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Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition)

Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition)

Titel: Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition)
Autoren: Marietta Slomka
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schwer nachzuweisen.
    Zu guter Letzt: Auf den Hund gekommen
    Um die Inszenierung von Politik ging es in diesem Buch ja schon mehrfach. Auf der großen Weltbühne lässt sich das auch sehr schön beobachten, eigentlich sogar noch besser, als wenn man den Blick nur auf Deutschland richtet. Denn wie heißt es so schön: andere Länder, andere Sitten. Die deutsche Politik ist in der Hinsicht beinah noch harmlos. Nachfolgend also ein paar Impressionen aus der großen weiten Welt des Polittheaters: Eines haben Politiker weltweit gemeinsam – sie wollen gemocht werden. Daher schmücken sie sich, genau wie andere Stars, gern mit Hunden! Hunde stehen für Treue. Viele Leute glauben sogar, dass Hunde Menschenkenntnis haben. Wen ein Hund schwanzwedelnd begrüßt, der muss ein netter Mensch sei. (Dazu passt leider nicht, dass die Schäferhündin »Blondi« sehr an ihrem Herrchen Adolf Hitler hing.) Abgesehen von zähnefletschenden Kampfhunden sind Hunde Sympathieträger, und das färbt auf ihre Besitzer ab. Wer seinen Hund liebevoll streichelt, wirkt nett und bodenständig. Also lassen sich Politiker manchmal sogar mit geliehenen Hunden ablichten, Hauptsache ein Hund im Bild! Hunde helfen bei der Imagebildung, das ist weltweit bekannt. Der frühere US -Präsident Bill Clinton holte sich einen neuen Hund, als er wegen der Sexaffäre mit seiner Praktikantin Monika Lewinsky öffentlich unter Beschuss stand. Der nette braune Labrador mit dem passenden Namen Buddy (Kumpel) wurde sozusagen der einzige Gefährte des einsamen, von allen beschimpften Präsidenten. Buddy war vermutlich auch der Einzige, der sich zu der Zeit von Bill Clinton streicheln ließ. Familie Bush wiederum ließ auf der Internetseite des Weißen Hauses ihren kleinen Terrier »Barney« die Besucher virtuell durchs Weiße Haus führen, aus der Hundeperspektive. Man hörte Barney im Büro des Präsidenten herumschnüffeln und auf seinen kleinen Tatzen herumtapsen. Auch Präsident Obama hat einen Hund: den wuscheligen Bo. Und so sind Politiker manchmal eben auch nicht anders als eine Paris Hilton: Man schmückt sich und setzt sich in Szene. Mit süßem Hund.
    Manchmal kann man mit Hunden aber auch Politik machen beziehungsweise ausländischen Staatsgästen einen kleinen Schreck einjagen, damit sie sich nicht allzu wohlfühlen in ihrer Haut: Im Januar 2007 trifft Angela Merkel den russischen Präsidenten Wladimir Putin in dessen Residenz am Schwarzen Meer. Zwischen Deutschland und Russland gab es zu der Zeit einige Meinungsunterschiede. Auch begegnet Angela Merkel dem Russen Putin viel kühler als ihr Vorgänger Gerhard Schröder, mit dem Putin befreundet war. Zur Begrüßung der Bundeskanzlerin ließ Putin gleich mal seine Labradorhündin »Koni« auf sie los. Obwohl er sicher ganz genau wusste (Putin war früher schließlich beim sowjetischen Geheimdienst!), dass Angela Merkel Angst hat vor großen Hunden. Koni war aber ganz freundlich; und Frau Merkel hat sich nichts anmerken lassen, als Koni an ihr interessiert herumschnupperte und ihr schließlich sogar ihre große Schnauze auf den Schoß legte. Aber was soll man in dem Moment auch sagen? »Wladimir, nimm gefälligst den Hund weg!«? Herr Putin hat sich innerlich wahrscheinlich köstlich amüsiert über seine kleine Boshaftigkeit … Angeblich hat Putin gegenüber George Bush junior auch mal damit geprahlt, dass seine große Labradorhündin den kleinen Bush-Terrier Barney mit einem Haps wegbeißen könnte. Aha. Russland frisst Amerika. Anscheinend geht es in der Politik manchmal auch nicht anders zu als auf dem Schulhof.
    Zur Inszenierung auf der Weltbühne eignen sich aber nicht nur Hunde, sondern auch Pferde. Seit je her ein schönes Accessoire der Macht und wieder zunehmend in Mode. Wie früher, als sich Könige auf stolzen Pferden malen ließen. So ließ sich Putin reitend im Muscle-Shirt filmen (übrigens mit wirklich bemerkenswerten Muskeln, offenbar trainierte der russische Präsident täglich im Fitnessstudio). Der klein gewachsene französische Ex-Präsident Nicolas Sarkozy hatte zwar nicht so viele Muskeln, machte aber hoch zu Ross auch eine sehr gute Figur: in Jeans, die Haare flatternd im Wind, ritt er im Wahlkampf auf einem Schimmel an den Fotografen vorbei durch die Camargue – quasi Wilder Westen auf Französisch. Das sah sehr männlich und ein bisschen verwegen aus. Kleine Männer tun manchmal komische Dinge. Der nordkoreanische Jung-Diktator Kim Jung Un galoppiert auch regelmäßig durch die
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