere sahen fast amüsiert zu, niemand versuchte zu helfen.
    Janet blickte über ihre Schulter. Ihre Verfolgerinnen liefen Seite an Seite, nicht mehr als drei Meter entfernt.
    Welche Reichweite hatten wohl diese Sprühdosen?
    Ich sterbe, wenn sie meinen Mantel ruinieren!
    Doch sie wusste, dass sie ihnen nicht entkommen konnte – nicht mit diesen Absätzen. Die Schuhe konnten wie das Kleid ersetzt werden.
    Ohne ihren Lauf zu verlangsamen, kickte sie ihren rechten Schuh weg. Der linke machte ihr einige Probleme, doch nach einigen Schritten war sie auch ihn los. Ohne die Schuhe fühlten sich ihre Füße leicht und schnell an.
    Sie stürmte den Gehweg entlang, der mit Ausnahme ihres keuchenden Atems, des Klatschens ihrer Füße und des wispernden Geräuschs, das ihre Strumpfhose beim Laufen machte, still war.
    Die Frauen hinter ihr machten weitaus mehr Lärm. Eine schien zu krächzen. Eine trug Schuhwerk, vermutlich Sandalen, das hart auf dem Asphalt auftraf. Eine klingelte wie Weihnachtsglöckchen. Von ihren Sprühdosen kam ein rasselndes Geräusch, als wären nur noch Mischkugeln darin.
    Die beiden Frauen schienen sich nicht zu nähern. Ihr Keuchen wurde aber auch nicht leiser.
    Bislang hatte Janet sich gut gehalten.
    Vor ihr war der Weg von einem Pulk aus Menschen blockiert, die an einer Ecke standen und darauf warteten, die Straße zu überqueren.
    »Hilfe!«
    Einige sahen sich nach ihr um.
    »Was ist denn los?«, fragte ein junger Mann im Pullover. Er sah unschuldig und schülerhaft aus.
    »Die sind hinter mir her!«, brachte Janet hervor.
    »Warum?«
    »Tierschutzfront!«, rief eins der Mädchen. »Halte dich da raus!«
    »Was?« Er runzelte die Nase.
    Und es war bereits zu spät. Janet hatte keine Zeit, stehen zu bleiben und sich zu erklären. Wenn sie den Angreiferinnen nur eine oder zwei Sekunden gab, konnte ihr Mantel schon mit Scharlach besudelt sein.
    Knapp hinter der Gruppe bog sie nach rechts ab.
    »Was geht hier vor?«, rief ihr der Junge nach.
    Sie antworte nicht. Sie gab Fersengeld.
    Der Gehweg vor ihr war menschenleer. Auch gut, dachte sie. Es würde ihr ohnehin niemand helfen – nicht ohne Erklärung. Und eine Erklärung war nicht möglich. Sie würden ihr dafür keine Zeit lassen.
    Würde doch nur jemand die zwei Miststücke einfach aufhalten!
    War es nicht offensichtlich, wer hier das Opfer war?
    Anscheinend nicht.
    Oder es war den Leuten einfach egal.
    Alles wäre anders, wenn Typen hinter mir her wären.
    Männer würden sich gegenseitig niedertrampeln, um mich zu retten.
    Aber Frauen sind hinter mir her. Also bin ich dran. Wundervoll.
    Ihre Verfolgerinnen waren dem Geräusch nach weiter weg als zuvor. Weil sie dachte, sie könne sie nun abhängen, wagte Janet einen Blick zurück.
    Ihr Herz blieb stehen. Die Dürre war näher als je zuvor. Nur noch knapp zwei Meter trennten sie von Janet.
    Die Dicke war viel weiter hinten. Sie war diejenige, die Lärm machte. Diejenige, die krächzte und Sandalen und Glöckchen trug. Diejenige, die jetzt die beiden rasselnden Farbdosen hatte.
    Ihre Freundin vor ihr lief fast geräuschlos. Ihr langes Blondhaar wirbelte. Die Lippen enthüllten Zähne, die im Licht der Straße sehr weiß aussahen. Keine Ohrringe, keine Halskette, kein Armband, keine Ringe. Kein Büstenhalter. Keine Schuhe oder Socken. Ein weißes T-Shirt und abgeschnittene alte Jeans und sonst nichts. Für den Kampf gekleidet, für leises Rennen.
    »Lasst mich in Frieden!«, stieß Janet hervor.
    »Schlächterin!«
    »Das bin ich nicht! «
    »Gib mir den Mantel!«
    »Nein! Geh weg!«
    »Ja! Sobald ich dir … diesen Pelz … von deinem beschissenen Körper gerissen habe!«
    Janet wandte sich zur Seite und warf ihre Handtasche. Wie der Mantel ein Geschenk von Harold. Doch sie hatte nichts anderes zu werfen.
    In der schwarzen Satintasche war verschiedener Krimskrams: Kleingeld, Taschentücher, ein Tampon, ihr Parkschein, der Rest der Theaterkarte, der zusammengefaltete Spielplan und ihr Führerschein. Ebenso ihr Schlüsselbund, ihre Puderdose und ihr Opernglas – das der Tasche einiges Gewicht verlieh.
    Ihre Verfolgerin sah die Tasche auf sich zufliegen. Sie riss einen Arm hoch, um sie abzuwehren, verfehlte sie aber. Sie versuchte den Kopf aus der Schusslinie zu nehmen. Die Tasche traf ihre rechte Schläfe. Ihr Gesicht verzog sich.
    Sie drehte sich um und stolperte über ihre eigenen Füße. Mit der Schulter schlug sie auf dem Gehweg auf und rutschte ab.
    Janet eilte zurück zu ihr und
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