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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht?
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meinem großartigen Ehemann Eric erzählt habe. Ich kann ... so einiges verstehen.
    »Ich habe bei deiner Arbeit angerufen«, sagt er. »Aber die sagten, du wärst nach Hause gegangen.«
    »Ja.« Ich bringe ein Nicken zustande. »Bei der Arbeit ist einiges vorgefallen.«
    Ich bin ganz durcheinander. Ich kann ihm nicht in die Augen sehen. Ich weiß nicht, warum er hier ist. Ich trete einen Schritt zurück und weiche seinem Blick aus, verknote meine Finger, halte die Luft an.
    »Ich muss dir was sagen, Lexi.« Jon holt tief Luft, und jeder einzelne Muskel in meinem Körper spannt sich. Er druckst herum. »Ich möchte mich ... entschuldigen. Ich hätte dich nicht so bedrängen sollen. Es war unfair.«
    Mir fährt der Schreck in die Glieder. Ich hatte was anderes erwartet.
    »Ich habe viel darüber nachgedacht«, fährt Jon eilig fort. »Mir ist bewusst, wie schwer die letzte Zeit für dich gewesen sein muss. Ich war dir keine Hilfe. Und ... du hast recht. Du hast recht.« Er macht eine Pause. »Wir sind kein Liebespaar. Ich bin nur jemand, den du vor kurzem kennengelernt hast.«
    Er klingt so sachlich und nüchtern, dass ich plötzlich einen Kloß im Hals habe.
    »Jon, ich meinte nicht...«
    »Ich weiß.« Er hebt eine Hand, und seine Stimme klingt sanfter. »Ist schon okay. Ich weiß, was du gemeint hast. Es war schwer für dich.« Er tritt einen Schritt näher, und sein Blick sucht meinen. »Und was ich sagen wollte ... mach dich nicht fertig, Lexi. Du gibst dein Bestes. Mehr kannst du nicht tun.«
    »Ja.« Meine Stimme ist ganz gepresst, weil ich mit den Tränen kämpfe. »Na ja ... ich geb mir Mühe.«
    Oh Gott, gleich muss ich weinen. Jon scheint es zu merken und weicht zurück, um mich nicht zu bedrängen.
    »Wie ist es mit deinem Deal gelaufen?«
    »Gut.« Ich nicke.
    »Toll. Das freut mich für dich.«
    Er nickt, als wäre es das jetzt gewesen, als wollte er sich umdrehen und gehen. Und er weiß es noch nicht einmal.
    »Ich verlasse Eric!«, bricht es aus mir heraus. »Ich bin in diesem Moment gerade dabei, ihn zu verlassen. Ich habe meine Koffer gepackt, das Taxi ist unterwegs ...«
    Ich will Jons Reaktion gar nicht sehen, kann aber nichts dagegen tun. Also sehe ich sie. Die Hoffnung, die wie Sonnenschein auf sein Gesicht fällt. Und wieder verblasst.
    »Ich ... freue mich«, sagt er schließlich. »Du brauchst wahrscheinlich etwas Zeit, um über alles nachzudenken. Das ist alles noch ziemlich neu für dich.«
    »Mh-hm. Jon ...« Meine Stimme ist belegt. Ich weiß überhaupt nicht, was ich sagen will.
    »Nicht.« Er schüttelt den Kopf, ringt sich ein schiefes Lächeln ab. »Wir haben einfach den richtigen Moment verpasst.«
    »Das ist nicht fair.«
    »Nein.«
    Durch das hohe Glasfenster hinter Jon sehe ich, wie ein schwarzes Taxi durchs Tor hereinfährt. Jon folgt meinem Blick, und plötzlich sehe ich, wie mitgenommen er ist. Doch als er sich umdreht, lächelt er wieder. »Ich helf dir tragen.«
    Nachdem die Koffer im Taxi verstaut sind und ich dem Fahrer Fis Adresse genannt habe, stehe ich Jon gegenüber. Das Herz wird mir schwer, und ich weiß nicht, wie ich Abschied nehmen soll.
    »Also.«
    »Also.« Ganz leicht berührt er meine Hand. »Pass auf dich auf.«
    »Du ...« Ich schlucke. »Du auch.«
    Mit zittrigen Knien steige ich ins Taxi und greife nach der Tür. Aber ich bringe mich einfach nicht dazu, sie zu schließen.
    »Jon.« Ich blicke auf und sehe ihn dort stehen. »Waren wir ... wirklich gut zusammen?«
    »Wir waren gut.« Seine Stimme ist so leise und trocken, dass ich sie kaum hören kann. Liebe und Trauer sprechen aus seinem Blick, als er nickt. »Wir waren wirklich, wirklich gut.«
    Und dann laufen mir Tränen über die Wangen, und mein Magen krampft sich vor Schmerz zusammen. Gleich werde ich schwach. Ich könnte zu ihm laufen und sagen, ich hätte es mir anders überlegt ...
    Aber ich kann nicht. Ich kann nicht direkt aus den Armen des einen Mannes, an den ich mich nicht erinnere, in die Arme des nächsten fallen, an den ich mich ebenso wenig erinnere.
    »Ich kann nicht«, flüstere ich, wende mich ab und reibe an meinen Augen herum. »Ich kann nicht. Ich kann einfach nicht.«
    Ich ziehe die schwere Tür zu. Und langsam rollt das Taxi an.

EINUNDZWANZIG
    Jetzt sind sie alle endgültig übergeschnappt. Das ist der Beweis.
    Als ich bei Langridge‘s reinspaziere und mich aus meinem rosa Schultertuch schäle, traue ich meinen Augen kaum. Wir haben erst den 16. Oktober, und schon jetzt hängt
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