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Katja Henkelpott 2 - Katja Henkelpott und die Schlangekoenigin

Katja Henkelpott 2 - Katja Henkelpott und die Schlangekoenigin

Titel: Katja Henkelpott 2 - Katja Henkelpott und die Schlangekoenigin
Autoren: Helmut Sakowski
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habe, weil dieses blöde Wort gelogen ist.
    Der Hund und ich sind so lange herumgelaufen, bis wir eine saubere Pfütze gefunden haben, an der das Tier seinen Durst stillen konnte. Und dann ist es passiert. Als ich nach dem Spaziergang meinen Freund wieder an die Laterne binden wollte, zitterten mir auf einmal die Hände, weil ich die Gemeinheit nicht fertigbrachte. Die Leine fiel mir aus den Fingern.

Zottel vom Laternenpfahl

    Ich sagte das schöne Wort, das ich mal in einem Fernsehfilm gehört hatte: »Ich schenke dir die Freiheit!«
    Der Hund lief nicht davon, sondern setzte sich auf die Hinterbeine, hielt den Zottelkopf schief und blickte mich aus seinen feuchten Knopfaugen bettelnd an. Er wollte die Freiheit nicht haben, oder er konnte nichts damit anfangen. Wahrscheinlich wußte er nicht, wohin. Dabei braucht ein Hund keine Kieselsteine auszustreuen wie Hansel und Gretel, er braucht nur der Nase nach zu gehen, um seine Wohnung zu finden. Warum nahm er die Spur nicht auf?
    Ich dachte, vielleicht hat er Angst. Es kann ja sein, er stößt mit der Nase auf das richtige Haus, klopft an oder bellt. Ein Mensch steckt seinen Kopf durch den Türspalt und brüllt: »Da bist du ja schon wieder, du blöder Hund! Ich will dich nicht mehr haben. Hau ab!«
    Ich sagte: »Hör zu, Hund.«
    Er knurrte ein bißchen. Vielleicht gefiel ihm nicht, daß ich ihn mit Hund anredete. Meine Mutter hat mir erklärt, daß man einen Menschen auf keinen Fall mit Mensch ansprechen darf. Hör zu, Mensch, oder so. Das wäre beinahe ein Schimpfwort. Bestimmt ist es höflicher, auch ein Tier beim Namen zu nennen. Aber wie sollte ich den erfahren?
    Beim Menschen ist das einfach. Er hat einen Ausweis, damit man herauskriegt, wie er heißt und wo er wohnt, wenn er aus Versehen mal ein Auto angeschrammt hat. Der Hund braucht eine Hundemarke, damit die Polizei weiß, wo er hingehört. Mein Hund hatte keine Marke. Keine Wohnung haben und keinen richtigen Namen, ich glaube, das heißt illegal. Vielleicht war der Hund aus Polen und heimlich über die Oder geschwommen, was nicht erlaubt ist, weil die Oder nicht die Elbe ist, sondern eine Ostgrenze.
    ich sagte: »Ich werde dir einen guten deutschen Namen geben. Du heißt Zottel.«
    Er hat mit den Schultern gezuckt.
    Ich faßte nach seiner Leine und sagte: »Zottel, wir werden ein bißchen Spazierengehen, damit ich Zeit habe, über Frau Rahmhase nachzudenken. Sie ist die Hausverwalterin und strenger als die Polizei. Sie regt sich auf, wenn ich bei uns im Flur mit dem Springseil hüpfe, weil dann in ihrer Wohnung die Kronleuchter klirren. Ich weiß, du brauchst eine Wohnung, aber in unserem Haus stehen Hunde nicht im Mietvertrag.«
    Ich dachte, am besten bitte ich meine Eltern um Rat. Vielleicht gibt mir mein Vater das Geld für eine Anzeige in der Ostseezeitung: »Wer hat seinen Zottelhund am Laternenpfahl vergessen? Abzuholen bei Katja Henkelpott in Rostock-Reutershagen.«
    Kann sein, der Hund darf bei uns übernachten, bis sich der Besitzer gemeldet hat. Aber bestimmt wird meine Mutter sagen: »Haben wir nicht schon genügend Ärger mit Frau Rahmhase?«
    Ich habe einfach mal bei der Hausverwalterin geklingelt. Ich hörte klapp, klapp, die Schritte im Flur und wie sich der Schlüssel im Schloß herumdrehte. Die Tür öffnete sich. Ich habe aus jedem Auge eine Träne gequetscht und einen Knicks gemacht, so tief wie vor einer Königin.
    Frau Rahmhase sprach von oben herunter ein einziges Wort: »Bitte?«
    Ich deutete stumm auf Zottel und war glücklich, als ich merkte, daß mir die Tränen endlich richtig kullerten. Das schöne Tier legte seinen Kopf erst auf die rechte Schulter, dann nach links, um Frau Rahmhase verführerisch anzublicken.

    Sie sagte: »Ach Göttchen.«
    Da schluckte ich rasch meine Tränen in den Hals, erzählte die traurige Geschichte und fragte, ob der Hund vorübergehend bei uns übernachten könnte. Meine Eltern hätten Angst vor ihr und trauten sich nicht zu fragen.
    Frau Rahmhase sagte empört: »Ich bin doch kein Unmensch.«
    Ich wollte der Frau eine Freude machen, und weil mir nichts anderes einfiel, sagte ich: »Sie sind eine liebe Schnurrkatze.«
    Da hat mir Frau Rahmhase mit dem Finger gedroht. »Sei bitte nicht albern, Katja Henkelpott.«
    Aber mir war, als sträubten sich vor Wonne die kleinen, schwarzen Haare auf ihrer Oberlippe, und ich hörte sie so zufrieden schnurren, als hätte ich sie gestreichelt.

Frau Rahmhases Stöckelschuhe

    Frau Rahmhase hatte ich rasch
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