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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe
Autoren: Christina Dodd
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»Davon bin ich überzeugt, aber uns blieb keine Wahl. Wir haben kein Geld. Auch die Dorfbewohner nicht. Dieser Lord Northcliff versucht, Sie aus Ihrem Haus zu vertreiben - er sagt, Sie schulden ihm die Pacht! Den Dorfbewohnern will er das Land wegnehmen, und dabei lebt Ihre Familie hier schon über vierhundert Jahre, und deren Vorfahren besaßen dieses Land mindestens genauso lange wie die Edmondsons. Mit zehntausend Pfund können wir hingehen, wohin wir wollen, und sogar den Dorfbewohnern noch etwas überlassen.«
    »Aber selbst wenn wir Erfolg haben, werde ich gezwungen sein, meine geliebte Insel zu verlassen.« Amy spürte, dass Miss Victorines Hand leicht zu zittern begann.
    »Und wir werden Erfolg haben«, sagte Amy mit fester Stimme. »Ich weiß, dass wir uns ein neues Zuhause suchen müssen, und ich finde es auch furchtbar, dass er uns fortjagt. Aber wir müssen ohnehin die Koffer packen. Mit dem Lösegeld können wir uns einen Ort aussuchen, der uns gefällt, und ein hübsches Haus kaufen. Ein Haus, das keine undichten Stellen hat, durch die Mäuse und Regen hereinkommen.«
    »Ich bin zu alt, um mich noch an ein neues Haus zu gewöhnen.« Ein flehender Ausdruck schlich sich in Miss Victorines trübe Augen.
    »Wo auch immer Sie hingehen, ich werde bei Ihnen sein. Das verspreche ich. Wir werden glücklich sein.« Amy hasste es, wenn Miss Victorine so jämmerlich dreinblickte, und daher setzte sie trotzig hinzu: »Wer weiß? Vielleicht verunglückt Lord Northcliff eines Tages in seiner Kutsche, und wir können nach Sommerwind zurückkehren.«
    Von Entsetzen gepackt, zog Miss Victorine ihre Hand zurück. »Den Tod dürfen Sie ihm nicht wünschen! Das bringt Unglück!«
    Coal räkelte sich und blickte Amy mit funkelnden Augen an.
    Amy murmelte eine Entschuldigung und kraulte den Kater besänftigend unterm Kinn. Aber die Verwünschung bereute sie nicht aufrichtig. Wenn sie nur daran dachte, dass Lord Northcliff das Leben dieser armen, liebenswerten alten Dame ruinierte, hätte sie am liebsten vor Verzweiflung aufgeschrien. Sie wollte ihn durchschütteln, bis er zur Vernunft kam. Sie wollte ... einen Kutschenunfall arrangieren, bei dem er sich den Hals brechen sollte.
    Als sie sah, dass Miss Victorine versuchte, sich tapfer zu geben und ihre Bedenken zu kaschieren, wurde Amys Zorn auf den liebenswerten Engel Lord Northcliff noch größer.
    Miss Victorine blickte auf den lang ausgestreckten Körper hinter Amy. »Er verlor seine Mutter, als er sieben Jahre alt war. Er wuchs ohne den beschwichtigenden Einfluss einer weiblichen Person auf. Deshalb kam er, glaube ich, immer so gern zu mir. Er wollte gestreichelt und verwöhnt werden.«
    »Wollen das nicht alle Männer?«, fragte Amy scharf.
    »Mag sein.« Miss Victorine stieß einen Seufzer aus, als wäre sie vollkommen erschöpft. »Aber manche Jungen wollen wir verhätscheln, anderen wiederum eine Tracht Prügel verabreichen.«
    Verblüfft über den Nachdruck in den Worten der alten Dame, fragte Amy: »Wem sollten wir denn eine Tracht Prügel verabreichen?«
    »Mr. Harrison Edmondson hat mir noch nie gefallen. Er ist Lord Northcliffs Onkel, und ihm gebe ich die Schuld für die gleichgültige Haltung, die der junge Jermyn gegenüber seinen Ländereien und seinen Leuten an den Tag legt. Dieser Harrison strahlt Kälte aus, und seine Augen sind klein und stehen eng zusammen.« Miss Victorine nickte weise. »Sie wissen, was das bedeutet.«
    Amy hatte zwar keinen Schimmer, auf was die Dame anspielte, aber sie nickte und erhob sich. »Sie müssen erschöpft sein. Gehen Sie zu Bett.«
    »Ich könnte sowieso nicht einschlafen! Nicht nach all dieser Aufregung.« Aber Miss Victorine wurden die Lider schwer, als sie den Marquess nachdenklich ansah. Auch der Kater begann müde zu blinzeln. »Seine Mutter war eine ausgesprochen hübsche Frau. Der liebe Jermyn hat die Haarfarbe seiner Mutter, und der Ton steht ihm sogar beinahe noch besser.«
    Das stimmte. Der leuchtende Mahagoniton seiner Haare rief in Amy den geheimen Wunsch hervor, dem Marquess die Locken aus der Stirn zu streichen. Tatsächlich berührte sie die nach oben gezogenen Brauen des Lords, die viel dunkler waren, und strich leicht mit den Fingerspitzen darüber. Schon bildete sie sich ein, die Brauen könnten gefärbt sein, aber wie es schien, hatte die Natur diesen auffälligen Kontrast zwischen Haarfarbe und Brauen gewollt.
    Es war ein eigenartiges Gefühl, einen so vitalen Mann unter Kontrolle zu haben. Ebenso
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