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Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Titel: Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel
Autoren: Sabine Klewe
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mit kreischenden Bremsen und lenkte den Wagen mit einer ruckartigen Bewegung auf einen Parkplatz am rechten Straßenrand. Sie hatte etwas gesehen.
    Der kleine Platz war leer, bis auf einen einzigen Wagen, einen grünen Jaguar. Sie war sicher, dass es der gleiche war, den sie heute Mittag in Grimlinghausen gesehen hatte.
    Katrin stieg aus und schloss behutsam die Wagentür. Die Waldluft war feucht und nebelig. Es roch nach modrigem Laub und Pilzen, und in dem waldigen Tal wurde es bereits dämmrig. Direkt an den Parkplatz grenzte eine kleine Wiese, dahinter rauschte unsichtbar die Düssel . Das Neandertal war an dieser Stelle sehr schmal und rechts und links der Landstraße wuchs der Wald steil in die Höhe.
    Katrin lief auf den Wanderweg, der vom Parkplatz aus zu einer kleinen, alten Steinbrücke und über die Düssel führte. Sie blickte sich suchend um, aber alles schien verlassen und menschenleer. Wuchtige Felsbrocken, die ein wenig verloren den Pfad säumten, versperrten die Sicht.
    Schon nach wenigen Schritten erschien die Brücke in ihrem Blickfeld. Auf dem steinernen Bau aus dem neunzehnten Jahrhundert hatte man ein modernes Geländer installiert. Damals hatte Sophie von Hatzfeld, die so genannte Rote Gräfin, die Brücke bauen lassen. Sie hatte hier im Tal einen Kalkofen betrieben.
    Katrin blieb stehen und lauschte konzentriert. Aber sie hörte lediglich zwei Motorräder, die sich auf der Landstraße näherten. Das Motorengedröhn wurde lauter, dann jagten die schweren Maschinen vorbei. Sekunden später war das Plätschern der Düssel wieder das einzige Geräusch weit und breit. Katrin spähte ans andere Ufer. Dort stand ein Warnschild. Achtung Flutwelle. Bachbett nicht Betreten. Lebensgefahr.
    Vor einigen Jahren waren an einer solchen Stelle spielende Kinder in einer Flutwelle ertrunken. Seitdem standen überall entlang der Düssel an den Brücken diese Warnschilder.
    Katrin hielt einen Augenblick inne. Zögernd musterte sie den Waldweg, der hinter der Brücke steil den Berg hinaufführte. Sie glaubte, rechts neben sich eine Bewegung hinter einem der großen Steinbrocken wahrzunehmen, aber als sie sich umwandte, war nichts zu sehen. Mit klopfendem Herzen ging sie ein paar Schritte weiter.
    Und dann sah sie ihn.
    Manfred stand unter der Brücke auf einem merkwürdig geformten, hellen Stein. Er war geknebelt, und seine Augen waren mit einem Tuch verbunden. Seine Hände waren auf dem Rücken gefesselt, und auch um seine Beine wand sich eine gelbe Schnur, die aussah wie ein Stück Wäscheleine.
    Um seinen Hals jedoch schlang sich ein straff gespanntes dickes Seil, dessen Ende am rechten Brückengeländer befestigt war. Katrins Herzschlag setzte aus. Ihre Kehle wurde trocken. Behutsam schlich sie näher. Sie war sich jetzt sicher, dass noch jemand in der Nähe war.
    Als sie die Brücke erreichte, bemerkte sie plötzlich, dass der seltsam geformte Klumpen unter Manfreds Füßen gar kein Stein war. Es war ein viereckiger, weißer Klotz, dessen Seiten sich ein wenig nach innen wölbten. Und dann wusste sie auf einmal, was es war, und sie schluckte hart.
    Manfred stand auf einer Zeitbombe, die jeden Augenblick losgehen konnte; der Klotz war ein Leckstein aus Salz, so wie sie im Winter für das Wild in den Wald gelegt wurden. Und Salz war wasserlöslich. Deshalb waren die Seitenwände bereits schmaler geworden. Manfreds Leben hing an einem Brocken Salz, der sich langsam aber sicher in die Düssel verflüchtigte.
    Katrin spurtete los.
    Sie bemerkte den Schatten neben sich eine Sekunde zu spät. Eine Hand umfasste ihren rechten Knöchel. Sie stolperte und stürzte. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihr linkes Knie und ihre Hüften, dort, wo sie auf den Boden geprallt war. Katrin versuchte aufzustehen, aber die Hand an ihrem Knöchel krallte sich erbarmungslos fest.
    Sie schrie, schlug und strampelte verzweifelt. Eine zweite Hand presste sich jetzt auf ihren Hinterkopf und drückte sie mit dem Gesicht in den Waldboden. Sie spürte staubtrockenes, kaltes Laub zwischen ihren Lippen. Mit jedem Atemzug drang mehr Erde als Luft in ihre Nase. Sie keuchte verzweifelt.
    Dann hörte sie auf, sich zu wehren. Konzentrierte sich. Hielt ganz still, schloss die Augen und sammelte ihre Kräfte. Die Gestalt, die über ihr kauerte, lockerte ihren Griff ein wenig, als Katrin aufhörte, zu zappeln. Katrin drehte sich ganz leicht zur Seite und spannte vorsichtig ihren rechten Arm an.
    Sie hörte den schweren Atem dicht an ihrem Ohr, nahm
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