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Kay Scarpetta bittet zu Tisch

Kay Scarpetta bittet zu Tisch

Titel: Kay Scarpetta bittet zu Tisch
Autoren: Patricia Cornwell
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sensationell herzhafte und liebevolle Gericht viel Mühe macht. Scarpetta band sich eine Schürze um und begann, Vidalia-zwiebeln, roten, gelben und grünen Paprika, frischen Oregano, Basilikum und Petersilie zu hacken. Dann schnitt sie kleine Karotten, Kürbis, Spargel, frische Pilze und hülste die Erbsen aus. Mit ihren geschälten Tomaten, selbst eingemacht, war sie geizig. Waren sie alle aufgebraucht, gab es bis zum Sommer keine neuen. Sie öffnete die Dosen und mixte alles in einer riesigen Glasschale zusammen. Sorgfältig schälte sie zwei Knoblauchzehen und zerdrückte sie in der Knoblauchpresse. Zusammen mit Salz und frisch gemahlenem Pfeffer rührte sie es mit dem Gemüse zusammen.
    Sie goß einen Eßlöffel Olivenöl in jeden Topf und stellte die Platten auf mittlere Hitze. Das Fleisch war inzwischen so weit aufgetaut, daß sie es verarbeiten konnte. Sie gab ungefähr die gleiche Menge Truthahn in jeden Topf und schnitt Filet und Huhn in kleine Stücke. Während es bräunte, machte sie Gemüsesaftkonserven und Tomatendosen auf. Man beachte, daß die drei wichtigsten Elemente in ihrem Eintopf Tomaten, Knoblauch und Rotwein sind. Sie sollten nach Geschmack großzügig eingesetzt werden, aber o hne zu übertreiben. Sonst trägt der Eintopf nicht Scarpettas Handschrift.
    Gegen vier schenkte sie sich ein Glas Rotwein ein und verteilte den Rest der Flasche auf die beiden Töpfe. Um fünf kochte der Eintopf vor sich hin, und sein Duft zog durch das ganze Haus. Scarpetta schenkte sich noch ein Glas Wein aus der zweiten Flasche ein. Der Rest kam in die Töpfe, die sie danach mit einem Deckel zudeckte; anschließend reduzierte sie die Hitze. Sollte der Eintopf auch nur ein klein wenig anbrennen, wäre er ruiniert. Auch hier ist Geduld die Hauptsache. Gut Ding will Weile haben, so ist es nun einmal.
    »Er muß jetzt noch ein Weilchen köcheln«, erklärte Scarpetta ihren Gästen, als sie ins Wohnzimmer kam und sich die Hände an ihrer Schürze abtrocknete.
    »Es lohnt sich, das kann ich euch jetzt schon verraten«, versprach Lucy ihren Freundinnen.
    »Später mache ich dann noch Brot«, fuhr Scarpetta fort. »Wir können so gegen acht essen. Wer morgen noch zum Mittagessen da ist, wird sehen, daß der Eintopf aufgewärmt sogar noch besser schmeckt.«
    Idealerweise sollte er mindestens fünf Stunden vor sich hinköcheln.
    »Können wir Ihnen nicht irgendwie zur Hand gehen?« fragte eine der ATF-Beamtinnen.
    »Nein.« Scarpetta lächelte. »Er gelingt nur, wenn ich ihn selbst mache. Wenn jemand anders Hand anlegt, geht immer was schief. Immer. Und vor allen Dingen nehmen Sie nie teuren Wein«, fügte sie hinzu, als sie wieder in die Küche ging. »Das verträgt er nicht.«
    »Er?« staunte die FBI-Agentin.
    »Jeder Eintopf hat seine eigene Persönlichkeit«, erklärte Lucy. »Wie ein Mensch. Es ist schon komisch, aber jedes Gericht spiegelt irgendwie wider, woher Tante Kay gerade kommt.«
    »Meinst du, ihr Essen ist eine Projektion ihrer selbst?«
    »Ist das so eine Art Reflexion?«
    »Etwas Taoistisches?«
    »Ja, so ungefähr«, meinte Lucy.
    »Ich finde, das macht Sinn. Wirklich. Genauso wie Kleidung oder die Wohnungseinrichtung uns viel über den jeweiligen Menschen erzählen.«
    »Genau«, sagte Lucy. »Und je pfeffriger er ausfällt, desto mehr solltet ihr euch vorsehen.«
    »Wie sieht's denn mit Knoblauch aus?« »Vertreibt böse Geister. Je mehr Knoblauch sie verwendet, um so mehr andere Zutaten hat sie noch hineingetan, von denen sie euch nichts erzählt«, antwortete Lucy.
    »Und was, wenn sie mehr Fleisch gehackt hat als gewöhnlich?«
    »Oder sich Mundschutz und Handschuhe überstreift, um Gemüse zu schneiden?«
    »Oder einen Muskelmagen seziert?«
    Die Frauen wurden allmählich albern.
    »Wir sollten Marino einladen«, schlug Lucy vor.
    »Hattest du nicht gesagt, die Straßen seien glatt?« »Er fährt einen Lieferwagen mit Schneeketten«, antwortete Lucy.

10
    Marino hatte Mrs. Simpson abgeholt und wollte sie und Jimmy gerade vor ihrem Haus aussteigen lassen, als sein Mobiltelefon klingelte. Es war Lucy.
    »Was machste 'n grad so, Bursche?« fragte Lucy laut.
    »Wer spricht denn da?« fragte Marino, als wisse er es nicht.
    »Dein Spitzel, Mann.«
    »Und welcher?«
    »Kann ich dir doch nicht über Mobiltelefon sagen, du Drecksack. Komm um zweiundzwanzig Uhr fünfundzwanzig ins West End, übliche Stelle.«
    »Bleib mal 'n Moment dran«, sagte Marino und hielt die Muschel mit seiner großen Hand zu. Jimmy und
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