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Kerstin Gier 2

Kerstin Gier 2

Titel: Kerstin Gier 2
Autoren: Mutter-Mafia und Friends
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Kinderbuch lese. »Mama«, kreischt Fiona. »Was machst du da mit meinem Hannah-Montana-Buch?« Sie ist aufgesprungen und trompetet in Affenlautstärke herum.
    »Schschsch, schon gut. Nicht so laut«, mahne ich. Aber Vernunft und neunjährige Mädchen passen nicht zusammen. »Das ist mein Hannah-Montana-Buch. Und du machst es dreckig!«, brüllt sie und reißt es mir aus den Händen. »Wieso liest du überhaupt so was, Mama? Du bist doch erwachsen!«
    Das Ehepaar mit den Strohhüten und den Birkenstocks ein Handtuch weiter lässt den Wanderführer, den es gemeinsam studiert hat, sinken und taxiert uns aufmerksam, wobei es vermutlich automatisch Noten verteilt.
    »Ja-ha«, sage ich laut. »Ich muss doch kontrollieren, welche Medien du konsumierst. Aus pädagogischen Gründen, weißt du.«
    »Mama, du bist eine Scheißkuh.«
    »So was sagt man nicht«, rufe ich demonstrativ. »Woher hast du das nur?« Aber meine Tochter hat sich schon wieder mit ihrer Musik verkoppelt und schwebt im siebten Miley-Cyrus-Himmel. Nico wiederholt begeistert »Scheißkuh, Scheißkuh«, ich werfe einen entschuldigenden Blick auf das Lehrerpaar, das die verbeamteten Augenbrauen hochzieht, Moritz schüttet eine Schaufel Sand auf Nicos Haare, doch bevor ich anfangen kann zu schimpfen, schreit Moritz: »Papa!«, und rennt los. Mein Mann, der angeschlendert kommt, schmeißt ihn in die Luft. Er trägt ein neues blaues Hemd und passende Shorts und sieht sehr zufrieden aus. »Wo warst du so lange?«, motze ich.
    »Bei der Autovermietung war es brechend voll, also habe ich einen Kaffee getrunken«, antwortet er strahlend.
    Ich verdrehe genervt die Augen.
    »Reg dich ab«, sagt Ralf. » Ich habe mich immerhin um unseren Urlaub gekümmert, während ihr hier am Strand rumhängt.« Ich muss mich zusammenreißen, um ihm nicht mit der Sandschaufel eins über den Scheitel zu ziehen. »Und die Klamotten? Woher hast du die?«, bohre ich weiter.
    »Neben der Autovermietung war dieser Laden. Sieht gut aus, oder?«
    »Mmppff. Aber das war ja nun wirklich nicht nötig.«
    »Na und?« Er lässt seinen Blick von meinen strähnigen Haaren bis zu den nicht lackierten Zehen wandern. »Du könntest dich ruhig auch mal schick machen. Läufst immer noch in diesem unmöglichen ausgeleierten Ding rum.«
    »Na und? Hier kennt mich doch keiner«, gebe ich patzig zurück. Ich möchte nicht zugeben, dass ich keinen neuen Badeanzug kaufe aus Angst, nicht in eine ungedehnte 42 zu passen.
    »Ach so. Schon klar. Und für mich brauchst du dir auch im Urlaub keine Mühe zu geben. Ich bin ja nur dein Mann«, sagt er beleidigt. Mir fällt ein, dass ich vor ein paar Wochen zu Hause behauptet habe, hier könne ich ruhig in einer ollen Jogginghose rumlaufen, weil die Leute mich ja kennen . Hmm. Ich sollte mal über dieses Konzept nachdenken. Aber nicht jetzt. Jetzt entspanne ich mich. Ich lege mich hin und schließe die Augen.
    »Ich gehe ins Wasser«, sagt Ralf.
    »Ich komme mit«, ruft Moritz, und die beiden ziehen mit dem Schwimmreifen in Krokodilform los. »Nico auch mit«, sagt mein Jüngster und dackelt hinterher. Ich seufze und wuchte mich hoch, um ihm hinterherzulaufen. Dabei versuche ich, von oben den Cellulite-Bestand meiner Oberschenkel zu erfassen, beschließe aber, dass das Sonnenlicht eine verzerrende Wirkung hat und dieses Geschwabbel nicht real sein kann. Aber wenn doch, dann sollte ich dringend was dagegen tun. Und einen Pareo kaufen. Wenn man nicht gerade Heidi Klum ist, hat man als Mutter nun mal keine Möglichkeit, sich in Form zu halten. Und das erwartet ja auch keiner!
    In diesem Moment taucht sie an der Treppe zum Strand auf wie eine Fata Morgana, wie eine Erscheinung aus dem Land der Märchen und Medienklischees. Die perfekte Familie. Mutter, Vater, drei Kinder. Die Mutter in einem Traum von Bikini, mit einem Traum von Body, straffe, leicht gebräunte, sagenhaft glatte Haut. Ihre blonden Haare sind zu zwei mädchenhaften Zöpfen geflochten, sie trägt Lippenstift . Am Strand! Ihr Mann, muskulös, graumeliertes volles Haar, ein Gentleman, mit Taschen bepackt. Und die Kinder erst! Wie aus dem Katalog für neidische Eltern. Die blonden Haare des älteren Mädchens, ungefähr Fionas Alter, fließen in seidigen Bahnen den Rücken hinunter, sie trägt ebenfalls Bikini, genau wie die Kleinste, eine blond gelockte Prinzessin, vielleicht drei. Den Jungen schätze ich auf sechs, er hat kurze Haare und trägt den Sonnenschirm und eine große Tasche. Auf einen Fingerzeig
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