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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt
Autoren: Clive Cussler
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Handschellen los«, befahl Juan. »Und nehmen Sie ihr den Knebel ab.«
    Ehe er gehorchen konnte, machte sich der Mann, der gerade noch gedroht hatte, sie zu töten, in die Hose.
    »Es ist schon ein wenig härter, sich mit bewaffneten Männern im Kampf zu messen, als unschuldige Menschen in die Luft zu sprengen, nicht wahr?«, spottete Juan. Als der Knebel gelöst war, fragte er die Ministerin: »Geht es Ihnen gut?«
    »Ja. Ich denke schon. Wer sind Sie?«
    »Sagen wir einfach, ich bin der Geist von Lieutenant Henry Lafayette – und belassen wir es dabei.« Juan holte das Funkgerät aus der Hosentasche. »Max, hörst du mich?«
    »Es wurde auch verdammt noch mal Zeit, dass du dich meldest«, antwortete Max so barsch, dass Cabrillo wusste, dass er außer sich vor Sorge war.
    »Ich habe sie, und wir sind unterwegs.«
    »Beeilt euch. Die Sidra wird schneller, und wir haben nur noch zwei Minuten Zeit, wenn dein Rückzugsplan funktionieren soll.«
    Fiona kam auf die Füße und massierte ihre Handgelenke, wo sich die Handschellen in ihre Haut gepresst hatten. Sie hielt wachsam Abstand zu dem Schwertträger, tat dann jedoch das Erstaunlichste, das Juan sich in dieser Situation vorstellen konnte. Sie sagte: »Ich verzeihe Ihnen. Und eines Tages, so hoffe ich, betrachten Sie mich nicht mehr als Ihre Feindin, sondern als eine Freundin.« Sie wandte sich an Juan. »Töten Sie diesen Mann nicht.«
    Cabrillo schüttelte ungläubig den Kopf. »Bei allem Respekt, aber sind Sie eigentlich verrückt geworden?«
    Ohne sich noch einmal umzudrehen, verließ sie den Raum. Juan wollte ihr folgen, wandte sich dann zu dem Schwertträger um und feuerte einen einzigen Schuss ab. Er angelte sich das Manuskript vom Boden, wo es hingefallen war, und merkte sich die Frequenz, auf der die Fernsehkamera senden sollte. Es war der letzte Teil seines Plans. Als er die Ministerin einholte, sagte er: »Ich konnte nicht riskieren, dass er uns folgt, daher habe ich ihm ins Knie geschossen.«
    Er ergriff ihre Hand, und gemeinsam rannten sie zum Hauptdeck hinauf. Er bemerkte, dass sich der Rauch merklich verflüchtigt und abgenommen hatte. Zwei Seeleute standen auf dem oberen Treppenabsatz. Sie reagierten nicht, bis sie die japanisch-amerikanische Außenministerin erkannten. Als ob sie sich abgesprochen hätten, stürzten sie sich gleichzeitig auf sie. Juan schoss auf einen, während er flüchtete. Der Aufprall der Kugel reichte aus, um seine Laufrichtung zu ändern. Der zweite krachte mit ausreichend Wucht gegen Juans Brust, um ihm die Luft aus den Lungen zu pressen. Nach Atem ringend, um sie wieder zu füllen, war Juan für mehrere Sekunden wehrlos, eine Chance, die der Matrose nutzte, um ihm eine kurze Serie von Fausthieben zu verpassen.
    Fiona versuchte, ihn von ihrem Retter wegzuzerren, und hätte sie während der vergangenen Tage nicht solche Torturen über sich ergehen lassen müssen, sie hätte damit vielleicht sogar Erfolg gehabt. Aber sie war über die Maßen erschöpft. Der Matrose wischte sie wütend zur Seite und führte einen Fußtritt aus, der Cabrillo am Kinn traf.
    Außerhalb der Enge des Schiffes ertönte ein Dröhnen, von dem die Treppe erzitterte.
    Eine Rakete war aus einer versteckten Startröhre vom Deck der Oregon aufgestiegen. Sie ritt auf einer Feuersäule, die den Himmel zu spalten schien, in die zunehmende Dunkelheit. Die mit einem Sprengkopf ausgerüstete Rakete schwenkte sofort auf ihren geplanten kurzen Flug ein.
    Der Lärm elektrisierte den Chef und steigerte seine Wut ins Berserkerhafte. Der Tritt hatte sein Gehirn durcheinandergeschüttelt, daher verließ er sich nur auf seinen Kampfinstinkt. Er duckte sich, als der nächste Hieb kam, und rammte den Ellbogen mit genügend Wucht auf das ungeschützte Schienbein des Seemanns, um den Knochen zu zerbrechen.
    Der Mann brüllte auf, als er sein Gewicht darauf verlagerte und die Bruchflächen gegeneinanderrieben. Juan zog sich auf die Füße hoch, stieß dem Matrosen ein Knie in den Unterleib und warf ihn damit die restliche Treppe hinunter. Dann fasste er wieder nach Fionas Hand, und sie hasteten zum Ausgang.
    Die Luke, die er benutzt hatte, um in den Decksaufbau der Sidra zu gelangen, war geschlossen, und als er sie öffnete, erwartete er, die Oregon dicht an der Seite der Fregatte zu sehen. Stattdessen befand sich sein Schiff gut zehn Meter weit entfernt. Hinter ihm hing noch der Kondensstreifen der Rakete in der Luft und glich einer sich windenden Schlange, die sich
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