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Keine Macht den Doofen

Keine Macht den Doofen

Titel: Keine Macht den Doofen
Autoren: Michael Schmidt-Salomon
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Platzgründen ( Homo demens war so frei,
gleich Tausende von Göttern zu erfinden) werden wir uns dabei auf die nächsten
Verwandten des christlichen Deus demens konzentrieren,
den jüdischen Jahwe , dessen Name man nicht
aussprechen darf (wie Lord Voldemort in »Harry Potter«), und den muslimischen Allah , dessen Name dafür gleich fünfmal am Tag
von den Gläubigen gepriesen werden soll.

Jüdische Illusionen und antisemitischer Wahn
    Jahwe, dessen vermeintliche Autobiografie (»Wort Gottes«)
später die Kopiervorlage für den christlichen und muslimischen Gott bildete,
begann seine Karriere als »Weltenherrscher« recht bescheiden (was in der
offiziellen Biografie allerdings höflich unterschlagen wird): In der Zeit des
ägyptischen Pharaos Ramses  III . (12. Jahrhundert
vor unserer Zeitrechnung) taucht die Abkürzung JHW als Bezeichnung eines Gebirges im Ostjordanland sowie als Name eines provinziellen
Berggottes auf, der von den dort lebenden Beduinen verehrt wurde. Tontafeln aus
der Zeit weisen Jahwe als Sohn des populären Stiergottes El aus, der als
»Schöpfer der Welt« und stolzes Oberhaupt einer ansehnlichen Götterfamilie
galt. (Allein mit der Fruchtbarkeitsgöttin Aschera soll der fleißige El 70 Götter und Göttinnen gezeugt haben.) Jahwe war also zunächst nur ein Gott unter vielen Göttern.
Dies begann sich zu ändern, als König Joschija im 7. Jahrhundert vor unserer
Zeitrechnung über das kleine Reich Juda herrschte. Um die Stämme Palästinas politisch
und kulturell zu einigen, erklärte Joschija den mittlerweile zum Jerusalemer
Stadtgott aufgestiegenen Jahwe zum einzigen Gott des judäischen Volkes und
setzte alles daran, die unzähligen alternativen Kulte seiner Zeit auszumerzen.
Wie erfolgreich Joschijas Religionspolitik war, lässt sich heute schwerlich
ermessen, Fakt ist aber, dass Jahwe im Laufe der nachfolgenden Jahrhunderte die
himmlische Karriereleiter hinauffiel und zum alleinigen Gott eines
»auserwählten Volkes« wurde.
    Als göttlicher Emporkömmling, der sich gegen harte Konkurrenz hatte
durchsetzen müssen, wies Jahwe vor allem eine hervorstechende Eigenschaft auf: rasende Eifersucht –
ein Charakterdefizit, das uns vom Homo demens her
sehr geläufig ist. Wie furchtbar eifersüchtig sich Jahwe gerierte, wird gleich
zu Beginn der berühmt-berüchtigten Zehn Gebote deutlich,
    denn es steht geschrieben: »Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. (…)
Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir
feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und
vierten Generation …« 15
    Bei derartigen Rachedrohungen (nimmt man Gott beim Wort, müssten
nicht nur mein heute zehnjähriger Sohn, sondern auch dessen ungeborene Söhne,
Sohnessöhne und Sohnessohnessöhne für die lästerlichen Zeilen in diesem Buch
büßen) fügt man sich wohl besser. Immerhin wurde Jahwes fürchterlicher Zorn in
der hebräischen Bibel eindrucksvoll geschildert: Denken Sie nur an das
Schicksal der Städte Sodom und Gomorrha, die Jahwe dem Erdboden gleichmachte,
weil dort gotteslästerliche homosexuelle Handlungen stattgefunden haben sollen.
Solch grausige Erzählungen machten auf Dumpfbacke Homo
demens natürlich gewaltigen Eindruck, weshalb es nicht verwunderlich
ist, dass Schwule in manchen Teilen der Welt noch heute als »Sodomisten«
verunglimpft und verfolgt werden.
    Man kann es den Verfassern der hebräischen Bibel, die vom 6. bis zum
2. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung an diesem heterogenen Werk arbeiteten,
sicher nicht verdenken, dass sie ihre eigene Gruppe zum »auserwählten Volk«
stilisierten, ihren Gott zum alleinigen Weltenherrscher erklärten und zur
Unterstützung dieser Botschaft phantastische Geschichten erfanden (etwa den
Auszug aus Ägypten oder die Eroberung Jerichos), die historisch nie
stattgefunden haben. 16 Was die barocke Überhöhung der eigenen Geschichte betrifft, standen die
biblischen Schriftsteller keineswegs alleine da: Jede Volksgruppe, die etwas
auf sich hielt, besaß ihre eigenen großspurigen Legenden und selbstverständlich
auch eigene Götter, die ihr in »ruhmreichen Schlachten« zur Seite standen.
Wahrscheinlich wäre der zornige Jahwe heute ebenso vergessen wie die Götter der
alten Ägypter, Griechen, Römer, Kelten oder Germanen (wer glaubt noch an Atum,
Thot, Horus, Isis, Amun, Zeus, Dionysos, Pan, Poseidon, Athene, Hera, Jupiter,
Venus, Diana, Vesta, Teutates, Taranis, Esus, Odin, Thor,
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