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Keltengrab: Thriller (German Edition)

Keltengrab: Thriller (German Edition)

Titel: Keltengrab: Thriller (German Edition)
Autoren: Patrick Dunne
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lassen laut erschallen
Überm Land den Lobgesang,
Tausendfach die Berge hallen
Wider ihren Sang und Klang.
Glo-o-o-o-o-o
o-o-o-o-o …«
    »Halt, aufhören, bitte … Hallo!?«
    Gillian Delahunty, unsere Chorleiterin, hatte ihr Orgelspiel unterbrochen. Nun versuchte sie, den durchgehenden Chor zum Anhalten zu bringen. Einige harmonische Stimmen fuhren dessen ungeachtet mit dem Gloria fort, bis Gillian laut in die Hände klatschte, erst dann klangen sie schüchtern aus.
    »Ihr sollt singen, nicht eine Tuba nachmachen«, sagte sie in schneidigem Ton. »Es sollte fließen … So etwa …« Sie machte eine wellenförmige Handbewegung.
    Es war die Begeisterung des ersten Abends, an dem wir die Weihnachtslieder in der Kirche probten anstatt im Pfarrsaal, unserem üblichen Proberaum. Und normalerweise fühlte ich mich rundum gut, wenn wir Weihnachtslieder sangen, aber heute war ich mit meinen Gedanken woanders.
    Ich sah eine frostbedeckte Wiese vor mir, die seit vielleicht Tausenden von Jahren die Frau in ihrer chemischen Unklammerung gehalten hatte, bis ihre Knochen langsam aufgelöst und ihre zarte Haut in zähes Leder verwandelt worden waren. Warum lag die Frau dort? War sie so alt, wie ich hoffte?
    Zumindest bestand die Möglichkeit, dass wir mehr über die Umstände ihrer Bestattung herausfanden. Während der Heimfahrt nach Castleboyne hatte mich Terence Ivers angerufen: Ein Bezirksrichter hatte uns eine einstweilige Verfügung ausgestellt. Wahrscheinlich würde uns das Nationalmuseum die Lizenz für eine vollständige Ausgrabung erteilen, bevor die Arbeit auf dem Gelände fortgesetzt werden durfte. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dachte ich, dass das, was wir Archäologen tun würden, gar nicht so weit von dem entfernt war, was Traynor ursprünglich tun wollte. Eine archäologische Grabung ist letzten Endes immer Zerstörung.
    Man hatte Traynor sicher von dem Gerichtsbeschluss in Kenntnis gesetzt. Ich schärfte deshalb Ivers ein, unbedingt die örtliche Polizei auf die richterliche Entscheidung bezüglich der Wiese hinzuweisen, die Monashee hieß, wie ich inzwischen wusste.
    Seamus Crean hatte mir ihren Namen genannt, bevor ich vom Fundort wegfuhr. Der Schnee hatte im Scheinwerferlicht des Baggers schon an einigen Stellen frostig geglitzert. Ich dachte an das gälische Wort und seine Bedeutung. »Monashee – das bedeutet ›Feenmoor‹, oder?«
    »Geistermoor haben wir es als Kinder genannt«, sagte er ernst.
    »Unheimlich.«
    Crean lächelte nicht.
    Monashee. Mir fiel ein, dass Moorleichen oft nach ihrem Fundort benannt wurden. Monashee, dachte ich … Monashee. Hier war ein Frauenname ja schon fertig zur Hand.
    »Dann wollen wir sie Mona nennen«, sagte ich zu Crean. »Das macht sie irgendwie menschlicher, finden Sie nicht?«
    Er gab keine Antwort.
    Während er mich zu meinem minzgrünen Honda Jazz begleitete, erzählte er, die Leute in der Gegend glaubten, dass es in Monashee spukte. Den ganzen Tag bekam das Gelände keine Sonne ab. Nachts machte man am besten einen weiten Bogen um den Ort. Ich sah ihm an, dass er überzeugt war, die Überreste, die er ausgegraben hatte, seien ein Beweis für den düsteren Ruf des Ortes.
    Aber vielleicht würde es von nun an nicht mehr spuken in Monashee. Denn die Wiese, die ich in Gedanken vor mir sah, hatte ihre Bewohnerin verloren. Heute Nacht lag Mona im alten Leichenschauhaus des Drogheda Hospital.
    Sherry und ich hatten uns Sorgen gemacht, wie der Leichnam am besten zu konservieren sei, bis eine Entscheidung über seine Zukunft getroffen wurde. Nachdem er in der luftlosen Umgebung des Moores gelegen hatte, wo es kaum bakterielle Aktivität gab, würde er nun, der Luft ausgesetzt, wie jeder organische Stoff zu zerfallen beginnen, und dieser Prozess würde sich noch beschleunigen, wenn man ihn gefrieren und wieder auftauen ließ. Viel würde davon abhängen, wie gründlich verändert – in einem Wort: gegerbt – die Haut war, und das würde sich erst zeigen, wenn man sie im Querschnitt untersuchte.
    Nach einem raschen Blick auf die sterblichen Reste der Frau stimmte mir Sherry zu, dass sie lange unter der Erde gelegen hatte. Wie lange genau würde sich nur mit einer ganzen Reihe von Tests bestimmen lassen. In der Zwischenzeit hielt er es für das Beste, so zu verfahren, wie er es normalerweise bei der Entdeckung eines potenziellen Verbrechensopfers tun würde. »Allerdings wird es schwierig werden, an ihr zu arbeiten, weil sie im Torf feststeckt. Die Frage ist, wie
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