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Kelwitts Stern

Kelwitts Stern

Titel: Kelwitts Stern
Autoren: Andreas Eschbach
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»Bei uns zu Hause tragen bloß ein paar Händler so was.«
    »Ja? Woher kommst du denn?«
    »Aus der Donnerbucht-Region. Fünfte Lagune.«
    »Donnerbucht, ach du große Nässe – was macht man denn da? Meergras ernten?«
    »Ja. Und wir fangen Grundschleimer.«
    »Ach so. Na ja, das kann man auch ohne Spange.« Handuma konsultierte die Beschriftung des Aktivierungsstiftes. »Also, du sprichst einfach mit dem Gerät. Dieses hier reagiert auf den Namen Tik.«
    »Tik?«
    Er erschrak, als plötzlich eine gleichmütige, maschinenhaft klingende Stimme zu hören war, die mitten in seinem Kopf zu entstehen schien. »Ich bin bereit«, sagte sie.
    »Hat er sich gemeldet?«, fragte Handuma belustigt, der Kelwitts Mienenspiel beobachtet hatte.
    Kelwitt bejahte. »Da war eine Stimme.«
    »Ja. Aber die hörst nur du. Ist so ein Trick von dem Ding, es schaltet sich in dein Nervensystem ein.«
    »Aha.« Kelwitt musterte den Spangencomputer noch einmal. Das war ja reichlich unheimlich. »Und wozu brauche ich das?«
    »Na, stell dir vor, du fliegst da ganz allein umher, und plötzlich schlägt irgendein Instrument Alarm. Dann kann Tik dir sagen, was das bedeutet und was du tun musst.«
    »Kann er denn etwas sehen?«
    »Sehen, hören, sprechen, auf alle Arten kommunizieren, die wir kennen. Keine Sorge. Stell dir einfach vor, er ist so eine Art überbesorgter Brüter, der auf dich aufpasst.«
    Kelwitt musste an Parktat denken, der sich von allen seinen Brütern am meisten um ihn gekümmert hatte.
    Die Leckereien, die er ihm mitgegeben hatte, hatte er bei der letzten Nahrungsaufnahme alle verzehrt; er trug nur noch das Orakelbuch in seiner Umbindetasche. »Gut. Aber eigentlich dürfte ich ihn gar nicht brauchen, oder?«
    »Nein. Du schwirrst einfach ein bisschen durch dein Sternsystem, schaust dir die Planeten an -keine Landeversuche, verstanden?«
    »Ja, ja.«
    »… und wir holen dich wieder ab, sobald wir auf dem Rückweg hier vorbeikommen. Dürfte in sechs oder sieben Tagen der Fall sein, je nach Belegung der Sternstraßen, aber das merkst du dann ja.«
    Kelwitt machte die Geste des Einverstandenseins.
    »Habe ich noch was vergessen?« Der Kapitän dachte kurz nach und machte dann eine Geste, die alles Mögliche bedeuten konnte. »Ich muss wieder in die Steuerungszentrale. Du siehst einfach zu, dass du in fünf Zeiteinheiten in deinem Raumboot sitzt und wir dich ausschleusen können. Alles klar?«
    »Ja, sicher. Bloß …«
    »Schön. Also dann, viel Spaß bei deiner Orakelfahrt, Poogrunte!«
    »Kelwitt.«
    »Kelwitt? Ja, richtig. Was habe ich gesagt?«
    »Poogrunte.«
    »Wie komme ich auf Poogrunte? Keine Ahnung, warum mir dauernd dieser Name einfällt. Muss wahrscheinlich ein anderer Orakelfahrer gewesen sein.« Kapitän Handuma wirkte etwas verwirrt, als er davonging und Kelwitt einfach stehen ließ.
    Kelwitt verschwendete eine Menge Zeit damit, herauszufinden, wohin die Teile gehörten, mit denen sein Raumboot zugestellt war. Schließlich dämmerte ihm, dass es in diesem Laderaum so etwas wie einen festen Platz für bestimmte Dinge einfach nicht gab, sondern dass man alles einfach irgendwohin stellte, wo gerade Platz war, und wenn etwas im Wege war, dann tat man es irgendwo anders hin. Auf diese Weise war das Chaos ringsumher entstanden, und so wurde es auch am Leben erhalten.
    Einige der Transportbehälter waren leer und damit leicht, aber die meisten waren schmerzhaft schwer, einige davon schier unverrückbar. Kelwitt musste nach einer Schwebekralle suchen, um sie vom Fleck zu bekommen, fand schließlich auch eine, mit deren Bedienung er allerdings nur schwer zurechtkam.
    Bei alldem verging die Zeit, als wolle sie plötzlich die Langeweile der vergangenen Perioden wiedergutmachen. Als er endlich alles weggeschafft hatte, was das Raumboot behinderte, war es noch eine halbe Zeiteinheit bis zum Ausschleusen. Und der Behälter mit dem Samen der Augenöffnerblume war noch nicht umgefüllt.
    Kelwitt öffnete die Klappe, starrte das braune körnige Zeug in dem Transportbehälter dahinter an und war ratlos. Wie um alles im Universum sollte er den Samen auch nur aus dem Behälter herausbekommen? Die Öffnung war nicht einmal groß genug, um die Hand hindurchzustecken.
    Der Schulterspangencomputer fiel ihm wieder ein. Hatte der Kapitän nicht gesagt, der sei dazu da, ihm in unerwarteten Situationen mit Rat zu dienen? Eine gute Gelegenheit, das einmal auszuprobieren.
    »Tik!«
    »Ich bin bereit«, sagte die kühle, gleichmütige Stimme
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