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Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk
Autoren: Hans Dominik
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brannten auf ihren Lippen.

Der Wiesbadener Zug lief in den Frankfurter Hauptbahnhof ein. Johanna Terlinden entstieg ihm und eilte zu dem übernächsten Bahnsteig, wo eben der Zug von Düsseldorf einrollte. Suchend ging ihr Blick über das Gewimmel der Aussteigenden. Da fühlte sie eine Hand auf ihrer Schulter, eine Stimme sprach: »Hier bin ich, Johanna!«
    Dann lag sie in Fortuyns Armen ... Und dann schritten sie Arm in Arm den Bahnsteig auf und ab. Nur eine knappe Viertelstunde hatten sie für sich. Dann mußte Fortuyn nach Paris weiterfahren.
    Und während sie sprachen, glitten ihre Blicke immer wieder verstohlen nach dem Zeiger der großen Uhr, der unerbittlich und drohend Minute um Minute vorrückte. Unter dem Zwang der verrinnenden Zeit wagten sich Worte – vor kurzem noch scheu gemieden – von ihren Lippen. Worte, durchzittert vom glühenden Wunsch baldiger Vereinigung – Worte voller Hoffnung auf frohe, glückliche Zukunft.
    ... Türenschlagen – Abschiedsrufe um sie herum ... Einsteigen! ...
    Noch einmal lag Johanna in Fortuyns Armen, küßte ihn und drängte ihn zum Wagen. Er stand am herabgelassenen Fenster, ergriff nochmals Johannas Hand. Da zeigte sie mit erschrockener Miene auf ein junges Paar, das Arm in Ann über den Bahnsteig ging, eben einen Beamten nach dem Basler Zug fragte.
    »Walter, Walter, das sind die beiden, die damals mit mir nach Berlin fuhren! Du weißt wohl? Ich erzählte dir davon.«
    Fortuyn warf einen neugierigen Blick auf Waldemar und Juliette, die, eng aneinandergeschmiegt, in lebhaftem, fröhlichem Geplauder an ihnen vorüberschritten. Einen Augenblick schoß es ihm durch den Sinn, irgend etwas zu tun ... Polizei? Doch als er in die glückstrahlenden Gesichter der schönen jungen Menschen sah, beugte er sich tiefer zu Johanna hinab. »Sie sind glücklich, Johanna. Lassen wir sie in ihrem Glück!«
    Der Zug rollte aus der Halle. Er trug Fortuyn nach Paris. Hier traf er sich mit den Direktoren Lindner und Merker, um mit ihnen zu Steve Hopkins zu fahren.
    Der Herrscher der United Chemical hatte es vorgezogen, sich auf friedlichem Wege mit den MEA-Werken auseinanderzusetzen. Fortuyn, der Mann, mit dessen Namen die praktische Verwendung des Atomstromes für immer verbunden war, war jetzt mit seinen beiden Kollegen auf dem Wege, sich mit dem Engländer an den Verhandlungstisch zu setzen.
    War’s die glückliche Hand der deutschen Unterhändler, waren es jene letzten unerquicklichen Ereignisse in Langenau, die, wie jedem Wissenden bewußt, direkt oder indirekt Hopkins’ Stellung stark handicapten ... wie dem auch sei, der Vorfriede in Paris wurde unter den günstigsten Bedingungen für die MEA-Werke geschlossen.
    Ein großer internationaler Konzern würde entstehen, um die Atomenergie der Weltwirtschaft nutzbar zu machen...
    Der Betriebsleiter Dr. Hartlaub in den Eifel-Werken hatte eine Berliner Zeitung vor sich und las im Handelsteil ein in fantastischen Farben gehaltenes Referat über jene Pariser Verhandlungen. Nachdenklich ließ er das Blatt sinken. »So haben sie sich vertragen, die feindlichen Brüder, und einen Strich unter alles gemacht ...«
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