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Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen
Autoren: Linwood Barclay
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Mutter«, erwiderte Jan tonlos. »Na ja, kein Wunder bei dem Schwein, mit dem sie verheiratet war. Ich habe sie mir einfach als Vorbild genommen, nur ohne den Alkohol.«
    »Tja, das hast du bestens hingekriegt. Und ich Vollidiot bin auch noch darauf hereingefallen.« Ich schüttelte den Kopf. »Du hast alles so hingedreht, dass ich für die Polizei unweigerlich als Lügner dastehen musste. Als potenzieller Mörder. Du hast alles bis ins kleinste Detail geplant.« Fassungslos starrte ich sie an. »Was bist du nur für ein Mensch? Warum hast du das getan?«
    Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Wange. »Weil ich nicht wollte, dass die Cops nach mir suchen. Ich wusste, dass sie davon ausgehen würden, du hättest mich umgebracht. Und …«
    »Das habe ich nicht gemeint«, sagte ich. »Ich habe gefragt, warum? «
    Sie schien meine Frage nicht zu verstehen.
    »Warum hast du mir das angetan?«, fragte ich. »Wie konntest du nur? Warum hast du sogar Ethan im Stich gelassen?«
    Ihr Blick irrte ein, zwei Sekunden lang durch das Zimmer, als würde sie nach der Antwort auf meine Frage suchen. Dann richteten sich ihre Augen plötzlich abrupt auf mich, als stünde sie auf meiner Stirn geschrieben.
    »Ich wollte das Geld«, sagte sie.

54
    »Nehmen wir mal an, ich wäre wegen Mordes im Knast gelandet«, sagte ich. »Was dann?«
    »Na ja, vielleicht hätten Sie dich ja wieder aus der U-Haft entlassen«, sagte sie. »Aus Mangel an Beweisen.«
    »Und wenn ich verurteilt worden wäre?«
    »Dann hätten sich deine Eltern um Ethan gekümmert«, gab sie zurück. »Sie lieben ihn. Bei ihnen ist er in besten Händen.«
    »Aber dir musste doch klar sein, dass ich nach dir suchen würde«, sagte ich. »Und verlass dich drauf, ich hätte nicht lockergelassen, bis ich dich aufgespürt hätte.«
    »Es war ja bereits jemand hinter mir her«, erwiderte Jan. »Und er hatte mich auch nicht gefunden. Ich dachte, ich könnte für immer verschwinden, sobald wir das Geld eingesackt hätten.«
    Das Wörtchen »wir« ließ mich aufhorchen. »Dieser Dwayne«, sagte ich. »Hast du ihn geliebt?«
    »Nein«, sagte sie freiheraus. »Aber er war nützlich für meine Zwecke.«
    Ich nickte. »Genau wie ich«, sagte ich leise, doch da war noch eine weitere Frage, die mir unter den Nägeln brannte. »Was war mit mir? Hast du mich je geliebt?«
    »Und wenn ich ja sagen würde?«, gab sie zurück. »Würdest du mir das glauben?«
    »Nein«, sagte ich. »Was war mit Leanne? Warum habt ihr sie umgebracht?«
    Müde schüttelte Jan den Kopf. »Das war nicht geplant. Wir sind ihr zufällig an einer Tankstelle begegnet, in der Nähe von Albany. Sie hat mich erkannt, kam herüber und fragte, was ich dort machen würde. Also hat Dwayne getan, was getan werden musste. Danach haben wir ihren Wagen beseitigt und anschließend ihre Leiche am Lake George verscharrt.«
    »Wieso seid ihr dafür durch den halben Staat gefahren?«
    »Das war meine Idee.« Sie senkte den Blick. »Ich dachte, damit würdest du noch mehr belastet.«
    Ich streckte die Hand nach der Pistole aus. Meine Finger schlossen sich um den Kolben.
    »Und Ethan?«, fragte ich.
    »Was?«
    »Du bist ja wohl nicht freiwillig schwanger geworden, oder? Warum hast du nicht abgetrieben?«
    Sie biss sich auf die Unterlippe. »Anfangs wollte ich das«, sagte sie. »Ich habe eine ganze Weile darüber nachgedacht. Ein Kind hatte ich nicht eingeplant. Ich konnte es nicht fassen, als ich plötzlich schwanger war. Trotz Pille. Ich war sogar in einer Klinik in Albany.« Sie fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Aber ich konnte es einfach nicht. Und dann habe ich mich entschieden, das Baby zu bekommen.«
    Ich starrte sie an. »Weißt du, was du bist?«
    Sie wartete.
    »Ein Ungeheuer. Eine Psychopathin. Ich habe dich geliebt, wirklich geliebt! Und du hast mich belogen und betrogen, mir ein verdammtes Schmierentheater vorgespielt! Und ich Schwachkopf habe dir auch noch alles abgekauft!«
    Jan suchte verzweifelt nach den richtigen Worten. »Es war Liebe«, stieß sie hervor. »Deshalb bin ich zurückgekommen.«
    »Spar dir deine verdammten Lügen!«
    »Wegen Ethan«, sagte sie. »Du kommst auch allein zurecht, aber Oscar Fine wird vor nichts haltmachen. Wenn er irgendwie herauskriegt, dass ich einen Sohn habe, ist Ethan geliefert. Ich muss ihn beschützen. Ethan gehört mir. Ich bin seine Mutter!«
    Ich hatte genug. Ein für alle Mal genug.
    Ich hob die Pistole und drückte ab. Die Waffe zuckte in meiner Hand.
    Jan
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