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Kanonenfutter

Kanonenfutter

Titel: Kanonenfutter
Autoren: Alexander Kent
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Schlacht mit der Bevölkerung verwickelt, bevor sie sich zu ihrer Barkasse durchschlagen konnten.
    Er drehte dem frechen Schausteller den Rücken zu und trat an den Boxer heran. Aus der Nähe wirkte er sogar noch größer, aber statt seiner Größe und Muskeln sah Bolitho nur die Augen, die halb unter vernarbten Brauen verborgen lagen.
    »Sie wissen, wer ich bin?«
    Der Mann nickte, wobei sein Blick auf Bolithos Mund gerichtet war, als lese er die Worte dort ab.
    Freundlich fragte Bolitho: »Wollen Sie in den Dienst des Königs treten? Auf der Fregatte Destiny in Plymouth?« Er stockte, als er das mühsame Verstehen in den Augen des Mannes sah. »Wollen Sie mit mir kommen?« Genauso langsam, wie der Mann nickte, nahm er – ohne einen Blick auf den mit offenem Mund dastehenden Schausteller zu werfen – sein Hemd und eine kleine Tasche auf.
    Bolitho wandte sich zu dem Schausteller um, sein Ärger war nun dem Gefühl billigen Triumphes gewichen. Wenn sie das Dorf hinter sich hatten, würde er den Boxer sowieso freilassen.
    Der Schausteller schrie: »Das können Sie nicht machen!«
    Little näherte sich ihm drohend. »Hör auf, Kamerad! Mehr Respekt vor einem Offizier des Königs, oder…«Er ließ keinen Zweifel über das »Oder«.
    Bolitho befeuchtete sich die Lippen. »Antreten, Leute! Korporal, übernehmen Sie das Kommando!« Er sah, daß der Boxer die Seeleute beobachtete, und fragte: »Ihr Name? Wie heißen Sie?«
    »Stockdale, Sir.« Selbst der Name kam nur mühsam heraus, seine Stimmbänder mußten in vielen Kämpfen Schaden gelitten haben, so daß sie nur noch heisere Töne hervorbrachten.
    Bolitho lächelte ihm zu. »Also Stockdale. Ich werde Sie nicht ve rgessen. Sie können uns verlassen, wann Sie wollen.« Er blinzelte Little zu. »Jedenfalls bevor wir unser Boot erreichen.«
    Stockdale schaute den kleinen Schausteller an, der auf einer Bank saß und die Kette noch immer in der Hand baumeln ließ. Dann brach es keuchend aus ihm heraus: »Nein, Sir, ich werde Sie nicht verlassen. Jetzt nicht und nie.«
    Bolitho sah, wie er sich bei den anderen einreihte. Die offensichtliche Ernsthaftigkeit des Mannes rührte ihn.
    Little sagte ruhig: »Machen Sie sich keine Sorgen, Sir. Diese Geschichte wird im Nu an Bord bekannt sein.« Er beugte sich vor, so daß Bolitho Bier und Käse riechen konnte. »Ich bin in Ihrer Division, Sir, und werde jeden Lumpen zusammenschlagen, der es wagt, Ihnen Ärger zu machen!«
    Ein Strahl blassen Sonnenlichts fiel auf die Kirchturmuhr, als das Rekrutierungskommando schweigend dem nächsten Dorf entgege nmarschierte; Bolitho war froh über das, was er eben getan hatte.
    Dann begann es zu regnen, und er hörte Little sagen: »Nicht mehr lange, Dipper, dann geht’s zurück an Bord und zu einem kräftigen Schluck.«
    Bolitho musterte Stockdales breite Schultern. Ein weiterer Freiwilliger, das machte im ganzen fünf. Er neigte den Kopf unter dem Regen. Fehlten aber noch fünfzehn.
    Im nächsten Dorf war es eher noch schlimmer, und es gab dort nicht einmal einen Gasthof. Der Gutsbesitzer erlaubte ihnen mit offensichtlichem Widerstreben, in einer unbenutzten Scheune zu schlafen. Er behauptete, das Haus voller Gäste zu haben, und außerdem… Das Wort sprach Bände. Die Scheune war an einem Dutzend Stellen undicht und stank wie eine Kloake. Die Seeleute, die an äußerste Sauberkeit in ihren engen Quartieren gewohnt waren, gaben ihrer Unzufriedenheit laut Ausdruck.
    Bolitho konnte sie dafür nicht tadeln; als Korporal Dyer ihm meldete, daß Stockdale verschwunden sei, antwortete er: »Das überrascht mich nicht, Korporal. Aber halten Sie ein Auge auf die übrigen!«
    Eine Weile noch dachte er über den verschwundenen Stockdale nach und wunderte sich, daß ihm der Verlust naheging. Vielleicht hatten Stockdales schlichte Worte ihn doch tiefer berührt, als er selber glaubte. Er schien ihm einen Wendepunkt zu markieren, eine Art Glücksbringer zu sein.
    Little rief plötzlich: »Allmächtiger Himmel! Sehen Sie sich das an!« Stockdale trat pudelnaß ins Licht ihrer Laternen und legte einen Sack vor Bolithos Füße. Die Männer traten heran, als die Schätze daraus im spärlichen Licht sichtbar wurden: mehrere Hühner, frisches Brot, Töpfe mit Butter, eine halbe Fleischpastete und – als Höhepunkt – zwei große Krüge voll Apfelwein.
    Little schnaufte: »Ihr beiden rupft die Hühner! Du, Thomas, paßt auf, daß keine ungebetenen Gäste kommen!« Er sah Stockdale an und holte die Guinee
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