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Keine Macht den Doofen

Keine Macht den Doofen

Titel: Keine Macht den Doofen
Autoren: Michael Schmidt-Salomon
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die
    Griechen vollziehen den Übergang von der Bronzezeit in die Eisenzeit, 6 – Pythagoras wirkt in Griechenland, Buddha in Indien, Konfuzius in China, 5 – nach dem Ende der griechischen Hochkultur entwickelt sich Rom zur Weltmacht, 4 – aus einer jüdischen Sekte entwickelt sich das Christentum zur dominanten
    Religion, 3 – die antike Kultur ist nach dem Ende des Römischen Reichs und der
    Expansion des Islam untergegangen, das Frühmittelalter beginnt, 2 – im
Hochmittelalter rufen die Päpste zu Kreuzzügen auf und führen die Inquisition
ein, 1 – Luther löst die Reformation aus, die europäische Hexenverfolgung
beginnt, die Berechnungen des Kopernikus erschüttern das geozentrische
Weltbild, 0 – prost Neujahr! In den letzten Millisekunden vor Mitternacht war Homo sapiens demens besonders rührig: Er erfand nicht nur
den Blitzableiter, die Glühbirne und die Digitalkamera, sondern schlachtete
auch Hunderte Millionen seiner Artgenossen in unzähligen Kriegen ab. Lassen wir
also die Sektkorken knallen! Allzu lange dürfte die Party ohnehin nicht dauern.
    Denn wie viele Sekunden wird der Mensch im ersten Jahr nach dem
    Urknall existieren? Eine Sekunde (umgerechnet etwa 434,5 Jahre)? Zehn Sekunden?
    Eine halbe Minute? Würden wir es bis 00.01 Uhr am Neujahrstag schaffen (26 065 Jahre), wäre das für eine demente Spezies wie die unsrige schon beachtlich,
eine Verweildauer bis ein Uhr morgens (1 563 927 Jahre) ein kleines Wunder. Am
zweiten Januar (in 37 534 246 Jahren) wird es uns mit ziemlicher Sicherheit nicht
mehr geben. Allerdings werden wir nicht die Einzigen sein, die im Laufe des
Januars von der Bühne des Lebens abtreten werden. Da die Leuchtkraft unserer
Sonne kontinuierlich steigen wird, werden wohl schon am 14. Januar des
kosmischen Kalenders (in etwa 500 Millionen Jahren) keine höheren Lebensformen
mehr auf der Erde existieren, am 24. Januar (in etwa 900 Millionen Jahren)
werden sämtliche Pflanzen verschwunden sein. Anfang März (in rund zwei Milliarden
Jahren) wird sich die Erde in einen reinen Wüstenplaneten verwandelt haben.
Mitte Juli (in sieben Milliarden Jahren) wird sich die Sonne zu einem Roten
Riesen aufblähen und das 250-Fache ihrer jetzigen Ausdehnung erreichen.
Vermutlich wird die Erde kurz darauf in die Sonne stürzen, die nach einigen
gigantischen Heliumblitzen Ende Juli (in 7,7 Milliarden Jahren) zu einem Weißen
Zwerg mutieren wird, der – wie die Asche eines Lagefeuers – noch eine Zeit
lang, mindestens bis zum Ende des zweiten kosmischen Kalenderjahres, still vor
sich hin glüht, bis am Ende auch bei unserer guten alten Sonne sämtliche
Lichter ausgehen.
    Der Blick in den auf zwei Jahre komprimierten kosmischen Kalender
macht zweierlei deutlich: Erstens , dass das irdische
Leben bloß eine flüchtige Randerscheinung in den unendlichen Weiten des
Universums ist. Zweitens , dass der Mensch innerhalb
dieser Randerscheinung nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt. Im kosmischen
Kalender hat Homo sapiens allenfalls den Status einer Eintagsfliege (geboren am 31.12, ausgestorben am
1.1.) – bei genauerer Betrachtung nicht einmal das. Die
eigentlichen Herrscher der Erde waren und sind die Bakterien, die lange vor uns
existierten und auch noch lange nach uns existieren werden.
    Was also ist davon zu halten, wenn sich ausgerechnet die »kosmische
Eintagsfliege« Mensch einbildet, im Zentrum des Universums zu stehen? Gibt es
einen klareren Beleg für die Unzurechnungsfähigkeit dieser Spezies? Wie blöde
muss man eigentlich sein, um den Größenwahn zu übersehen, der uns Tag für Tag
in Kirchen, Moscheen, Synagogen, Tempeln entgegenschwappt? Der vermeintliche
Schöpfer des unendlichen Universums soll wirklich nichts Besseres im Sinn
gehabt haben, als sich ausgerechnet in Gestalt einer zufällig entstandenen und
bald wieder aussterbenden Affenart auf dem Mini-Planeten Erde zu inkarnieren
und gekreuzigt zu werden? Lächerlich! Er soll Wert darauf legen, dass die affenartigen
Lebensformen auf diesem unbedeutenden Planetchen sich ihm unterwerfen, indem
sie fünfmal am Tag arabische Sätze aufsagen? Grotesk! Der vermeintliche
Schöpfer des Alls soll sich allen Ernstes daran stören, wenn zu bestimmten
Zeiten, die diese Erdlinge als »Sabbat« bezeichnen, Kinderwagen geschoben
werden? Völlig meschugge!

Der Makel, Mensch zu sein
    Es ist schon bemerkenswert, was sich Homo
demens so alles einzubilden vermag, bloß weil er die Körperbehaarung abgeworfen
und
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