Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Karlsson vom Dach

Karlsson vom Dach

Titel: Karlsson vom Dach
Autoren: Lindgren Astrid
Vom Netzwerk:
drückte auf den Knopf. O ja, die Taschenlampe strahlte auf, und Karlssons Augen begannen ebenfalls zu strahlen.
    «Denk mal, wenn ich im Herbst abends oben auf dem Dach herumgehe, und es ist so dunkel, dann kann ich damit leuchten und in mein kleines Haus zurückfinden und verlaufe mich nicht zwischen all den Schornsteinen», sagte er und streichelte die Taschenlampe.
    Lillebror war sehr zufrieden, als er Karlsson so reden hörte. Er wünschte nur, er könnte Karlsson einmal auf einem seiner Dachausflüge begleiten und ihn im Dunkeln mit der Taschenlampe leuchten sehen.
    «Heißa hopsa, Lillebror, jetzt bin ich wieder vergnügt», sagte Karlsson. «Hol deine Mama und deinen Papa her, dann können sie mir guten Tag sagen.»
    «Sie sind im Kino», sagte Lillebror.
    «Im Kino? Wenn sie mich kennenlernen können?» sagte Karlsson erstaunt.
    «Ja, nur Betty ist zu Hause — und dann ihr neuer Freund. Sie sitzen im Wohnzimmer, und ich darf nicht rein.»
    «Was höre ich da?» schrie Karlsson. «Darfst du nicht hingehen, wohin du willst? Ich denke nicht daran, uns das auch nur eine Minute gefallen zu lassen. Komm nur mit.»
    «Ja, aber ich habe es versprochen», sagte Lillebror.
    «Und ich verspreche dir, wenn irgend etwas ungerecht ist, wips, stößt Karlsson darauf nieder wie ein Habicht», sagte Karlsson.
    Er ging zu Lillebror und klopfte ihm auf die Schulter.
    «Was hast du eigentlich genau versprochen?»
    «Ich habe versprochen, mich den ganzen Abend nicht im Wohnzimmer zu zeigen.»
    «Nun, dann sollst du dich auch nicht zeigen», sagte Karlsson. «Aber sicher möchtest du doch Bettys neuen Freund gerne sehen?»
    «Ja, siehst du, das möchte ich eigentlich», sagte Lillebror lebhaft. «Sie hatte vorher einen, dem standen die Ohren so unheimlich weit vom Kopf ab. Ich möchte gern sehen, was für Ohren dieser Neue hat.»
    «Ja, das möchte ich wahrhaftig auch», sagte Karlsson. «Wart ein bißchen, dann denk’ ich mir irgendwas aus. Der beste Ausdenker der Welt — das ist Karlsson vom Dach.»
    Er sah sich im Zimmer um.
    «Das hätten wir», sagte er und nickte. «Eine Decke — genau das brauchen wir. Ich wußte doch, daß ich mir irgendwas ausdenken würde.»
    «Was hast du dir denn ausgedacht?» fragte Lillebror.
    «Du hast versprochen, dich den ganzen Abend nicht im Wohnzimmer zu zeigen — war es nicht so? Wenn du aber unter einer Decke bist, dann zeigst du dich nicht.»
    «Nein — aber...» begann Lillebror.
    «Wenn du unter einer Decke bist, dann zeigst du dich nicht, kein nein aber», sagte Karlsson fest. «Und wenn ich unter einer Decke bin, dann zeige ich mich auch nicht, und das ist schlimm für Betty. Wenn sie so dumm ist, kriegt sie mich nicht zu sehen, die arme, arme kleine Betty.»
    Er zerrte die Decke von Lillebrors Bett herunter und warf sie sich über den Kopf.
    «Komm herein, komm herein», rief er. «Komm in mein Zelt!»
    Lillebror kroch unter die Decke, und Karlsson stand auch darunter und kicherte vergnügt.
    «Betty hat doch nichts davon gesagt, daß sie kein Zelt im Wohnzimmer sehen will? Jeder Mensch freut sich doch, wenn er ein Zelt zu sehen bekommt. Besonders ein Zelt, in dem Licht ist», sagte Karlsson und knipste die Taschenlampe an.

    Lillebror war sich nicht sicher, daß Betty sich über das Zelt so freuen würde, aber er selber fand es spannend und geheimnisvoll, mit Karlsson unter der Decke zu stecken und mit der Taschenlampe zu leuchten. Lillebror meinte, sie könnten ebensogut bleiben, wo sie waren, und Zelt spielen und auf Betty pfeifen. Aber davon wollte Karlsson nichts wissen.
    «Ich dulde keine Ungerechtigkeit», sagte er. «Ich muß ins Wohnzimmer rein, koste es, was es wolle.»
    Und nun begann das Zelt zu wandern. Lillebror brauchte nur mitzugehen.
    Eine kurze dicke Hand stak heraus und packte den Türgriff und machte die Tür sehr leise und vorsichtig auf. Das Zelt kam in die Diele hinaus, die lediglich durch einen dicken Vorhang vom Wohnzimmer abgetrennt war.
    «Ruhig, nur ruhig», flüsterte Karlsson.
    Und völlig geräuschlos wanderte das Zelt durch die Diele und machte am Vorhang halt. Das Gemurmel war jetzt etwas deutlicher zu hören, aber noch immer nicht so deutlich, daß man irgendwelche Worte unterscheiden konnte. Die Lampe im Wohnzimmer war ausgedreht, Betty und ihr Peter begnügten sich offenbar mit dem schwachen Zwielicht von draußen.
    «Das ist gut», flüsterte Karlsson, «dann ist meine Taschenlampe um so besser zu sehen.»
    Gerade eben hatte er die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher