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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa
Autoren: Dora Heldt
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Ruhe pennen.«
    »Sehr witzig.« Gähnend schnallte ich mich ab und öffnete die Autotür. »Meinst du ernsthaft, dass du geräuschlos schläfst?
     Du machst sogar Bläschen aus Spucke beim Atmen. Wie eine alte Frau.« Mit steifen Gelenken stieg ich aus und streckte mich.
    »Gar nicht wahr.«
    Ines schloss das Auto ab, ohne mir Zeit zu lassen, meine Tasche rauszunehmen. Ich lehnte mich an den Wagen und sah ihr nach,
     als sie zum Fahrkartenschalter ging. Kurz darauf drehte sie um und kam zurück.
    »Ich habe gar kein Geld. Auf was wartest du denn?«
    Ohne den Blick von ihr abzuwenden, deutete ich ins Wageninnere.
    »Du hast abgeschlossen, und meine Tasche ist da drin. Warum rennst du auch gleich so los?«
     
    Es waren wenig Autos am Fähranleger. Wir hatten Anfang September, die Ferien waren fast überall vorbei, der große Ansturm
     auf die Insel wohl auch. Die Gäste, die jetzt kamen, wollten Ruhe, Fahrrad fahren, spazieren gehen. Die meisten ließen ihr
     Auto auf dem Festland.
    Mit den Fahrkarten in der Tasche traten wir aus dem Schalterhäuschen und schlenderten zurück zum Auto. Ines deutete auf die
     Silhouette von Norderney, die klar zu erkennen war.
    »Guck dir mal diese Sicht an. So ein tolles Wetter, das ist doch noch richtig Sommer. Das hätten wir nicht gehabt, wenn Marleen
     alles nach Vorschrift gemacht hätte.«
    »Also bitte. Das finde ich überhaupt nicht komisch. Hör auf, so darüber zu reden.«
    Ines grinste mich an und stieg ins Auto. »Sei nicht so empfindlich. Wir können nichts daran ändern, da müssen wir jetzt alle
     durch. Hinterher lachen wir drüber. Komm, es geht los.«
    Kopfschüttelnd öffnete ich die Tür. Ein bisschen mitfühlenderkönnte meine Schwester schon mal sein. Diese brutale Lässigkeit machte mich ganz nervös.
    Obwohl nicht viele Autos auf die Fähre gefahren waren, war das Schiff voll. Die meisten der Fahrgäste saßen so wie wir auf
     dem Oberdeck. Ines hielt ihr Gesicht in die Sonne und lächelte. Plötzlich wurde sie ernst und wandte sich zu mir.
    »Sag mal, wo schlafen wir eigentlich? In der Pension? Ich denke, die ist ausgebucht.«
    »In Marleens Wohnung. Gesa hat den Schlüssel.«
     
    Nachdem Ines gestern Abend gegangen war, hatte ich Gesa angerufen. Ganz unverbindlich hatte ich gesagt, dass ich am nächsten
     Abend mit meiner Schwester käme, Marleen hätte das ja bestimmt erwähnt, ich würde nur sicherheitshalber noch mal anrufen.
     Ich hatte meine Zehen regelrecht in den Schuhen verkrampft und inständig gebetet, dass sie jetzt keine Fragen stellen würde,
     deren Antworten ich mir noch nicht überlegt hatte. Aber Gesa freute sich nur über meinen Anruf.
    »Das wusste ich nicht, Marleen wird wohl Adelheid Bescheid gegeben haben. Schön, dass ihr kommt. Seid ihr denn mit Marleen
     auf einer Fähre?«
    »Du, ähm, Marleen kommt später. Wir helfen euch in der Pension. Ich erzähl dann mal in Ruhe   …«
    »Ehrlich? Du hilfst hier wieder? Wie im letzten Sommer? Das ist ja toll, das war alles so lustig, da war mal richtig was los.
     Kommt Heinz denn auch?« Sie lachte laut. »Das wäre doch wunderbar. Unser Dreamteam.«
    Ich klopfte dreimal aufs Holz. »Nein, nein, nur Ines und ich. Wie kommen wir denn rein? Sollen wir den Schlüssel von Marleens
     Wohnung aus der Pension holen?«
    »Ja, das ist am besten. Ich bin den ganzen Nachmittag hier und putze, Adelheid hat frei. Da freue ich mich aber. Dann bis
     später, tschüss.«
     
    Ich wandte mich wieder meiner Schwester zu. »Gesa weiß bestimmt auch nichts davon, dass Marleen mit Björn im Urlaub ist. Marleen
     stellt sich so mit ihrem Privatleben an. Das muss alles hieb- und stichfest sein, bevor sie etwas öffentlich macht. Außerdem
     ist Björn noch verheiratet und lässt sich erst im Oktober scheiden.«
    Ines sah mich überrascht an. »Sie ist seit über einem halben Jahr mit ihm zusammen. Du hast doch erzählt, dass er seit zwei
     Jahren in Trennung lebt. Und Marleen ist über fünfzig. Das ist doch Kinderkram, diese Geheimnistuerei.«
    »Mag sein«, antwortete ich und griff nach ihrem Handgelenk, »aber denk dran, genau damit machen wir jetzt weiter. Nicht dass
     du dich verplapperst, sonst drehe ich dir deinen faltenfreien Hals um. Und jetzt will ich Kaffee trinken. Kommst du mit runter?«
    Sie nickte ergeben und folgte mir in den Salon.

Nur wenige Tische waren besetzt, wir setzten uns ans Fenster und warteten auf die Bedienung. Als sie kam, bestellte ich mir
     einen Milchkaffee. Ines überflog die
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