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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht?
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Mein merkwürdiges, traumhaft perfektes Leben.
    Endlich macht er sich los. »Auf Wiedersehen, Lexi.« Er geht hinaus, und dann ist er weg.
    Eine Stunde später habe ich alles gepackt. Am Ende konnte ich doch nicht widerstehen und habe mir noch einen zweiten Koffer mit La Perlas, Chanel-Make-up und Körpercremes vollgestopft. Und einen dritten mit Mänteln. Ich meine, wer soll die sonst haben wollen? Eric bestimmt nicht. Und ich habe meine Louis Vuitton-Tasche behalten, um der alten Zeiten willen.
    Der Abschied von Gianna ist mir ziemlich schwergefallen. Ich habe sie fest an mich gedrückt, und sie hat etwas Italienisches gemurmelt und mir dabei den Kopf getätschelt. Ich glaube, sie konnte mich wohl irgendwie verstehen.
    Und jetzt bin ich auf mich allein gestellt. Ich schleppe meine Koffer ins Wohnzimmer und sehe auf die Uhr. Mir bleiben noch ein paar Minuten, bis das Taxi da ist. Ich komme mir vor, als würde ich aus einem superschicken Designer-Hotel auschecken. Es war spannend, hier abzusteigen, mit allem Komfort. Aber ich habe mich nie zu Hause gefühlt. Trotzdem geht es mir nahe, als ich zum letzten Mal auf die große Terrasse hinaustrete und meine Augen schützen muss, weil mich die Abendsonne blendet. Ich weiß noch, wie ich hier ankam und dachte, ich sei im Himmel gelandet. Ich kam mir vor wie in einem Palast. Eric war wie ein griechischer Gott. Noch immer kann ich diese irrwitzige Lottogewinner-Euphorie wachrufen.
    Seufzend mache ich auf dem Absatz kehrt und gehe wieder hinein. Offenbar wurde mir das perfekte Leben doch nicht auf einem Silbertablett serviert.
    Als ich die Terrassentür verriegle, fallt mir ein, dass ich mich von meinem kleinen Liebling verabschieden sollte. Ich knipse den Bildschirm an und klicke auf »Haustiere«. Ich rufe mein Kätzchen auf und sehe ihm eine Weile zu, wie es mit dem Ball spielt, auf ewig süß und alterslos.
    »Lebwohl, Arthur«, sage ich. Ich weiß, dass er nicht real ist, aber trotzdem tut er mir leid, so gefangen in der virtuellen Welt.
    Vielleicht sollte ich mich auch von Titan verabschieden, der Fairness halber. Ich klicke »Titan« an. Sofort bäumt sich eine zwei Meter große Spinne auf dem Bildschirm vor mir auf.
    »Hilfe!«
    Entsetzt schrecke ich zurück, und im nächsten Augenblick höre ich ein lautes Klirren. Bebend fahre ich herum und sehe Glas, Erde und Grünzeug am Boden liegen.
    Na, super. Ganz toll. Ich habe eine von diesen ultrahippen Pflanzen umgestoßen. Orchideen oder was auch immer. Während ich bestürzt die Bescherung betrachte, blinkt auf dem Bildschirm eine Nachricht, hellblau auf grün, immer wieder.
    Störung. Störung.
    Diese Wohnung will mir etwas sagen. Vielleicht ist sie ja doch ganz intelligent.
    »Tut mir leid!«, rufe ich dem Bildschirm zu. »Ich weiß, dass ich hier von Anfang an nur gestört habe, aber ich gehe jetzt! Ihr müsst euch nicht mehr mit mir herumärgern!«
    Ich hole einen Besen aus der Küche, fege alles zusammen und werfe die Scherben in den Müll. Dann suche ich mir einen Zettel und schreibe Eric eine Nachricht.
    Lieber Eric,
    ich habe die Orchidee umgestoßen. Tut mir leid.
    Außerdem habe ich das Sofa aufgeritzt. Bitte schick mir die Rechnung.
    Gruß, Lexi
    Als ich gerade unterschreibe, klingelt es an der Tür, und ich lehne den Zettel gegen den neuen Glasleoparden.
    »Hi«, sage ich in den Hörer. »Wären Sie wohl so nett, in den obersten Stock zu kommen?«
    Jemand muss mir mit den Koffern helfen. Mal sehen, wie Fi das findet. Ich habe ihr gesagt, ich bringe nur einen Schuhkarton mit dem Allernötigsten mit. Ich trete auf den Treppenabsatz hinaus und höre, wie der Fahrstuhl heraufkommt.
    »Hallo!«, sage ich, als sich die Türen öffnen. »Tut mir leid, aber ich habe ziemlich viel zu ...« Und dann bleibt mein Herz stehen.
    Vor mir steht kein Taxifahrer.
    Es ist Jon.
    Er trägt Jeans und ein T-Shirt. Sein dunkles Haar steht wirr vom Kopf ab, und sein Gesicht ist so zerknautscht, als hätte er beim Schlafen komisch daraufgelegen. Er ist das Gegenteil von Eric, dem gestriegelten Armani-Model.
    »Hi«, sage ich, und plötzlich ist mein Hals ganz trocken. »Was ...«
    Seine Miene ist fast streng, seine dunklen Augen sind so durchdringend wie eh und je. Plötzlich muss ich daran denken, wie ich ihm das erste Mal unten auf dem Parkplatz begegnet bin, als er mich dauernd angestarrt hat, als könnte er nicht fassen, dass ich mich nicht an ihn erinnere.
    Jetzt kann ich verstehen, warum er so verzweifelt aussah, als ich ihm von
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