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Karrieresprung

Karrieresprung

Titel: Karrieresprung
Autoren: Klaus Erfmeyer
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ihm über das Geschäft sprach. Das lockere Gespräch mit seiner Tochter löste ihn und ließ die Strenge aus seinem Gesicht weichen, die Knobel noch immer auf Distanz hielt.
    Lisa und ihr Vater durchstreiften in ihren Unterhaltungen die Kanzlei und ihr geschäftliches Umfeld und ergötzten sich in leichter Plauderei an einem unerschöpflich scheinenden Fundus amüsanter Geschichten. Sie gaben einander Stichworte, die manchmal an längst vergangene Begebenheiten erinnerten und genüsslich zum wiederholten Male dargeboten werden wollten.
    Knobel wartete stets geduldig, bis sich ihr Vater verabschiedet hatte und Stille hinterließ. Dann nahm er Lisa versöhnt in den Arm, als habe er auf diesen Augenblick gewartet, um sie aus ihrer Geschäftigkeit befreien zu können.

    Rosenboom erwartete ihn in hellgrauer Tuchhose und kurzärmeligem grellbuntem Sommerhemd und wies ihn mit einer Handbewegung an, auf dem Bürgersteig neben der Grundstückszufahrt zu parken. Rosenbooms saloppe Kleidung nahm Knobel die Schwellenangst, die ihn beschlichen hatte, seit er sich dem Villenviertel genähert hatte.
    Rosenboom führte ihn am Haus vorbei in die Garage.
    »Bei diesem schönen Wetter werden wir einfach etwas hinausfahren«, entschied Rosenboom. »Es wird Ihnen gefallen und …«, er klopfte lächelnd auf seine Armbanduhr, »es wird nicht lange dauern. Die Zeit guter Anwälte ist bekanntlich kostbar.«
    Vor ihnen öffnete sich lautlos das Garagentor und gab den Blick auf einen schwarz glänzenden blitzsauberen Sportwagen frei, dessen Scheinwerfergläser im Halbdunkel der Garage funkelten.
    Knobel blieb einen Augenblick unsicher im Tor stehen, bis ihn Rosenboom sanft ins Innere schob und zugleich das Licht anschaltete. Die aufflackernde Neonröhre spiegelte sich auf dem polierten Metall. Unsicher abwägend, wie er sich über das Auto bewundernd äußern sollte, fühlte er, dass Rosenboom ihm etwas in die Hand drückte. Er betrachtete das kleine schwarze Gerät.
    »Nun los, oben links«, forderte Rosenboom.
    Knobel drückte auf die Fernbedienung, und das Verdeck des Autos öffnete sich mit leichtem Surren, schob sich langsam zurück und faltete sich hinter den Sitzen gleichmäßig zusammen. Das Surren hielt an und begleitete das Absenken der Seitenfenster in die Türen.
    Knobel sah auf die schwarz glänzenden Sitze. Der Duft frischen Leders breitete sich in der Garage aus und mischte sich mit dem Geruch der Autopolitur.
    »Was sagen Sie jetzt?«
    Rosenbooms Augen blitzten stolz und kindlich ungeduldig.
    »Grandios.«
    Knobel verstand nicht viel von Autos. Keine Details, über die er hätte fachsimpeln können.
    »Na?« bohrte Rosenboom nach.
    »Wunderbar«, versicherte Knobel.
    Rosenboom schwang sich auf den Fahrersitz, startete den Motor, ließ den Wagen aus der Garage rollen und stieß die Beifahrertür auf.
    Knobel schlüpfte hinein und sammelte in Gedanken Fragen, die er zur Leistung und Ausstattung des Autos stellen könnte.
    Rosenboom verließ den Ort, nahm mit Schwung die Auffahrt zur B 236 Richtung Schwerte und beschleunigte, dass Knobel sanft in den Sitz gedrückt wurde. Der Fahrtwind jagte am Auto vorbei und machte eine Unterhaltung unmöglich.
    Rosenboom schaute manchmal stolz zu ihm herüber, und er erwiderte diese Blicke mit einem anerkennenden Lächeln, versuchte Rosenbooms Ziel zu erraten, als dieser den Wagen röhrend über die freie Strecke jagte, dann viel zu schnell in den Wambeler Tunnel eintauchte und mit quietschenden Reifen auf die A 44 Richtung Soest wechselte.
    Knobel entspannte sich weiter und begann das Fahren im Cabrio zu genießen, ohne sich auf eine Unterhaltung zu fixieren. Er lehnte sich behaglich in seinen Sitz zurück, lauschte dem Dröhnen des Motors und dem flatternden Pfeifen des Fahrtwinds, das kurz von dem Brummen der überholten Fahrzeuge übertönt wurde, die schnell hinter ihnen zurückfielen. Sie mochten etwa fünfzehn, zwanzig Kilometer gefahren sein, die stadtnahe Bebauung hatte inzwischen weiten Feldern Platz gemacht, in denen sich gleichförmig wirkende kleine Dörfer verteilten, die in der flirrenden Hitze in einiger Entfernung an ihnen vorbeizogen.
    Dann verließen sie die Autobahn und fuhren, die tief stehende Sonne im Rücken, auf einer Landstraße einem bewaldeten Höhenzug zu, der die Autobahn am Horizont in blasssilbrigem Grünblau begleitet hatte.
    Rosenboom nahm die kurvenreiche Straße mit hoher Geschwindigkeit, bremste erst in einer Senke vor einer kleinen steinernen
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