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Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Titel: Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches
Autoren: Ephraim Kishon
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war das der Grund, warum sie geweint haben.«
    Der Kardinal ist wütend. Am Ende wird er mich jetzt noch fragen, ob ich vielleicht an jene Szene denke, in der die letzten seiner Gefolgsleute ihm ewige Treue geloben, auch für den Fall, daß es ihm nicht gelingt, die Nonne zu retten, die seinetwegen...
    Eilige Flucht ist geboten. Man muß diesem Irrenhaus entrinnen, bevor man selbst zum Patienten wird. Denn die hier grassierende Krankheit ist ansteckend.

Der Zug nach St. Petersburg
     
    Es war ein verhängnisvoller Fehler, ein Gespräch mit Jarden Podmanitzki zu beginnen. Damit hatte sich im Schatten des Schafotts eine Beziehung angebahnt, von der ich bis ans Ende meines Lebens oder mindestens bis zum Ende dieses Buchs nicht mehr loskommen sollte.
    Schon wenige Tage später, an einem sonnigen Vormittag, erfolgte auf der Dizengoff-Straße mein nächstes Zusammentreffen mit dem namhaften Menschendarsteller; er selbst führte es herbei:
    »Wir müssen unser interessantes Gespräch von neulich unbedingt fortsetzen«, sagte er und packte mich am Arm. »Habe ich Sie im >Segel am Horizont< wirklich so sehr beeindruckt?«
    »Was für eine Frage, Herr Podmanitzki! Sie waren großartig.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Da ich das Stück nicht gesehen hatte, beschränkte ich mich auf eine knappe Erläuterung:
    »Ich meine, daß Sie großartig waren.«
    »Hatten Sie einen guten Platz? Haben Sie gut gehört?«
    »Jedes einzelne Wort. Bei Ihrer Sprechtechnik, Herr Podmanitzki, versteht sich das von selbst.«
    »Kommen Sie. Setzen wir uns. Trinken Sie etwas.«
    Ohne meine Zustimmung abzuwarten, zerrte er mich in das Kaffeehaus, vor dem wir standen. Ich versuchte ihm begreiflich zu machen, daß ich eine Verabredung mit einem gewissen Salzmann hätte, was sogar den Tatsachen entsprach - aber Podmanitzki fegte meinen Widerstand mit einer grandiosen Gebärde beiseite.
    »Salzmann kann warten«, entschied er.
    Meine Verabredung mit Salzmann war auf 12 Uhr mittag festgesetzt. Die Uhr zeigte drei Minuten vor zwölf. Podmanitzki bestellte russischen Tee und kam auf einige Probleme zu sprechen, die gerade im Mittelpunkt des Weltinteresses standen - wie etwa sein kommendes Auftreten am Freitag abend vor einem reinen Gewerkschaftspublikum.
    »Es ist wirklich ein Jammer, daß ich jetzt gehen muß.« Ich erhob mich. »Meine Verabredung ist leider sehr wichtig.«
    »Einen Augenblick.« Jarden Podmanitzki umklammerte meine Hüften. »Auch ich habe eine wichtige Verabredung und leiste Ihnen trotzdem Gesellschaft. Aber sprechen wir nicht länger von mir. Sprechen wir von Ihnen. Haben Sie mich im >Verblühten Nußbaum< gesehen?«
    »Noch nicht«, sagte ich. »Nächste Woche hole ich es bestimmt nach. Und jetzt muß ich gehen. Salzmann verreist heute nachmittag und wartet auf mich.«
    »Dabei ist die Rolle, die ich im >Verblühten Nußbaum< spiele, gar nicht so groß. Aber ich, Jarden Podmanitzki, mache selbst aus dem kleinsten Auftritt eine Hauptrolle. Und was für eine. Warten Sie, ich lese sie Ihnen vor.«
    Damit zog er aus seiner Brusttasche ein mehrmals zusammengefaltetes Papier.
    »Vielleicht ein andres Mal«, sagte ich. »Salzmann wartet, und -«
    »Dritter Akt, zweite Szene. Ein gutgekleideter Herr tritt von rechts auf. Entschuldigen Sie, Madame, wann geht der Zug nach St. Petersburg? Katharina Nikolajewna: Morgen vormittag, Monsieur. Der gutgekleidete Herr, sanft: Wie schade, Madame. Wie schade. Geht links ab. Nun?«
    »Nun? Sie wollten mir doch Ihre Rolle vorlesen?«
    »Das ist sie. Wie gefällt sie Ihnen? Aufregend, was?«
    »Hm. Klingt nicht schlecht. Man wird ja sehen. Aber jetzt müssen Sie mich wirklich entschuldigen. Ich -«
    »Mein ganzer Text im >Verblühten Nußbaum< besteht aus diesen wenigen Worten. Erst durch mich, Jarden Podmanitzki, wird aus diesen wenigen Worten eine Rolle. Stanislawski sagte mir einmal: >Merken Sie sich, Podmanitzki - es gibt keine schlechten Rollen. Es gibt nur schlechte Autoren .< Natürlich hätte ich in diesem Stück auch die Hauptrolle bekommen können. Aber das wahre schauspielerische Genie, zum Beispiel meines, beweist sich am besten in Nebenrollen.«
    »Sehr richtig. Und jetzt muß ich zu Salzmann.«
    »Sicherlich interessiert es Sie, wie ich die Rolle auffasse. Stanislawski hat mich gelehrt, daß man zuerst den Hintergrund jeder Rolle analysieren muß, ehe man sie überhaupt spielen kann. >Es genügt nicht, lieber Freund< - so sagte er mir -, >es genügt nicht, den Text auswendig zu lernen. Man muß den
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