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Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)

Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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nicht. »Ich habe ihn geliebt.«
    »Nach meinem Dafürhalten ist die Liebe eine vergängliche Emotion, die sich am besten mit einem guten Fick befriedigen lässt.«
    Belinda war tief geschockt. Niemand hatte dieses schamlose Wort jemals in ihrer Gegenwart in den Mund genommen, und so sagte sie das Erstbeste, was ihr einfiel. »Nicht mal den hab ich bekommen.«
    Er lachte. »Also das, meine Liebe, ist die wirkliche Tragödie.« Dann vernahm sie das leise Knarren des Holzstuhls, er stand auf und schlenderte zu ihr. Er war groß, über einen Meter achtzig, ein wenig feist um die Hüften, mit breiten Schultern und athletischer Haltung. Er trug eine lässige weiße Hose, ein maisgelbes Hemd und um den Hals ein locker geknotetes Tuch. Sie registrierte die kleinen Details: Leinenschuhe, Uhr mit Lederband, khakifarbener Flechtgürtel. Und dann hob sie den Blick und schaute unvermittelt in die lebensüberdrüssigen Augen von Errol Flynn.

3
     
    Als Belinda ihn kennen lernte, hatte Flynn bereits drei Ehefrauen verschlissen und ein Riesenvermögen durchgebracht. Er war sechsundvierzig, sah aber zwanzig Jahre älter aus. Der verwegene Schnurrbart war ergraut; das ehemals kantig geschnittene Gesicht mit der klassisch geformten Nase wirkte aufgedunsen und war von Wodkaund Drogenkonsum gezeichnet. Um seinen Mund lag ein zynischer Ausdruck. In seinen Zügen malten sich die Spuren eines bewegten Lebens. In vier Jahren würde er an den Folgen seiner zahllosen Süchte sterben, die andere Männer schon viel früher ins Grab gebracht hätten. Aber Flynn war eben ein Fall für sich.
    Zwanzig Jahre lang hatte er in Mantel-und-Degen-Filmen den säbelrasselnden Helden gegeben, Schurken bekämpft, Schlachten geschlagen und vornehme Ladys gerettet. Ob Captain Blood, Robin Hood oder Don Juan – Flynn hatte sie alle gespielt. Bisweilen, wenn ihn eine Rolle reizte, sogar gut.
    Vor seiner Ankunft in Hollywood hatte Errol Flynn bereits ein abenteuerliches Leben hinter sich. Er war Forscher gewesen, Seemann, Goldgräber. Hatte sich in Neuguinea als Sklavenhändler verdingt. Die Narbe an seinem Bein stammte von einem Schusswechsel mit einer Bande von Kopfgeldjägern, eine weitere am Bauch von einem Streit mit einem Rikschafahrer in Indien. Zumindest behauptete er das. Bei Flynn konnte man sich da nie sicher sein.
    Und Frauen, immer wieder Frauen. Sie konnten nicht genug von ihm bekommen, und Flynn konnte die Finger nicht von ihnen lassen. Er mochte junge Frauen. Je jünger, desto reizvoller. Ein hübsches, junges Gesicht und ein unverbrauchter, junger Körper vermittelten ihm die Illusion, seine verlorene Unschuld wiederzugewinnen. Damit handelte er sich einen Haufen Ärger ein.
    1942 wurde er der Unzucht mit Minderjährigen angeklagt. Obwohl er die Mädchen nicht dazu nötigen musste, verbot die kalifornische Gesetzgebung sexuelle Handlungen mit Minderjährigen unter achtzehn Jahren, ganz gleich, ob willig oder nicht. In der Jury saßen jedoch überwiegend Frauen, und Flynn wurde letztlich freigesprochen. Nachher rühmte er sich seiner erotischen Ausstrahlung, obwohl er es hasste, das Image eines notorischen Sexprotzes aufgedrückt zu bekommen.
    Das Verfahren änderte nichts an seiner Faszination für junge Mädchen, und selbst mit sechsundvierzig, alkoholkrank und verlebt, fanden sie ihn unwiderstehlich.
    »Kommen Sie, meine Liebe, setzen Sie sich zu mir.«
    Dabei fasste er ihren Arm, und Belinda bekam unvermittelt weiche Knie. Hastig sank sie in den Sessel, zu dem er sie geleitete. Er reichte ihr ein gefülltes Glas, und ihre Hand zitterte, als sie es in Empfang nahm. Das war kein Traum. Es war real. Sie und Errol Flynn waren allein in einem Bungalow im Garden of Allah. Er schenkte ihr ein draufgängerisch-verwegenes Lächeln, die berühmte linke Augenbraue eine Spur höher gezogen als die rechte. »Wie alt sind Sie, meine Liebe?«
    Sie brauchte einen Moment, bis sie einen Ton herausbrachte. »Achtzehn.«
    »Achtzehn …« Seine linke Augenbraue hob sich um eine Nuance. »Schätze mal … Nein, natürlich nicht.« Er zupfte an einer Ecke seines Schnurrbarts und grinste mit entwaffnendem Charme. »Sie haben nicht zufällig Ihre Geburtsurkunde dabei?«
    »Meine Geburtsurkunde?« Sie musterte ihn verständnislos. Merkwürdige Frage. Währenddessen schwirrten ihr die alten Geschichten über das Verfahren erneut durch den Kopf, und sie lachte. »Nein, Mr. Flynn, aber ich bin wirklich schon achtzehn.« Sie funkelte ihn kokett an. »Würde es denn
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