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Keltengrab: Thriller (German Edition)

Keltengrab: Thriller (German Edition)

Titel: Keltengrab: Thriller (German Edition)
Autoren: Patrick Dunne
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gleich hinter der Eingangshalle, der halb Arbeitszimmer, halb Salon war. Auf dem dünnen Teppich, auf dem er kniete, war in einem unregelmäßigen Kreis eine Ledergarnitur – zwei Sessel und zwei Sofas – angeordnet, alle übersät von Kissen, die nicht zusammenpassten. Diesen inneren Ring von Möbeln umgaben verschiedene Gegenstände und Attraktionen an den Wänden: ein PC auf einem Schreibtisch direkt bei der Tür, Seite an Seite mit einem Sekretär mit Glasfront aus dem 18. Jahrhundert; zwei Nischen mit Bücherregalen, die einen großen Marmorkamin flankierten; auf der gegenüberliegenden Seite zwei hohe Fenster mit grünen Damastvorhängen; und im Erker dazwischen ein Klavier. Den Raum zwischen diesen Dingen nahmen größtenteils Lampen ein, entweder verschiedene Stehlampen, oder welche, die auf runden Tischen mit Deckchen ruhten. Und an den Wänden darüber hingen zahlreiche Drucke und gerahmte Fotografien, erhellt von kerzenförmigen Leuchtern. Farmhouse Fusion nannte Finian das Ganze.
    In dem Sessel, der dem brennenden Feuer am nächsten stand, lag sein Vater James auf dem Rücken und schnarchte. Ihm gegenüber nahm Bess, die schon ältere Labradorhündin der beiden, den größeren Teil eines Sofas ein und rüsselte in einer anderen Tonart.
    »Schau, hier«, sagte Finian und fuhr die U-förmige Schleife des Boyne um Newgrange herum mit dem Zeigefinger der einen Hand nach, während er mit der anderen eines seiner Bücher aufhob und daraus zitierte: »Das fruchtbare Schwemmland des Boyne zwischen Slane und Donore überlagert kohlehaltige Schiefer und eiszeitliches Geröll …« Er sah von dem Buch auf. »Wie kommt also ein Moor dorthin?«, fragte er und sah mich an wie ein Inquisitor, der Ketzerei wittert.
    Unter dem Teppich knarrte ein Dielenbrett, als ich gegenüber von ihm niederkniete und auf eine erhöhte, bohnenförmige Darstellung in der Karte zeigte. Redmountain – 120 Meter. Der Höhenzug bildete den lokalen Horizont, über den die Sonne am kürzesten Tag des Jahres stieg, um die Anhöhe gegenüber zu beleuchten. Und zwischen ihm und dem Boyne lag Monashee.
    »Es ist nicht so anomal, wie du denkst. Hier gibt es ein Feuchtgebiet …« – ich deutete auf eine Markierung namens Crewbane Marsh an der linken Seite desU-»… und hier, Dowth Wetland.« Ich fuhr den Flussverlauf nach bis zum oberen Ende des rechten Schenkels. Monashee lag ungefähr auf halbem Weg dazwischen. »Ich vermute, dass Wasser, das von dem Höhenzug herabsickerte, nicht abfließen konnte, und erst einmal ein Flachmoor bildete. Genau wie in der Moränenlandschaft nördlich des Tals.«
    »Hmm …« Finian klopfte mit dem Finger auf die Karte. »Redmountain ist eine eiszeitliche Formation, zugegeben, aber dein Fleck Moor erstaunt mich trotzdem.«
    Finian faltete die Karte zusammen. »Mir kommt gerade ein Gedanke. Wenn Monashee das einzige Sumpfgebiet in der unmittelbaren Umgebung ist, dann deutet das doch darauf hin, dass deine Frau im Moor ein rituelles Opfer war, oder?«
    »Oder eine Freiwillige.« Eine Neubewertung der Praxis von Menschenopfern in vorgeschichtlicher Zeit hat Wissenschaftler zu dem Schluss geführt, dass manche »Opfer« bereitwillig an ihrer Exekution teilnahmen. Außerdem hat nicht jeder Fund mit menschlichen Überresten rituelle Bedeutung.
    Dennoch war an Finians Bemerkung was dran. Die Frau dürfte kaum durch Zufall in den einzigen Sumpf im Umkreis von Meilen getappt sein. Und es erhöhte die Wahrscheinlichkeit, dass sie prähistorisch war, denn seit der Ankunft des Christentums waren Menschenopfer und Bestattungen im Moor geächtet.
    »Ich weiß nicht, ob es Hinweise auf Gewaltanwendung gibt«, sagte ich. »Wir werden die Autopsie morgen Vormittag abwarten müssen.«
    Während ich auf dem Weg nach Brookfield gewesen war, hatte mich Malcolm Sherry angerufen. Sie hatten Mona inzwischen unter erheblichem Aufwand aus dem Torfblock gezogen, und er verschob alle weiteren Untersuchungen der Leiche um zwölf Stunden. Man hatte ihm das alte Leichenschauhaus zugewiesen, das in einem separaten Gebäude untergebracht war, was unserem Zweck entgegenkam. Die Untersuchung Monas würde nicht in einer Einrichtung stattfinden, die von Neutoten bestürmt wurde.
    Ein lautes Schnarchen drang aus dem Lehnstuhl, in dem der mittlerweile fast neunzigjährige James eingenickt war, nachdem er uns eine Weile davon erzählt hatte, wie er als junger Bursche im Boyne Lachse gefangen hatte. Die Entdeckung in Newgrange interessierte ihn wenig.
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