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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen
Autoren: Romain Sardou
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verstand, erschwerte dem Literaturprofessor die Lektüre erheblich.
    Ein Killer aus den Achtzigerjahren.
    Frank machte sich ein paar Notizen, er war fest entschlossen, mehr über diesen Bell herauszufinden.
    Er verließ Quantico.
    In der Bar Ramada erwartete ihn Melanchthons Frau mit ihren langen Beinen, ihren langen Haaren und ihren langen, spitzen Fingernägeln.
    »Hat alles geklappt?«
    »Ich denke schon.«
    »Haben Sie gefunden, wonach Sie gesucht haben?«
    »Ja. Darf ich Ihnen sagen, worum es sich handelt?«
    »Nein. Das geht nur Patricia etwas an. Der Ausweis?«
    Er gab ihn ihr zurück.
    »Perfekt. Entzückt, deine Bekanntschaft gemacht zu haben, Kleiner. Patricia hat diesmal nicht gelogen.«
    Und mit diesem in der Luft schwebenden Satz verschwand sie.
     
    Franklin fuhr nach Durrisdeer zurück.
    Er saß bewegungslos vor seinem Computermonitor und dachte über den Fall Larry Gene Bell nach. Der Mann hatte am 31. Mai 1985 Shari Faye Smith, eine Gymnasiastin aus Lexington, gekidnappt. Larry war einer von der geschwätzigen Sorte. Mehrere Male bedrängte er telefonisch die Familie, später die Polizei, um den Ort zu beschreiben, an dem das FBI die Leiche finden könnte. Dann rief er wieder an, um den Fundort der zweiten Leiche eines jungen Mädchens zu verraten. Kurz darauf wurde er gefasst. Von da an sprach er kein Wort mehr und wurde 1996 hingerichtet.
    »Was für eine Beziehung besteht zwischen ihm und Boz? Kennen sie sich? Bell war ein Kranker ohne auffällige Methode, ohne die berühmten Talente von Boz …«
    Die im Internet gefundenen Hinweise über Bell besagten, dass er zweifellos viel öfter als zweimal gemordet hatte. Doch nachdem er sich in seinen Mutismus verbarrikadiert hatte, konnte niemand je mehr erfahren. In gewisser Hinsicht war Bell womöglich zu früh verhaftet worden. Man hätte ihn reden lassen und dabei überwachen sollen. War das die Botschaft von Boz? Sie haben noch nicht alles gesehen?
    Franklin erwähnte Bells Fall gegenüber Patricia Melanchthon. Sie erinnerte sich.
    »Dieser Typ hat nichts mit Boz zu tun.«
    »Das eben ist das Problem.«
    »Der ganze Fall hat sich in South Carolina abgespielt … Man müsste sehen, welchen Bezug man zwischen diesem Bundesstaat und Boz herstellen kann. Wo befindet sich gleich wieder Ihre Polizeiakademie?«
    »In Pennsylvania.«
    »Daneben.«
    Franklin versuchte die Namen der Polizisten herauszufinden, die im Fall Bell ermittelt hatten.
    Er fand Sheriff Jim Metts und dessen Stellvertreter Lewis McCarty sowie die FBI-Agenten Jim Wright und Ron Walker. Er hoffte, in den Papieren, die er zu dem Foto vom August 1987 erhalten würde, wieder auf eine dieser Personen zu stoßen.
    Irgendwo musste es eine Verbindung geben. Eine Person, ein konkretes Indiz, eine Idee vielleicht.
     
    In den folgenden Tagen schickte Boz keine Botschaft mehr.
    Eine Woche nach seiner Rückkehr aus Virginia erhielt Frank Post von Miss Tit vom Archiv der Polizeischule mit den angeforderten Unterlagen.
    Die Antwort auf die Fragen der letzten Tage sprang ihm sofort ins Auge.
     
    Veranstaltungsplan vom April 1987:
    6.4.: Vortrag von Alan Ceaser, Captain im Ruhestand, Ausbilder von K9-Einheiten.
    11.4.: Baseballmatch mit der Mannschaft der Akademie von Portland, das für die Polizeimeisterschaft zählt.
    12.4.: Verleihung einer Auszeichnung an Lieutenant Doug Cisporeno, invalide, ehemaliger Schüler, Jahrgang 1954.
    16.4.: Besichtigung der Örtlichkeiten durch die Verwaltung (möglicherweise in Anwesenheit des Bürgermeisters oder des zweiten Bürgermeisters von Monaca + Fotografen und Journalisten).
    24.4: Bataillone VI und IX rücken zu Simulationsübungen in städtischem Gelände aus. Rückkehr der Bataillone II und IV.
    27.4.: Ansprache des Direktors zur Semesterhalbzeit.
    30.4.: Vortrag von Gordon Sheridan, Doktor der Kriminologie an der Columbia University, New York. Gefolgt von einer Diskussion und einem Imbiss im Haus der Ehemaligen.
     
    Gordon Sheridan?
    Patricia schwieg einen Augenblick am anderen Ende der Leitung, als er den Namen nannte. Franklin hatte ihn beim ersten Mal ihr gegenüber nicht erwähnt, er hatte sich vor allem auf den Mörder Bell konzentriert.
    »Natürlich kenne ich diesen Typen«, brachte sie schließlich heraus.
    »Gibt es eine Beziehung zum Colonel?«
    »Und ob!«

5
    Drei Tage später tauchte Patricia Melanchthon in Durrisdeer auf.
    »Sie trauen sich was«, sagte Franklin zu ihr. »Vor allem, wenn Sie überwacht werden. Mein Haus wird vielleicht noch
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