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Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht

Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht

Titel: Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht
Autoren: Christine Feehan
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ein Gewaltverbrechen verübt wurde, erkannte alle Drogendealer und durchschaute jede Lüge. Und jetzt, während die anderen Leute im Restaurant ungestört den schönen Abend genossen, spürte sie, dass etwas Böses in der Nähe war, eine Kreatur von so abgrundtiefer Schlechtigkeit, dass sie es sich kaum vorzustellen vermochte.
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    Noch einmal sah sie sich sorgfältig im Speiseraum um. Die Gäste aßen und unterhielten sich ungestört. Die drei Frauen am Nebentisch lachten ausgelassen und prosteten einander zu.
    Alexandrias Herz raste. Wie erstarrt vor Angst konnte sie weder sprechen noch sich bewegen. Über die Wand hinter Thomas Ivan kroch ein Schatten, der sich langsam über den ganzen Raum ausbreitete. Es war eine grauenhafte Erscheinung, die offenbar niemand sonst sehen konnte. Der Schatten griff mit seinen Klauen nach Alexandria und nach den drei Frauen, die sich so angeregt unterhielten. Alexandria saß ganz still, während ein schreckliches Flüstern in ihrem Kopf widerhallte und ihr Befehle gab, denen sie kaum zu widerstehen vermochte.
    Komm zu mir. Sei an meiner Seite. Ich will mich an dir laben. Komm zu mir.
    Die Worte stürmten immer wieder auf Alexandria ein, bis sie unerträgliche, stechende Kopfschmerzen bekam. Die Schattenklaue an der Wand winkte ihr zu, lockte sie.
    Zu ihrer Rechten schabten Stuhlbeine über den Boden, und das Geräusch brach den Bann. Alexandria blinzelte, und der Schatten verblasste langsam mit einem leisen wahnsinnigen Lachen. Sie konnte sich endlich wieder bewegen und wandte den Kopf, als sie hörte, dass zwei weitere Stühle zurückgeschoben wurden.
    Alexandria sah, wie die drei Frauen gemeinsam aufstanden, Geld auf den Tisch legten und plötzlich seltsam schweigend das Restaurant verließen.
    Alexandria wollte ihnen zurufen, dass sie zurückkommen sollten, obwohl sie nicht wusste, warum. Doch als sie gerade den Mund öffnete, schnürte sich ihr die Kehle zu, sodass sie plötzlich nach Luft schnappen musste.
    »Alexandria!« Thomas sprang auf und eilte ihr zu Hilfe. Sie war aschfahl geworden, und winzige Schweißperlen standen ihr auf der Stirn. »Was fehlt Ihnen denn?«
    17

    Hastig versuchte sie, ihre Zeichnungen in die Mappe zurückzuschieben, doch ihre Hände zitterten so sehr, dass die Blätter zu Boden fielen. »Es tut mir Leid, Mr. Ivan, aber ich muss gehen!«
    Sie stand so überraschend auf, dass sie Ivan beinahe umgeworfen hätte. Ihre Gedanken schienen nur langsam und zäh zu fließen, als klebte noch immer das Böse an ihnen. Alexandria drehte sich der Magen um.
    »Sie sind krank, Alexandria. Ich werde Sie nach Hause fahren.«
    Thomas Ivan versuchte, die kostbaren Skizzen aufzuheben und gleichzeitig Alexandria zu stützen.
    Doch sie machte sich von ihm los. Ihr einziger Gedanke galt Joshua. Welche bösartige Kreatur sich auch immer in der Nacht herumtreiben mochte, Henry und Joshua waren in großer Gefahr.
    Das Böse befand sich draußen im
    Garten. Alexandria spürte seine Anwesenheit wie einen dunklen Fleck auf ihrer Seele.
    Sie drehte sich um und rannte los, ohne sich um die neugierigen Blicke oder um Thomas Ivans Erstaunen zu kümmern. Auf der Treppe stolperte sie, verfing sich mit dem Absatz in ihrem Rocksaum und hörte, wie der Stoff zerriss. Schmerz und Furcht durchfuhren sie, und es fühlte sich an, als wollte ihr jemand das Herz aus dem Leib reißen. Der Eindruck war so real, dass Alexandria sich an die Brust griff, auf ihre Hände hinabblickte und erwartete, Blut zu sehen. Nein. Es war das Blut eines anderen. Irgendjemand dort draußen war verletzt - oder Schlimmeres.
    Alexandria biss sich so fest auf die Lippe, dass sie sich wehtat.
    Dieser Schmerz gehörte nur ihr allein und erlaubte ihr, sich zu konzentrieren. Die Kreatur hatte jemanden getötet. Sie konnte das Blut riechen und spürte eigenartige Schwingungen, die das Echo der Gewalt zu sein schienen. Inständig hoffte sie, dass nicht Joshua dem Bösen zum Opfer gefallen war. Schluchzend stürzte sie auf den schmalen Weg zu, der um das Restaurant herum führte. Sie durfte 18

    Joshua nicht verlieren. Warum hatte sie ihn nur in der Obhut eines alten Mannes zurückgelassen?
    Plötzlich fiel ihr der dichte Nebel auf, der die Bäume wie eine feste, weiße Mauer zu umgeben schien. Alexandria vermochte kaum die Hand vor Augen zu sehen, und der Nebel fühlte sich sogar zäh und unnachgiebig an, als müsste sie sich einen Weg durch Treibsand bahnen. Jeder Atemzug schien beinahe unmöglich zu sein. Sie wollte
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