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Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition)

Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition)

Titel: Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition)
Autoren: Marietta Slomka
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Wallachei. Bei Bundeskanzler Gerhard Schröder waren es ja noch dicke, schnelle Autos. Aber das kommt heute nicht mehr so gut an – wegen des Ökothemas. Dann schon lieber umweltfreundliche Pferde.
    Und natürlich sind auch schöne junge Frauen beliebte Begleiterinnen. Kaum war der verwegene Reiter Sarkozy Präsident geworden, heiratete er Sängerin und Fotomodell Carla Bruni. Sie haucht gern Lieder über Sex ins Mikrofon und hatte mal was mit Mick Jagger. Früher hätte eine so »wilde« Dame nur zur heimlichen Geliebten getaugt. Inzwischen sind die Sitten in den Präsidentenpalästen auch lockerer geworden. Ganz wild trieb es der mittlerweile gestürzte und ermordete libysche Diktator Gaddafi. Nicht nur, dass er bei Staatsbesuchen im Ausland darauf bestand, sein eigenes Wüstenzelt aufzubauen. Er ließ sich außerdem von einer weiblichen Leibgarde begleiten. (Dass sich Gaddafi während seiner Herrschaft offenbar regelmäßig junge Frauen aus dem Volk zuführen ließ, um sie zu vergewaltigen, gehört dann zu den weniger lustigen Seiten seiner demonstrativen »Frauenfreundlichkeit«.)
    Was bei der medialen Selbstinszenierung auch immer gut wirkt, sind Kinderwagen! Babys sind ja genauso süß wie Hunde. Und ein Politiker, der den Kinderwagen schiebt, wirkt fast noch sympathisch als einer, der einen Hund an der Leine führt.
    Als Single auf der Weltbühne
    Nur bei Frau Merkel haben wir bisher noch keine Tiere gesehen. Und ihr Mann hat wenig Lust, sie dekorativ zu begleiten. Das braucht sie aber auch gar nicht. Denn sie hatte immer wieder andere Männer, mit denen sie sich schmücken konnte: all die Staats- und Regierungschefs, die sie öffentlich küssten (wie der französische Ex-Präsident Sarkozy) oder ihr den Rücken massierten (wie der amerikanische Ex-Präsident Bush) oder ihre Hand hielten (wie der ägyptische Ex-Präsident Mubarak). Bei so viel charmanter öffentlicher Sympathiebekundung durch mächtige Männer brauchte Angela »Miss World« Merkel gar keinen Labrador.
    Allerdings sind das ziemliche viele »Ex-Männer«, die in der Vergangenheit der deutschen Kanzlerin so charmant zu hübschen Szenerien verhalfen. In letzter Zeit wirkte sie auf der Weltbühne eher etwas singelig. Was auch mit der aktuellen Rolle Deutschlands in der Weltfinanzkrise, speziell in Europa, zusammenhängen könnte. Beim Geld hört nicht nur die Freundschaft auf, auch der Charme lässt offenbar nach. Je mächtiger ein Land ist, und sei es nur durch seine Wirtschaftskraft, desto mehr Feindseligkeit zieht es auch auf sich. Vielleicht müssen wir Deutschen uns da künftig auf weniger Gemütlichkeit einstellen. Nachdem der Hass der Kriegszeit überwunden war, hatten wir es ziemlich lange ziemlich gut in der internationalen Politik. Bei kriegerischen Konflikten konnten wir uns wegducken, und wenn wir mitgemacht haben, dann im Team und oft mit eher »unterstützenden« Maßnahmen, Raketenabwehr, Logistik oder so. Wirtschaftlich sind wir nach dem Krieg schnell wieder erstarkt, aber solange wir auch viel zahlten, war das akzeptabel. Für die starke D-Mark wurden wir bewundert und auch ein bisschen gefürchtet, aber solange wir den anderen nicht zu massiv in ihre Finanzpolitik reinredeten und es allen relativ gut ging, war das nicht so ein Problem. Die Wiedervereinigung löste bei manchen europäischen Nachbarn zwar Misstrauen aus, aber weltweit haben sich die meisten Länder über den Mauerfall gefreut und den Ostdeutschen die Freiheit gegönnt.
    Inzwischen weht in der internationalen Politik ein rauerer Wind. Einerseits wird von Deutschland mehr gefordert, auch militärisch. Die Zeiten, in denen wir darauf verweisen konnten, dass deutsches Militär aus historischen Gründen problematisch ist und wir uns besser zurückhalten, sind vorbei. Andererseits empfinden unsere europäischen Partner das machtvolle Auftreten der Deutschen in Verhandlungen über Euro-Rettungspakete oder Steueroasen als bedrohlich. Das deutsch-französische Verhältnis ist ebenfalls abgekühlt, man vertritt vor allem eigene Interessen; es fehlt das Visionäre, mit dem diese beiden einflussreichen Staaten die europäische Integration lange Jahre vorantrieben. Die kleinen EU -Länder betrachten das große Deutschland mit mehr Misstrauen als noch vor zehn Jahren. Der luxemburgische Außenminister warnte zuletzt sogar vor einem »deutschen Europa« und sprach von »Hegemonialbestrebungen«, also einer deutschen Übermacht.
    Die Amerikaner wiederum sind inzwischen mehr am
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