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Katrin mit der großen Klappe

Katrin mit der großen Klappe

Titel: Katrin mit der großen Klappe
Autoren: Marie Louise Fischer
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sein, schrien, triumphierten und erbosten
sich durcheinander.
    Leonore war als einzige ehrlich
betroffen und weit davon entfernt, die umwerfende Entdeckung zu genießen. „Nie
hätte ich gedacht, daß ein Mensch so lügen könnte! Nie!“ sagte sie tief
enttäuscht.
    „Ja, du! Du hast sie ja immer
in Schutz genommen!“ schrie Silvy. „Schön blöd bist du gewesen, das kann ich
dir schon sagen! Ich habe ja von Anfang an gemerkt, daß es mit Katrin vorne und
hinten nicht stimmte!“
    Und das hatten plötzlich auch
Ruth und Olga, und der Filmschauspielervater hatte ihnen überhaupt nicht
imponiert, und sie hatten Katrin immer für eine unverschämte Angeberin
gehalten.
    „Kinder, die soll was erleben!“
rief Silvy. „Rache ist süß!“
    Die anderen lachten boshaft.
     
     
     

Wie soll das enden?
     
    Am ersten Schultag nach den
Weihnachtsferien stürzte Katrin strahlend, erholt und mit neuen phantastischen
Geschichten nahezu zum Platzen angefüllt in die Klasse und schoß geradewegs auf
Silvy los, die vorn an der Tafel nachsah, ob Schwamm und Trockentuch
gebrauchsfertig waren.
    „He, Silvy, altes Haus!“ rief
Katrin vergnügt. „Wie geht’s? Wie steht’s?“ Und sie legte ihr die Hand auf die
Schulter.
    Silvy schüttelte ihre Hand ab
wie ein lästiges Insekt, warf ihr mit hochgezogenen Augenbrauen einen einzigen,
vernichtenden Blick 211 und wandte sich wortlos ab.
    „Nanu“, sagte Katrin verblüfft.
„Was für ein Läuschen ist denn dir über die Leber gelaufen?!“
    Silvy antwortete überhaupt
nicht, nahm den Schwamm aus seinem Körbchen und schritt an Katrin vorbei zum
Wasserbecken.
    Katrin kümmerte sich nicht
weiter um sie, sie blickte zu den anderen Freundinnen hin, die schon auf ihren
Plätzen saßen. Olga und Ruth unterhielten sich eifrig miteinander, und Leonore
tat, als müßte sie etwas ganz, ganz Wichtiges in ihrer Tasche suchen.
    Katrin ging trotzdem zu ihr
hin. „Tag, Leonore“, sagte sie herzlich und reichte ihr die Hand hin.
    Aber Leonore sah nicht einmal
auf.
    „Leonore, he, bist du taub und
stumm geworden? Ich habe mit dir gesprochen!“ rief Katrin.
    In diesem Augenblick betrat
schon Frau Dr. Mohrmann die Klasse, und fast gleichzeitig läutete die
Schulglocke. Katrin mußte Zusehen, daß sie schleunigst auf ihren Platz kam.
    Es fiel ihr schwer, sich an
diesem Morgen auf den Unterricht zu konzentrieren. Sie hatte begriffen, daß die
anderen böse auf sie waren, aber von dem Ausmaß ihres Reinfalls hatte sie
natürlich noch keine Ahnung.
    So schrieb sie ein Zettelchen
für Leonore: „Freue mich schon auf die Pause! Habe euch eine Menge zu
erzählen!“
    Sie kniffte den kleinen Brief
zusammen, schrieb: „Für Leonore“ darauf, gab ihn ihrer Nachbarin und ließ ihn
durch die Reihen wandern.
    Aber — war es Zufall oder
Absicht? — Leonore griff nicht zu, als der Zettel sie erreichte, ließ ihn zu
Boden fallen!
    Natürlich wurde Frau Dr.
Mohrmann aufmerksam. „Leonore“, sagte sie, „was ist mit diesem Stück Papier,
das da gerade heruntergefallen ist?“
    Leonore erhob sich, sagte mit
eisernem Gesicht: „Ich habe kein Papier bekommen.“
    „Bück dich, heb es auf! Es
liegt neben deinem Stuhl.“
    Leonore trug den Zettel, ohne
einen Blick darauf zu werfen, zusammengefaltet wie er war, nach vorne.
    Frau Dr. Mohrmann las die
Anschrift, sah Leonore an: „Also doch für dich!“ Sie strich ihn glatt, las die
wenigen Zeilen vor.
    „Wer, Leonore, meinst du,
könnte dir einen solchen Brief geschrieben haben?“
    „Ich weiß es nicht“, antwortete
Leonore, ohne eine Miene zu verziehen, „mit meinen Freundinnen...“, sie betonte
das Wort Freundinnen auf ganz besondere Weise, „war ich in den Ferien ja fast
täglich zusammen.“
    Frau Dr. Mohrmann trat zur
Seite, zerriß Katrins Botschaft in winzige Schnitzel und ließ sie in den
Papierkorb flattern. „Mir scheint es“, sagte sie, wieder zu der Klasse gewandt,
„daß ihr alle noch nicht recht bei der Sache seid. Damit ihr merkt, daß die
Ferien endgültig vorüber sind und der Ernst des Lebens wieder angefangen hat,
will ich euch eine kleine Extraarbeit geben...“
    Katrin meldete sich wie wild.
    „Ja, Katrin?“
    „Ich habe den Brief
geschrieben, Frau Doktor!“
    „Du kannst es also gar nicht
erwarten, deine Ferienerlebnisse zum besten zu geben? Sehr schön. Dann wird es
dich sicherlich freuen, sie schriftlich niederzulegen. Ich erwarte von dir
einen hübschen Hausaufsatz über dieses Thema...“
    Olga stieß Ruth mit
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