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Kannst du mir verzeihen

Kannst du mir verzeihen

Titel: Kannst du mir verzeihen
Autoren: Sarah Harvey
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unabhängig war und tun und lassen konnte, was sie wollte. Sie zog zurück in das kleine Dorf in Cornwall, nahe dem Bodmin Moor, zurück in das Haus, in dem sie und Hanny gewohnt hatten, seit Ruth gestorben war. Sie fuhr regelmäßig nach London und ging auch wieder auf Reisen – nun aber nicht aus geschäftlichen Gründen, sondern zu ihrem Privatvergnügen.
    Nach dem Abschluss ihres Studiums stellte auch Hanny fest, dass ihr Cornwall fehlte und sie vom Londoner Großstadtmief genug hatte. Auch sie beschloss, in den Westen zurückzukehren, aber sie wollte nicht wieder mit Midge unter einem Dach wohnen. Jedenfalls nicht auf Dauer. Sie wollte ihr eigenes Häuschen.
    Ihre Mutter hatte ihr einen kleinen Treuhandfonds hinterlassen, auf den sie Zugriff hatte, wenn sie einundzwanzig war – allerdings nur auf so viel, wie sie selbst bereits aus eigener Kraft angespart hatte. Da sie gerade erst in den Beruf der Illustratorin eingestiegen war und sich noch etablieren musste, nahm sie einen Nebenjob in einem angesagten Bistro an und arbeitete, so viel es ihr irgend möglich war, um die Hälfte einer Anzahlung für ein eigenes Haus zusammenzusparen. Eines Tages entdeckte sie das Cottage und verliebte sich Hals über Kopf in das kleine urige Haus. Von da an arbeitete sie noch mehr, bis sie endlich das nötige Geld beisammenhatte. Ihren Treuhandfonds setzte sie als Sicherheit für den Kredit ein, der für ihr geringes Einkommen eigentlich etwas zu hoch war.
    Sie war an einem warmen Herbstabend eingezogen, und bereits am darauffolgenden Abend – wohlweislich, bevor sie alles ausgepackt hatte, damit möglichst wenig zu Schaden kommen konnte – feierte sie die Einweihung mit einem Grillfest. Jai – ihr bester Freund und gleichzeitig der Mann, der sie mit Aufträgen versorgte – war immer noch untröstlich, weil er seine geliebte Mitbewohnerin und beste Freundin ans Land verloren hatte, außerdem kamen einige von Hannys alter Londoner Gang sowie neue Freunde aus dem Bistro, die wiederum Freunde mitbrachten. Dafür, dass sie gar keinen großen Bekanntenkreis, sondern eher eine Handvoll richtig guter Freunde hatte, entwickelte sich das kleine Grillfest zu einer ziemlich guten Party.
    Und wie das Leben so spielte: Bei dieser Gelegenheit lernte sie Bastian kennen. Weit nach Mitternacht, als alle bereits mehr oder weniger alkoholisiert waren und unter den vielen Gäste, von denen sie nicht einmal die Hälfte kannte, Aufbruchsstimmung herrschte. Die Gesellschaft löste sich auf wie Frühnebel in der Sonne – und gab den Blick frei auf ein Naturschauspiel. Auf ihn.
    Er stand mit ein paar Leuten zusammen, und als er bemerkte, dass sie zu ihm sah, kam er zu ihrer Überraschung auf sie zu.
    Â»Du bist also Hanny.«
    Sie nickte. Zu mehr war sie nicht fähig.
    Â»Bastian.«
    Er reichte ihr die Hand.
    Sie gab ihm ihre, und er hielt sie eine Millisekunde länger als erwartet. Gerade so lange, wie Hanny benötigte, um sich in sein warmherziges Lächeln und seine blaugrauen Augen zu verlieben. Aber da wurde er auch schon von drei weiblichen Partylöwinnen weggezerrt, die um seine Aufmerksamkeit buhlten, und weg war er wieder.
    Von da an beobachtete Hanny ihn verstohlen von der anderen Seite des Zimmers. Sie war fasziniert von seiner Schönheit, es war, als vertiefe sie sich in den Anblick eines Gemäldes. Verträumt sog sie dieses Bild von einem Mann in sich auf, und jedes Mal, wenn er ihrem Blick begegnete, fühlte sie sich ertappt und sah schnell weg.
    Als sie dann wieder zu ihm hinsah, war sein Blick fest auf sie gerichtet. Dieses Mal nahm sie allen Mut zusammen und schaute nicht weg. Sie lächelte sogar. Und sie sah, wie er ihr Lächeln erwiderte. Und damit war es um sie geschehen, sie wusste es bereits in dem Augenblick.
    Am nächsten Morgen waren alle außer Jai und ein paar verkaterten Londoner Freunden verschwunden.
    Aber das Gefühl war noch da, es war noch genauso gegenwärtig wie die Leute. Immer wieder sagte sie sich, es sei doch nur ein Lächeln gewesen. Aber es war eben nicht einfach nur ein Lächeln gewesen.
    Fortan war er ihr erster Gedanke am Morgen und ihr letzter am Abend. Sein Name klang ihr ständig in den Ohren ... Bastian.
    Bastian.
    Bastian.
    Sie ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen und genoss die Bewegungen, die ihr Mund und ihre Lippen machten, um ihn
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