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Kein Öl, Moses

Kein Öl, Moses

Titel: Kein Öl, Moses
Autoren: Unbekannter Autor
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wurden nicht müde, ihre warnenden Stimmen zu erheben:
    »Unsere Produktionsrate ist nur um 0,3 Prozent gestiegen. Unsere internationale Verschuldung beläuft sich auf mehr als 5 Milliarden Dollar. Bürger, ihr spielt mit dem Feuer!«
    Im Gegenzug ließ sich Weinreb einen Kamin in sein Empfangszimmer einbauen und tauschte seinen Wagen gegen ein neues Modell um. Die Regierung, nicht faul, bewilligte den Parlamentariern eine noch nicht dagewesene Gehaltserhöhung und traf eine Reihe von Maßnahmen zur Senkung des Lebensstandards, darunter eine 102prozentige Einkommensteuer unverheirateter Väter mit zwei Kindern. Tatsächlich kam es zu einer vorübergehenden Standard-Stabilisierung, aber nach einigen Tagen wurden neue Steigerungen registriert, die sich besonders in der Lederwarenbranche und im Einkauf importierter Delikatessen geltend machten.
    »Warum?« schluchzte die Regierung. »Warum senkt ihr nicht... den Lebensstandard... warum?«
    Weinreb zog die Regierung beiseite und flüsterte ihr ins Ohr, so daß es kein Unbefugter hören konnte:
    »Wir schätzen einen hohen Lebensstandard genauso wie ihr.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Ach so«, machte die Regierung. »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«
    Das war die Einleitung zur Debatte über die Inflation.

Wir kommen von der Stadtverwaltung
    Wieder einmal schlenderte ich mit meinem Freund Jossele, dem erfindungsreichen Weltmeister im Nichtstun, von einem Kaffeehaus zum ändern, wieder einmal wußten wir nicht, was wir mit dem angebrochenen Nachmittag beginnen sollten. Schon wollten wir mangels einer würdigen Zerstreuung auseinandergehen, als Jossele plötzlich einen Einfall hatte:
    »Weißt du was? Laß uns das >Wir kommen von der Stadtverwaltung< -Spiel spielen!«
    Damit zog er mich ins nächste Haus und läutete an der nächsten Türe. Als uns geöffnet wurde, schob er mich voran und trat ein.
    »Schalom«, sagte er. »Wir kommen von der Stadtverwaltung.«
    Der Wohnungsinhaber wurde blaß, umarmte seine Frau und fragte nach dem Grund unseres Besuchs.
    »Sie haben verabsäumt, die Anzahl der Stühle in Ihrer Wohnung anzugeben«, sagte Jossele und zog aus seiner Brusttasche einige Papiere hervor, Briefe, nicht erfüllte Zahlungsaufforderungen und dergleichen. »Ihre Erklärung ist seit langem überfällig, mein Herr!«
    »Welche Erklärung?«
    »Ihre Steuererklärung für die in Ihren Wohnräumen vorhandene Bestuhlung. Jede Sitzgelegenheit muß angegeben werden. Lesen Sie keine Zeitungen?«
    »Ich ...ja...«, stotterte der Schuldige. »... Aber ich dachte, das bezieht sich nur auf Büroräume.«
    »Dürfen wir eine Bestandsaufnahme durchführen?« fragte Jossele mit ausgewählter Höflichkeit.
    Wir gingen durch die Wohnung und notierten vier Fauteuils im Wohnzimmer, je zwei Stühle in den beiden Schlafzimmern und einen unter dem Küchentisch versteckten Schemel. Das Ehepaar folgte uns zitternd.
    »Haben Sie vielleicht Eimer im Haus?« fragte Jossele als nächstes.
    »Ja. Einen.«
    »Kann umgedreht werden und gilt als Notsitz.«
    Jossele notierte den Zuwachs. Jetzt wurde der Mann wütend:
    »Das geht zu weit! Als ob ich nicht schon genug Steuern zu zahlen hätte!«
    »Was wollen Sie von mir?« replizierte Jossele mit beleidigter Unschuldsmiene. »Ich bin nur ein kleiner Beamter, der seine Instruktionen befolgt.« Dann sah er dem Objekt seiner Instruktionen fest in die Augen und sagte:
    »Das Ganze wird Sie auf ungefähr 270 Shekel kommen.« Die Hausfrau, offenbar der ängstlichere Teil des Ehepaars, wollte den Betrag sofort in bar erlegen. Jossele verweigerte die Annahme des Geldes; er wisse ja nicht, wie hoch die Zusatzsumme für das Zahlungsversäumnis sein würde.
    Damit verabschiedeten wir uns.
    In der nächsten Wohnung registrierten wir die Schlüssellöcher und belegten sie mit einer jährlichen Steuer von 390 Shekel.
    In der übernächsten Wohnung waren die Glühbirnen dran.
    Nach einer Stunde hatten wir das ganze Haus mit namhaften Steuervorschreibungen versorgt.
    Was immer man gegen die Stadtverwaltung vorbringen mag - manchmal sorgt sie auch für einen unterhaltsamen Nachmittag.

Wie man sich die Versicherung sichert
    Die Versicherung gehört zu den tiefsten Mysterien des modernen Lebens. Es beginnt verhältnismäßig harmlos: Der Versicherungsagent hat dich zu Hause erwischt, will dich zu einem Abschluß überreden, du sagst nein, die beste Ehefrau von allen sagt ja, und du unterschreibst. Eines Tages hast du einen Unfall, ein Vertreter der
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