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Kerstin Gier 2

Kerstin Gier 2

Titel: Kerstin Gier 2
Autoren: Mutter-Mafia und Friends
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nach der Eiskugel. »Nicht!«, rufe ich erneut, doch zu spät. Die Kugel hält der Erschütterung nicht stand und plumpst auf den Boden. Moritz jault auf. »Siehst du, Moritz, das nächste Mal hörst du auf die Mama«, sage ich.
    »Ich will ein neues!«
    »Nein.«
    Er bricht in apokalyptisches Heulen aus. Das wird ihm eine Lehre sein. »Moritz, ich habe eine Idee«, ruft Ralf. »Du darfst dir ein Spielzeug aussuchen.«
    »Au ja!« Moritz hüpft vor Begeisterung. Das Eistrauma ist überwunden, die Lehre gleich null, danke lieber Gatte. Ich stöhne auf.
    »Wenn Moritz was kriegt, will ich auch was«, mault Fiona.
    »Nico auch«, ruft Nico.
    »Los, dann kommt alle mit«, sagt Ralf und verschwindet mit den dreien im Spielzeuggeschäft gegenüber. Ich setze mich auf ein Mäuerchen und beobachte mit verkniffener Miene Familie Perfekt, die ihre Eisbecher leert, den Platz überquert und in der Kirche verschwindet. Na klar, denke ich, die gehen in die Kirche und meine Familie schafft es nur in den nächsten Konsumtempel.
    »Guck mal, Mama!« Moritz kommt atemlos angelaufen und schreit: »Peng, peng, peng!«
    »Was hat Papa dir denn da gekauft?«
    »Das ist total cool!« Er hält die Pistole hoch und schwenkt in der anderen Hand ein Maschinengewehr aus billigem Plastik.
    »Da können wir uns ja gleich ein Schild um den Hals hängen: Wir erziehen unsere Kinder scheiße«, gifte ich Ralf an.
    »Er ist ein Junge. Jungs spielen nun mal mit Waffen.«
    »Meinetwegen mit einem Holzschwert. Aber doch nicht mit so was . Was sollen denn die Leute denken?«
    »Wieso? Hier kennt uns ja keiner«, erwidert Ralf schnippisch.
    »Ha, ha.«
    »Komm, Gerda. Entspann dich mal. Ist doch alles halb so wild.«
    Der erste echte Urlaubstag neigt sich dem Ende zu – da steht natürlich das eigentliche Großereignis noch an: das Abendessen!
    »Gut, dass wir Halbpension gebucht haben. Dieses ewige Überlegen, was man kochen könnte, und vor allem das Einkaufen ist echt stressig!«, sage ich auf dem Weg zum Speisesaal und klatsche genervt in die Hände. »Los, Leute, kommt jetzt. Sonst kriegen wir nur einen doofen Tisch.« Ralf und Moritz sind stehen geblieben, um einen Käfer zu bewundern. »Ich bin ein Forscher!«, ruft Moritz und verschwindet ins Gestrüpp. »Nico auch Forscher«, ruft der Kleine und tappt hinterher.
    »Ralf, würdest du bitte deine Söhne holen.«
    »Ach, lass sie doch spielen.«
    »Ich sehe schon kommen, dass wir gleich wieder doof sitzen.«
    »Ist doch egal. Wir werden schon nicht verhungern.«
    »Das sagst du . Du weißt doch, wie die Leute zuschlagen, wenn es umsonst ist. Eigentlich müsste das nicht All you can eat heißen, sondern All you can eat, bevor your Nachbar es isst .«
    Ralf lacht.
    »Das ist nicht zum Lachen«, sage ich.
    »Wann kommen die denn endlich«, nölt Fiona und streichelt ihrem dämlichen Plüsch-Fiffi über den Kopf, den sie in bester It-Girl-Manier in einer rosa Tasche unter dem Arm trägt. Andere Familien streben an uns vorbei und laufen in den mit Kerzen dekorierten Eingang des Speisesaals. Mein Puls steigt. Meine Hände fangen an zu schwitzen. Meine Beine haben einen enormen Bewegungsdrang. Klassische Symptome des Büfettschlacht-Fiebers. »Moritz! Nico! Herkommen. Aber sofort!«, brülle ich. Als Ralf sie schließlich aus dem Gebüsch zerrt, sehe ich, dass das Vorhaben, meine Kinder wenigstens sauber in den Speisesaal zu bringen, gescheitert ist. Aber mit Abputzen von Erde, Blütenstaub und Kletten halte ich mich jetzt nicht mehr auf. Es ist höchste Eisenbahn! Denn obwohl das Büfet erst vor einer Viertelstunde eröffnet wurde, ist es natürlich schon brechend voll. Während wir uns zwischen den Raffkes mit ihren überfüllten Tellern hindurchschlängeln, merke ich, dass ich insgeheim nach Familie Perfekt Ausschau halte. Würde mich nicht wundern, wenn die ganz vorne auf dem Präsidentenplatz direkt am Büfet sitzen würden. Aber ich kann sie nicht entdecken. Vielleicht haben sie sich verspätet. Haha! Da werden sie staunen. Denn wir bekommen schon nur noch einen Tisch neben dem Kücheneingang. Wer jetzt kommt, kann sich vor die Toiletten hocken. »Na super«, sage ich und versuche, das Büfet von hier hinten überhaupt zu erkennen. »Hab ich es doch gewusst.«
    »So trainiert man wenigstens beim Nachschlagholen sein Essen wieder ab«, sagt Ralf und grinst. Aber diese Angelegenheit ist zu ernst für Humor. Nach zehn Minuten haben alle Kinder ihr Essen vor sich und ich kann mir endlich auch was holen.
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