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Kannst du mir verzeihen

Kannst du mir verzeihen

Titel: Kannst du mir verzeihen
Autoren: Sarah Harvey
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sie ihm gegeben hat, der Kuss, den sie ihm genauso gegen seinen Willen aufgedrängt hat wie ich – dieser Kuss hat sich in ein Monster verwandelt. Und ich ...«, verkündete sie dramatisch, »... musste dieses Monster besiegen.«
    Hanny wusste nicht recht, wie sie auf diesen Redebeitrag reagieren sollte, bekam aber auch gar keine Gelegenheit dazu. Die Küchentür flog auf, und Jais ziemlich besorgtes Gesicht sah herein.
    Â»Hanny ...« Er schnaufte, als sei er gerannt. »Kannst du mal bitte zur Garage kommen?«
    Der alarmierte Ton in seiner Stimme ließ Hanny herumfahren, ihre Augenbrauen verschwanden fast im Haaransatz.
    Â»Zur Garage? Das ist nicht dein Ernst!? Warum? Was ist denn jetzt schon wieder passiert?«
    Â»Komm einfach, schnell!«, zischte er und verschwand wieder.
    Hanny wandte sich noch einmal Annie zu, die zu ihrer endlosen Irritation immer noch sehr selbstzufrieden grinste.
    Â»Glaub bloß nicht, dass ich dich damit vom Haken lasse!« Hanny drohte ihrer Großmutter mit dem Zeigefinger wie eine Oberlehrerin einer Grundschülerin. Als ihr das auffiel, ärgerte sie sich nur noch mehr, fuhr die Hand ein, zog sich Stiefel und Jacke an und trampelte hinaus.
    Auf dem Weg zur Garage erfüllte sie eine gewisse böse Vorahnung ...
    Was es wohl diesmal war? Hatten sie mit der Vespa gespielt und sie kaputt gemacht? Sie erreichte das Tor, spähte durch den Spalt hinein und sah die Vespa drinnen stehen. Leicht schlammbespritzt von ihrem letzten Ausflug, aber intakt.
    Â»Jai?«, rief sie zögerlich, als sie hineinging.
    Nach der vom Schnee betonten Helligkeit draußen war es in der Garage zunächst stockfinster. Ihre Augen mussten sich erst mal an die Dunkelheit gewöhnen und machten dann am anderen Ende des Raumes die Umrisse eines Menschen aus.
    Eines Menschen, der nicht Jai war.
    Dieser Mensch war viel größer als Jai.
    Â»Magnus?«
    Er drehte sich um. Da wusste sie sofort, dass es auch nicht Magnus war.
    Und sie wusste sofort, was sie vorhatten.
    Doch im selben Moment fiel auch schon die Tür hinter ihr zu. Hanny fuhr herum und hörte, wie der Riegel vorgeschoben wurde.
    Â»Jai!«, seufzte sie. Müde und resigniert.
    Â»Sorry, Süße!«, rief Jai ihr durch die dicken Holztore zu. »Aber ihr bleibt jetzt da drin, bis ihr miteinander geredet habt!«
    Â»Jai, bitte! Ich habe keine Lust, noch einen Abend hier drin zu verbringen!«, beschwerte sie sich, doch statt einer Antwort hörte sie nur sich entfernende Schritte und wie jemand die Küchentür öffnete und zuschlug.
    Halbherzig versuchte sie, die Garagentür zu öffnen, aber die war bombenfest verschlossen. Frustriert rüttelte sie daran. Sie fluchte leise.
    Â»Sie ist abgeschlossen, Hanny.«
    Sie fuhr zusammen, als sie Bastians Stimme hörte. Sie hatte nicht bemerkt, dass er auf einmal direkt hinter ihr stand. Sie drehte sich um, sah zu ihm auf und musste unwillkürlich etwas verlegen lächeln, als sei sie mit einem Fremden in einem Fahrstuhl stecken geblieben.
    Denn wie ein Fremder kam er ihr tatsächlich vor – obwohl sie ihn doch eigentlich so gut kannte. Was für ein seltsames, verwirrendes Gefühl. Und es trug ganz bestimmt nicht zur Entwirrung bei, dass auch er einen Versuch unternahm, die Tür zu öffnen, und ihr dabei so nah kam, dass ihr sein Duft in die Nase stieg. Sein ihr so vertrauter Duft, der in ihr dieselbe Sehnsucht, dasselbe Verlangen auslöste, wie er es schon immer getan hatte.
    Sie trat einen kleinen Schritt zurück, schnappte nach Luft, sah ihm dabei zu, wie er gegen die Doppeltüren drückte, obwohl sie beide wussten, dass sie von außen mit einem Vorhängeschloss gesichert waren.
    Dann drehte er sich zu ihr um.
    Sie sah ihn an.
    Â»Scheint, als würden wir hier festsitzen ... Tut mir leid ...«
    Ihr Blick wurde aufmerksam.
    Â»Wieso? War das etwa deine Idee? Hast du sie gebeten, uns hier einzuschließen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Â»Ich hab damit nichts zu tun, versprochen. Jai hat mich gebeten, mal nach seinem Freund Magnus zu schauen, er sagte, er hätte sich im Wald den Fuß verstaucht und schaffe es nicht ganz zurück bis zum Haus, darum säße er in der Garage.«
    Â»Und als da kein Magnus war, bist du trotzdem geblieben?«
    Er lachte.
    Â»Jai sagte, Magnus müsse wohl aufgestanden sein, und wollte ihn suchen. Mich bat er, in der
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