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Karlsson vom Dach

Karlsson vom Dach

Titel: Karlsson vom Dach
Autoren: Lindgren Astrid
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laß mir nichts bezahlen dafür, daß die Leute mich nicht sehen wollen.»
    «Prächtig», sagte Betty. «Deine Hand darauf! Deine Hand darauf, daß du dich den ganzen Abend nicht zeigst.»
    «Hier meine Hand», sagte Lillebror. «Ich bin nicht so wild auf alle deine Peters, das denk man bloß nicht. Ich würde eher fünfundzwanzig Öre dazubezahlen, damit ich sie nicht mehr zu sehen brauche!»
    Ein Weilchen später saß Lillebror ganz richtig drinnen in seinem Zimmer — völlig unentgeltlich. Mama und Papa waren ins Kino gegangen. Birger war verschwunden, und aus dem Wohnzimmer konnte Lillebror, wenn er seine Tür aufmachte, ein leises Gemurmel hören. Das war Betty, die dort drinnen mit ihrem Peter murmelte. Lillebror machte die Tür ein paarmal auf und versuchte zu verstehen, was sie sagten, aber es ging nicht. Da stellte er sich denn ans Fenster und schaute in die Dämmerung hinaus. Er guckte auf die Straße, um nachzusehen, ob Krister und Gunilla draußen waren.
    Er sah aber nur ein paar große Jungen, die sich balgten. Es war ganz interessant, er hatte Unterhaltung, solange die Balgerei dauerte, aber leider hörten die Jungen ziemlich bald auf, sich zu hauen, und hinterher war alles wieder genauso langweilig.
    Da hörte er ein himmlisches Geräusch. Er hörte das Brummen eines Motors, und gleich danach kam Karlsson zum Fenster hereingesegelt.

    «Heißa hopsa, Lillebror», sagte er unbefangen.
    «Heißa hopsa, Karlsson», sagte Lillebror. «Wo warst du denn?»
    «Wieso? Was meinst du?» fragte Karlsson.
    «Ja, du warst doch verschwunden», sagte Lillebror. «Als du Mama und Papa guten Tag sagen solltest. Warum bist du ausgerückt?»
    Karlsson stemmte die Hände in die Seiten und sah richtig ärgerlich aus.
    «Nein, hat man so was schon gehört», sagte er. «Darf man sich denn nicht mal um sein Haus kümmern? Ein Hausbesitzer muß doch mal nach seinem Hause sehen — was wären das sonst für Zustände? Kann ich was dafür, daß deine Mama und dein Papa mir ihre Aufwartung machen wollen, ausgerechnet wenn ich weg bin und mich um mein Haus kümmern muß?»
    Er sah sich im Zimmer um.
    «Apropos Haus», sagte er, «wo ist mein Turm? Wer hat meinen feinen Turm kaputtgemacht, und wo ist mein Fleischkloß?»
    Lillebror fing an zu stottern.
    «Ich dachte, du kämst nicht mehr zurück», sagte er ängstlich.
    «Nein, so ist es natürlich», sagte Karlsson. «Der beste Baumeister der Welt baut einen Turm, und was geschieht? Macht einer einen kleinen Zaun drum herum und paßt auf, daß der Turm für immer stehenbleibt? Nein, denkt nicht dran! Niederreißen und ihn kaputtmachen, das tun sie, und anderer Leute Fleischklöße aufessen!»
    Karlsson setzte sich auf eine Fußbank und grollte.

    «Ach, das stört doch keinen großen Geist», sagte Lillebror und holte mit dem Arm aus genau wie Karlsson. «Daraus braucht man sich doch nichts zu machen.»
    «Das meinst du», sagte Karlsson entrüstet. «Es ist ein leichtes, alles niederzureißen, und hinterher sagt man bloß, es störe keinen großen Geist, und damit ist der Fall erledigt. Wo ich doch den Turm mit diesen armen kleinen Händen hier gebaut habe!»
    Er hielt Lillebror seine kurzen dicken Hände unter die Nase. Dann setzte er sich wieder auf den Schemel und grollte noch mehr.
    «Ich mach’ nicht mit», sagte er. «Ich mach’ nicht mit, wenn es so gehandhabt wird.»
    Lillebror war völlig verzweifelt. Er stand da und wußte nicht, was er tun sollte. Es war lange Zeit ganz still. Endlich sagte Karlsson:
    «Wenn ich irgendwas geschenkt kriegte, vielleicht würde ich dann wieder vergnügt werden. Es ist nicht sicher, aber vielleicht würde ich vergnügt werden, wenn ich irgendwas geschenkt kriegte.»
    Lillebror rannte zum Tisch und begann eifrig, in der Tischschublade zu kramen, denn hier hatte er eine ganze Menge prächtiger Dinge aufbewahrt. Hier lagen seine Briefmarken und seine Murmeln und seine Buntstifte. Und hier lag auch eine kleine Taschenlampe, die er sehr gern hatte.
    «Möchtest du vielleicht die hier haben?» fragte er und hielt die Taschenlampe hoch, damit Karlsson sie sehen konnte.
    Karlsson griff blitzschnell zu.
    «Grad so was muß es sein, wenn ich wieder vergnügt werden soll», sagte er. «Sie ist nicht so fein wie mein Turm; aber wenn ich sie kriege, dann werd’ ich versuchen, ob ich nicht wenigstens ein bißchen vergnügt sein kann.»
    «Du kriegst sie», sagte Lillebror.
    «Sie geht hoffentlich anzuknipsen», sagte Karlsson mißtrauisch und
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