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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition)
Autoren: Andy Remic
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und sie hatte eine Mähne aus blonden Locken. Zudem war sie übermenschlich schön, und als sie sprach, konnte Graal den winzigen Uhrwerkmechanismus in ihrem Hals sehen, winzige Zahnräder und Kolben und Rädchen, die in vollendeter Harmonie von Fleisch und Uhrwerk ineinandergriffen. Wie eine hervorragend komponierte Vampirmaschine, eben eine Vachine.
    Graal lächelte; ein seltsames Gefühl durchzuckte ihn, dieser einen Lust nicht ganz unähnlich.
    »Graal, Ihr übertrefft Euch selbst mit Eurer Dummheit und Arroganz!«, fuhr Prinzessin Jaranis ihn an. »Was im Namen des Eichentestamentes ist in Euch gefahren?«
    Graal lächelte und erhob sich langsam. Dann reckte er sich und gähnte, übertrieben, fast theatralisch. Schließlich richtete sich der Blick seiner kalten Augen auf Jaranis. Sie fand in seinem düsteren, brutalen Blick jedoch nichts von dieser Pantomime der Gelassenheit.
    »Ich gebe zu, Prinzessin, es ist bereits etliche Zeit her, dass ich mich mit dem ordinären Konzept der … Dummheit beschäftigt habe.« Graal sprach das Wort fast angeekelt aus und ging dabei zu einem Gestell, auf dem seine Rüstung stand. Er legte Brustpanzer und Unterarmschienen an, die aus mattem schwarzem Stahl geschmiedet waren. »Stattdessen, süße Hoheit, ergehe ich mich in der doppelten Lust des Verrats und der Dominanz .«
    »Ihr wollt die Vachine hintergehen?«, flüsterte Jaranis vollkommen erschüttert. »Eine Gesellschaft, die Ihr selbst aus einem jämmerlichen Misthaufen primitiven Gemetzels und bestialischer Evolution zu errichten geholfen habt?«
    Graal lächelte und hielt darin inne, die Armschiene anzulegen. Sein Blick wirkte distanziert, und als er sprach, klang seine Stimme melodisch. Es war ein dunkles Grollen, dessen Harmonie beinahe musikalisch zu sein schien. »Erlaubt Eurem Verstand, ein wenig in die Vergangenheit zurückzutreiben, etwa ein Jahrtausend, meine Süße; es gab einst drei Kriegsfürsten der Vampire, von denen Ihr vielleicht gehört habt? Ihre Namen sind in Eisen in den Grundstein von Silvatal gegossen, wurden in die Rückseite des Eichentestamentes geritzt, mit einem Messer, mit dem für g ewöhnlich Säuglingen die Kehlen durchgeschnitten wurden .« Sein Blick wurde hart, wie Kobalt. »Sie lauten Kuradek, Meshwar und Bhu Vanesh … Kuradek, der Unheilige. Meshwar, der Brutale. Und Bhu Vanesh, der Fresser in der Finsternis.« Er blickte Jaranis an und senkte den Kopf. Die Prinzessin hatte die Lippen zusammengepresst und schüttelte ihre blonden Locken. Ihre Miene verfinsterte sich, während sie versuchte zu begreifen, worauf Graal hinauswollte.
    »Diese Kriegsfürsten«, fuhr Graal fort, »waren, sagen wir, alle sehr mächtig. Es überrascht mich, dass Ihr nur so wenig über ihre Heldentaten wisst, denn sie sind ein zentraler Teil der grundlegenden Geschichte der Vachine.« Er lächelte. »Das heißt, Eurer Vachinehistorie. Denn wie wir alle wissen, versucht das Ingenieurkonzil mit allen Mitteln, eine reine Kultur der Vachine zu errichten, in der niemand vom puren und heiligen Pfad abweicht. Das stimmt doch?«
    »Das stimmt«, erwiderte Jaranis. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Sie zitterte, und Graal spürte den Hauch von Lust, der wie süßes Gift durch seine Adern rann. Sex, Furcht und Tod, dachte er, gehen Hand in Hand und sind immer ein Aphrodisiakum.
    »Diese Kriegsfürsten hatten Uhrwerk- Seelen .« Graals Augen glühten plötzlich vor Wut. Aber er beherrschte sich mit einer ausgefeilten Selbstkontrolle und machte sich daran, die restlichen Teile seiner Rüstung mit ruckartigen, straffen Bewegungen anzulegen. »Andererseits wisst Ih r vielleicht nichts davon, denn das Hohe Episkopat der Ingenieure predigt nicht nur, dass es die Geschichte umschreiben und eine Vergangenheit erfinden will, sondern es praktiziert dies auch.«
    Jaranis schüttelte erneut den Kopf, und Graal gab den beiden Albino-Soldaten ein Zeichen. Sie traten vor, packten die junge Vachine und zerrten sie hinaus in den frisch gefallenen Schnee. Im Lager herrschte laute Betriebsamkeit; Pferde schnaubten und stampften, Canker knurrten, Waffen klapperten, und Soldaten saßen leise plaudernd rund um die Feuerkörbe. Jaranis wurde auf die Knie gezwungen. Ihre vornehmen Seidenroben waren mit Speichel besudelt und mit ein wenig Blut.
    Graal trat aus dem Zelt. Er ging mit einer solchen Arroganz, dass Jaranis ihm am liebsten die Kehle herausgerissen hätte. Ihre Reißzähne waren vollständig ausgefahren, sie hatte die
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