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Katja Henkelpott 3 - Katja Henkelpott kommt in die Schule

Katja Henkelpott 3 - Katja Henkelpott kommt in die Schule

Titel: Katja Henkelpott 3 - Katja Henkelpott kommt in die Schule
Autoren: Helmut Sakowski
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andere aus, aber vielleicht steht vor der 14. ein Baum, den müssen wir uns einprägen, Katjalein.«
    Meinetwegen. Wir liefen los.
    Erst kommt ein Haus, das früher mal ein Postamt war, dann der Supermarkt und die Zoohandlung und dann kommt die Ampel. Ich hab schon im Kindergarten gelernt, dass Rot eine Warnung bedeutet. Erst bei Grün, wenn das Bild von dem Fußgänger, der das Bein in die Luft wirft, aufleuchtet, darf ich auf die andere Seite hinüber. Meine Mutter sagte belehrend: »Also, bei Rot bleiben wir hübsch an der Bordkante stehen.«
    »Ach Mama!«
    Zuerst waren wir eine Mutter mit Kind, die eine Schule suchten. Zuletzt standen vier Mütter mit Kind vor dem Haus, das ein bisschen größer als die anderen Wohnblocks war, aber genauso langweilig aussah. Drei Reihen Fenster übereinander und unten in der Mitte eine Tür. Kein einziger Baum, aber ein paar Container für Flaschen, ein paar Papierkörbe und viele Spatzen, die dem Menschen bis zur Schule nachgezogen waren wegen der Krümel.
    Eine von den Müttern stand mit ihrem Kind abseits, wahrscheinlich, weil es so schwarz wie Ebenholz war. Und die Mütter mit den weißen Kindern guckten schief auf das schwarze Kind.
    Im ersten Stock waren ein paar Fenster offen und dort oben wurde ziemlich laut gesungen.
    Meine Mutter erklärte: »Die Schüler der zweiten Klassen üben für deine Einschulung, damit du keine Angst haben musst, sondern begreifst, so viel kann man schon und so viel weiß man schon, wenn man nur ein einziges Jahr brav in die Schule gegangen ist.«
    Die Kinder sangen von der Raupe Nimmersatt, die so viel frisst, bis sie todmüde wird und sich einspinnen muss, damit sie als Larve bis zum nächsten Jahr ausschlafen kann. Und dann darf sie eine Zeit lang als Schmetterling herumflattern.
    Ich dachte an Pälitzhof. Dort hatte ich gesehen, wie zehntausend Ameisen eine Raupe zum Bau abschleppten, weil sie einen Vorrat anlegen mussten, damit das Volk für eine Weile was zu fressen hatte.
    Das ist eine wahre Geschichte. Und wenn ich in der zweiten Klasse bin, dann würde ich den Kleinen was Vorsingen über die Arbeiterinnen, die den Königinnen vor dem Hochzeitsflug die Flügel abreißen müssen, damit nicht alle abhauen. Das hat sich die Natur ausgedacht, damit der Staat nicht zugrunde geht.
    »Ein hübsches Lied«, sagte meine Mutter, »das von der Raupe Nimmersatt.«
    Ich sagte: »Ein Baby-Lied«, und hatte überhaupt keine Angst mehr vor der Schule.

Schokoladenscheiße

    Ich habe schon erzählt, dass ich bis zehn zählen kann. So viele Mütter mit Kindern standen auf dem Hof zusammen und freuten sich über den Gesang von der Raupe Nimmersatt. Ich freute mich nicht so sehr und die Mutter von dem schwarzen Kind freute sich auch nicht, vielleicht, weil sie im Abseits stand.
    Diese Mutter sah deutsch aus und so dünn, als ob sie immerzu Diät machen müsste. Aber der Junge war hübsch. Er hatte kurz geschorenes Haar und trotzdem winzige Löckchen auf dem Kopf, wie ein kleines schwarzes Schaf. Er hat mir Blicke zugeworfen und ich habe sie zurückgeschmissen. Dann machte ich mich von meiner Mutter los und ging mal rüber zu dem niedlichen Jungen. Ich wollte ihm erzählen, dass sich die Raupe Nimmersatt nicht in einen Schmetterling verwandeln kann, wenn sie vorher von zehntausend hungrigen Ameisen überfallen worden ist.
    Ich sagte: »Hallo!«
    »Hallo!«
    Er freute sich so, dass er lachte.
    Wenn man schwarz ist, sehen die Zähne weißer aus als bei einem Weißen. Das finde ich schön.
    Ich sagte, dass ich Katja heiße.
    Er hieß Dimas.
    »Was ist das für ein Name?«
    »Der Name ist afrikanisch.«
    Ich fragte: »Wollen wir Freunde sein?«
    Er nickte und guckte seine Mutter an.
    Sie war mit unserer Freundschaft einverstanden, und wir gaben uns die Hand darauf.
    Ich fragte die Mutter: »Ist dein Mann auch so hübsch wie Dimas?«
    Sie nickte sehr.
    Ich sagte: »Toll. Ich sehe deinen Mann ja morgen bei der Einschulung.«
    Sie sagte: »Er musste fort von Deutschland und lebt wieder in Afrika.«
    Das fand ich traurig.
    Ich wollte Dimas und seine Mutter für morgen zum Essen einladen. Bestimmt ist am Tisch beim Griechen noch Platz für einen kleinen Schwarzen und teuer kann es nicht werden, weil seine Mutter aussieht, als ob sie wenig isst.
    Natürlich musste ich vorher meine Mutter fragen. »Komm, Dimi.«
    Ich nahm ihn bei der Hand und wir schlenderten grade an der Reihe der zehn Mütter mit Kindern entlang, da schob ein Junge den Fuß vor, weil er Dimas ein
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