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Katzen jagen nachts

Katzen jagen nachts

Titel: Katzen jagen nachts
Autoren: A. A. Fair
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das will ich gern zugeben. Sie hält Diät und achtet auf ihr Gewicht, aber... Ach, genug davon. Mir wird ganz mies, wenn ich von ihr rede.«
    »Tut mir leid, darauf muß ich es ankommen lassen«, meinte Bertha trocken. »Wir müssen feststellen, ob sie bei dem Brief ihre Hand im Spiel hatte. Auf jeden Fall müßte sie dann Helfershelfer gehabt haben.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wenn Ihre Frau angerufen wird, muß die Stimme der Anruf enden ihr fremd sein. Auch die Person, mit der sie sich trifft, muß ihr unbekannt sein. Eine Freundin würde einfach anrufen und sagen: >Tag, Mabel. Verrate nicht, daß du es von mir hast, aber dein Mann geht wieder mal fremd.< Und ihre eigene Mutter kann kaum mit verstellter Stimme anrufen und sagen: >Mrs. Belder, Sie kennen mich nicht, aber...< Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Ja, ich verstehe.«
    »Daher hat Ihre Schwiegermutter einen Helfershelfer. Jemanden, der Ihre Frau nicht kennt. Diese Person wird sagen: >Mrs. Belder, ich habe diesen Brief geschrieben. Möchten Sie mit mir sprechen? Ich kann aus gewissen Gründen nicht zu Ihnen kommen, aber wir könnten uns treffen...< Und so weiter. Kapiert?«
    »Kapiert.«
    Bertha stand ächzend auf. »Tja, dann muß ich wohl Ihre Frau beschatten, feststellen, mit wem sie sich trifft, diese Person zu Mrs. Goldring verfolgen... Das kann ja gut werden!«
    »Aber wenn das getan ist«, sagte Belder, »können wir zu meiner Frau gehen und ihr nachweisen, daß ihre eigene Mutter...«
    »Seien Sie nicht albern«, unterbrach Bertha ihn grob. »Mrs. Goldring würde uns einfach als abgefeimte Lügner bezeichnen und ihre Tochter davon überzeugen, daß wir sie nur verleumden wollen. Nein, dann müssen wir direkt zu Mrs. Goldring gehen.«
    Belder sagte zweifelnd: »Theresa ist ein harter Brocken.«
    Bertha schob kampflustig das Kinn vor. »So? Ein harter Brocken? Dann sollten Sie mal sehen, wenn ich so richtig loslege!«

4

    Der Nebel hatte sich gehoben, und eine blasse Sonne kam zum Vorschein, als Everett Belder den Wagen seiner Frau vor dem Haus abstellte und verstohlen über die Schulter nach hinten linste, wo Bertha eine Querstraße weiter im Auto saß. Er stand auf, knöpfte seinen Mantel zu und rückte recht auffällig seinen Hut zurecht.
    Bertha Cool, die ihn durch die Windschutzscheibe des Firmenwagens beobachtete, verzog verächtlich das Gesicht. »Laienhafte Faxen«, murrte sie.
    Belder schaute auf die Uhr, sah kurz zum Haus hinüber, griff durch das Fenster des Wagens und drückte einmal auf die Hupe. Dann ging er schnell davon.
    Bertha Cool drückte sich gelassen tiefer in die Polster des Wagens und zündete sich eine Zigarette an. Ihren schlauen kleinen Augen entging nichts, was um sie her geschah.
    In der ruhigen Straße der Wohngegend war nur wenig Verkehr. Von der Hauptstraße, wo Belder auf einen Bus in die Stadt wartete, drang gedämpft das Brausen des Autostroms bis zu ihrem Beobachtungsposten.
    Ein Bus hielt an der Ecke, Belder schwang sich hinauf und fuhr davon. Die Sonne hatte die dichten Nebelbänke noch nicht vollständig geschluckt, aber die Nebelschwaden wurden dünner und gaben hier und da den Blick auf ein Stückchen blauen Himmel frei.
    Bertha Cool rauchte ihre Zigarette zu Ende. Nach ihrer Uhr war es zehn Minuten nach elf.
    In den nächsten zehn Minuten kamen nur zwei Wagen durch die stille Villenstraße, die offenbar beide nichts in der Nachbarschaft zu tun hatten und deren Fahrer nicht das geringste Interesse an Bertha Cool bekundeten.
    Um elf Uhr zweiundzwanzig öffnete sich die Tür des Belderschen Hauses.
    Bertha startete den Motor, ohne ihre Beute aus den Augen zu lassen — eine Frau, die mit schnellen zielbewußten Schritten zum Wagen ging. Als der großkarierte Mantel aufschlug, sah Bertha, daß die Frau eine gute Figur hatte. Sie trug eine hellgrüne Kappe, das ovale, glatte, noch jung wirkende Gesicht war halb von einer großen Sonnenbrille verdeckt, die Lippen leuchteten sehr rot. Auf dem linken Arm trug sie eine Katze, deren Schweif unruhig zuckte.
    Das Beschatten war reine Routine.
    Der andere Wagen fuhr in normalem Tempo, wartete brav an den Kreuzungen, beachtete alle Verkehrszeichen, fuhr aber zu Berthas gelinder Überraschung nicht in Richtung Stadtmitte, sondern schlug einen Zickzackkurs zum Crenshaw Boulevard ein und wandte sich dann in Richtung Inglewood. Die Katze hatte sich auf der Rücklehne des Vordersitzes niedergelassen und diente dadurch Bertha als Erkennungszeichen.
    Der Verkehrsstrom wurde
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