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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
Autoren: László Virág
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einer großen Baufirma. Toby führt mich auf dem Hof herum und begrüßt jeden. Seine rabenschwarzen Haare hängen bis zur Schulter, sein braungegerbtes Gesicht ist von dichtem Bart umhüllt. Zerschlissene Jeanshose , sein Gang ist aufrecht. Er strahlt vor Geradlinigkeit.
    Ein Autoanhänger wird von zwei Leuten beladen. Kunstdüngersäcke. Wir helfen ihnen schnell. Die beiden kleinwüchsigen Burschen bedanken sich und lächeln.
    „Ah, macht doch nichts Jungs“ sagt Toby. „Keine Ursache.“
    Er stellt mich ihnen vor.
    „Sie Sind meine Haitianischen Arbeiter “, sagt er zu mir. „Die nettesten Menschen der Welt.“
    Goldene Zähne lächeln mich freundlich an. Wirklich ganz nette Jungs.
    „Tschuss Cheffe. Aaso moon früh am sechs sinn wa hia.“
    Ich drehe meinen Kopf hin und her, aber verstehe kaum ein Wort.
    „Arme Burschen. Der andere Chef redet mit ihnen kein Wort. Ich muss mich um sie kümmern.“
    „Wieso, ist der Andere ein Rassist?“
    „Ah wo, Er hat kein Problem mit Negern. Mit amerikanischen Negern hat er keine Hemmung, aber diese Kerle überfordern ihn. Er sagt, er versteht sie nicht. Ich bin der einzige, der sie versteht. Obwohl, es ist alles ganz simpel, man muss nur gut zuhören.“
    Endlich taucht sein Freund auf, dessen wegen wir hier sind. Ein goldhaariger Jüngling mit goldenem Vollbart um sein Kindergesicht. Wie alt mag er wohl sein? Vielleicht zweiundzwanzig?
    „Komm George. Wir fahren diesen guten Menschen hier zu m Ozean. Er meint, er wolle baden...“
    Kein Mensch auf dem Sandstrand, nur Palmen. Umso besser. Toby und George kommen auch mit bis zum eingezäunten Strand. Ich klettere über den Draht , und ohne anzuhalten laufe ich auf das Wasser zu. Meine Kleider ziehe ich im Laufe aus. Nur die Unterhose bleibt. Ich will doch nicht die paar Menschen, die etwas Abseits an einem Tisch sitzen, mit meiner Nacktheit konfrontieren. Mann kann es nie wissen. Bengg! Ein Köpfer in die lauen Wellen. Feines Salzwasser kribbelt in meinem Gesicht. Wasser! Mensch Wasser! Hurra! Nach einer ausgiebigen Planscherei gehe ich meine Kleider einsammelnd zu Toby. Pitschnass und glücklich bin ich.
    „Und, wo willst du schlafen?“ fragt Toby.
    „Nun... Hier irgendwo in der Ufernähe. Und morgen breche ich nach New York auf.“
    „Wenn du möchtest, kannste auch bei mir pennen. Ich habe ein Haus. Dieser Kumpel wohnt auch dort“ zeigt er auf George. „Stimmt ‘s George, wir können mein Haus heute Nacht mit diesem neuen Freund teilen?“
    George brummt nur vor sich hin.
    „Du musst es wissen“ und grinst.
    Unser Weg schlängelt sich durch Sumpf und Wälder. Dort sitzen irgendwo die Alligatoren. Toby verspricht mir, dass er mir eine Stelle zeigt, wo es sogar vier Meter große Reptilien gibt. An einer Kreuzung hupt er plötzlich. Eine Planierraupe parkt am Straßenrand. Der Fahrer liegt da mit gestreckten Beinen, Mütze ins Gesicht geschoben und pennt genüsslich. Auf Toby’s Hupen wacht er kurz auf, begrüßt uns mit einem Wink und schiebt die Mütze wieder über die Augen.
    „Siehst du, so arbeiten meine Arbeiter“ klagt Toby, aber gleichzeitig lacht er über sich selbst. „So ist es, wenn du gut zu ihnen bist. Wenn du aber härter bist, hassen sie dich. Stimmt ’s George? Schau dir diesen ernsthaften Mann hier an. Der arbeitet höchstens die Hälfte des Tages durch. Und ich muss dafür sorgen, dass sie alle ordentlich entlohnt werden.“
    In George ’s Gesicht sitzt schon wieder das kindhafte Lächeln...
    Das Haus von Toby steht im nördlichen Zipfel von Port St. Lucie, in einer, auf einer grünen Wiese gebauten Wohnsiedlung. Es sind Häuser, die einfach zwischen zwei Straßen zerstreut herumstehen. Ohne jegliche Symmetrie. Als hätte man Würfel in die Gegend geworfen und wo sie stehen blieben, stehen sie noch heute. Die Eingangsseite zeigt mal zu der einen, mal zu der anderen Straße. Kein Zaun oder irgendeine Begrenzung zwischen denen. Ich habe eher das Gefühl, dass der Rasen sie sogar verbindet. Ich gehe durch den hinteren Eingang hinaus und fühle mich, als wäre ich auf dem Grundstück des Nachbars. Die sitzen gerade draußen an einem Tisch, vielleicht in dreißig Schritt Entfernung und tafeln gemütlich.
    Toby sorgt dafür, dass ich auch tafeln darf . Er bereitet Kartoffelauflauf zu. So schmausen und verquasseln wir den Nachmittag ohne, dass er mir die Alligatoren gezeigt hätte. Es fällt uns erst wieder im Dunkeln ein, aber da ist es schon zu spät dafür. Naja, gut. Wird’s halt
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