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Katja Henkelpott 2 - Katja Henkelpott und die Schlangekoenigin

Katja Henkelpott 2 - Katja Henkelpott und die Schlangekoenigin

Titel: Katja Henkelpott 2 - Katja Henkelpott und die Schlangekoenigin
Autoren: Helmut Sakowski
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damit ich mich herauswinden konnte. Ich flüsterte: »Kusch dich, Zottel. Die Überraschung bist du.«
    Raus aus dem Auto, Tür zu.
    Als ich sah, daß meine Oma den Kopf in den Nacken legte und die Arme ausbreitete, nahm ich Anlauf wie ein Hochspringer und schwebte ihr an den Hals.
    »Da bist du ja wieder, Katja Henkelpott.« Großmutter drückte mich.
    Ich mußte den Mund aufmachen, weil ich mich freuen wollte. Vielleicht hat es nicht schön ausgesehen. Die alte Frau stellte mich wieder auf die Füße, dann sagte sie tröstend: »Gottlob wachsen die Zähne wieder nach.«
    Ein paar von ihnen hatte ich aufgehoben. Ich kramte sie aus der Anoraktasche und hielt sie meiner Oma auf der flachen Hand hin, wie eine Glücksfee, die ihre Lose zu verteilen hat. Wahrscheinlich dachte meine Großmutter, Menschenzähne wären so wertvoll wie Elfenbein. Sie fragte: »Das ist doch nicht dein Ernst?«
    Ich machte freundliche Funkelaugen und sagte: »Du kannst dir einen Anhänger daraus machen lassen oder einen Ohrring.«
    Sie wählte einen Schneidezahn und schob ihn in die Schürzentasche.
    Nun konnte sie meine Eltern abschmatzen, und dann hatte Moritz seinen Auftritt. Er ist ein fuchsroter Kater und ziemlich frech. Als ich noch kleiner war, bin ich mit seiner Mutter, der Katze Baba, befreundet gewesen. Böse Menschen hatten sie aus ihrer Heimat vertrieben. Sie saß mitten im kalten Winter mit ihren Jungen frierend unterm kahlen Fliederbusch. Solange die Mäuse rar waren, mußten Großmutter und ich die Milch mit ihnen teilen. Aber das habe ich, glaube ich, auch schon erzählt.
    Als es Sommer wurde, kam ein rothaariger, dreibeiniger Kater in Pälitzhof vorbeigehumpelt. Er hatte kampfzerfetzte Ohren, und ihm fehlte bloß die schwarze Binde über dem blinden Auge, dann hätte er wie der Seeräuberkater aus dem Trickfilm ausgesehen. Dieses häßliche Dreibein kroch vor Baba auf dem Bauch. Sie hat sich mit ihm vermehrt und mehrere Kinder in verschiedenen Farben gekriegt. Gott sei Dank kamen alle mit vier gesunden Beinen auf die Welt. Meine Oma hat einen Anschlag im Center von Wesenberg machen müssen, bis alle Katzen eine Familie gefunden hatten.
    Den roten Moritz hatte Großmutter behalten. Jetzt balancierte er wie ein Artist auf dem Hochseil über die zugespitzten Latten des Jägerzaunes. Ich hielt die Luft an, bis er elegant heruntersprang und sich verbeugte.
    Er streckte die Vorderpfoten aus, neigte den Kopf auf die Erde und reckte das Hinterteil in die Höhe.
    Ich sagte: »Hallo, Moritz, du bist ein Künstler.«
    »Er ist ein Angeber«, sagte meine Oma. »Immer, wenn ich Besuch habe, drängt er sich in den Vordergrund.«
    Jetzt drängelte sich Moritz mehr im Untergrund. Er rieb sich so heftig an unseren acht Beinen, daß wir ins Stolpern kamen und uns beinahe in die Arme gefallen wären.
    »Bitte kommt ins Haus«, sagte meine Oma.
    »Da ist noch was«, sagte mein Vater. »Katja Henkelpott, du wolltest der Großmutter erklären, daß im Auto eine Überraschung wartet.«
    Ich sagte: »Kneif bitte die Augen zu, Omilein. Ich führe dich.«
    Wahrscheinlich dachte sie, wir hätten den Polsterhocker mitgebracht, den ihr mein Vater versprochen hat, damit sie beim Fernsehen die Beine hochlegen kann, oder einen neuen Kaffeeautomaten. Ihr alter ist nämlich so verstopft, daß er beim Filtern wie ein Maschinengewehr knallt.
    »Bitte nicht linsen.«
    »Nein, nein.«
    Ich öffnete die Autotür, dann sagte ich: »Jetzt!«
    Zottel hatte sich in Positur gesetzt, er hielt den Kopf schief und guckte meine Oma aus bettelnden Knopfaugen an. Leider war sie nicht begeistert.
    Sie sagte: »Jetzt bin ich also auf den Hund gekommen.«
    Ich hab ihr erklärt, wie schlimm es ist, daß es so wenig Mietverträge für Hunde gibt.
    Ich bettelte: »Bitte, nimm ihn auf.«
    Sie hat mit der Schulter gezuckt.
    Zottel durfte aussteigen.
    Als meine Oma der Gartenpforte zuschritt, stellte sich Moritz, der rote Kater, in der Tür auf, reckte den Schweif und krümmte den Rücken so hoch, als wollte er den Eingang sperren.
    Zottel knurrte ein bißchen. Moritz fauchte, und ehe meine Großmutter vermitteln konnte, hatte der Kater dem Hund mit einem einzigen Tatzenhieb die Schnauze blutig gehauen.

    Meine Großmutter wurde energisch. Sie rief: »Schlimm genug, daß sich viele Menschen verachten und wie Hund und Katze leben. Unter meinem Dach dulde ich keinen Streit. Wer kein Verständnis füreinander hat, kann hier nicht bleiben.«
    Ich blieb in Pälitzhof, als meine Eltern
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