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Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Titel: Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)
Autoren: Kirstin Warschau
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zuständig.«
    Und schon war er die Treppe hinunter verschwunden.
    Island lehnte sich ans Fenster und sah in den Hof. Die Haustür öffnete sich, und Dutzen trabte zu einem der Dienstwagen. Kurz bevor er einstieg, hob er den Kopf und sah zu ihr hoch. Fast automatisch trat sie vom Fenster zurück.
    Es war ein bisschen heikel mit ihr und Jan Dutzen. Als sie vor einem Jahr von Berlin nach Kiel versetzt worden war, hatte sie einige Anlaufschwierigkeiten mit ihm als Kollegen gehabt. Irgendwann hatte es mit ihrer Zusammenarbeit besser geklappt. Aber dann hatte es diese gemeinsame Weihnachtsfeier von Mordkommission und Spurensicherung gegeben. Im Anschluss an die Feier, bei der sowohl Olga als auch Jan Dutzen zu viel getrunken hatten, waren sie zusammen abgestürzt. Leider oder zum Glück konnte sich Island an die Details dieser Nacht so gut wie gar nicht erinnern. Beide hatten Mühe gehabt, danach wieder zu einer halbwegs normalen Zusammenarbeit zurückzufinden. Und auch wenn das Ganze nun schon eine gefühlte Ewigkeit her war, gab es doch immer noch etwas Unausgesprochenes zwischen ihnen. Er hatte sie ganz merkwürdig angesehen, als sie ihm und ihren Kollegen verkündet hatte, dass sie Ende August in den Mutterschutz gehen würde.
    »Glückwunsch«, hatte er gesagt, es hatte gequält geklungen, fast beklommen. Da hätte sie ihn am liebsten in den Arm genommen, ein Impuls, der ihr eigentlich fremd war. Sie hatte es natürlich nicht getan, denn sie hatte gefürchtet, dass er sie zurückstoßen würde.
    Oben unterm Dach in den Räumen der Mordkommission war es still. Nur in Bruns’ Büro klingelte eines der Telefone laut und anhaltend, aber niemand hob ab.
    Sie ging in ihr Dienstzimmer und wählte die Handynummer des Ersten Hauptkommissars. Zu ihrem Erstaunen war er sofort am Apparat. Im Hintergrund hörte sie das Quietschen eines Schienenfahrzeugs.
    »Guten Morgen, Olga, was macht die Sache am See?«
    »Nichts Wichtiges, denke ich.«
    »So?«
    »Es gibt keine Leiche, nur ein Handtuch. Vielleicht mit Blut dran. Wenn ich mal Zeit habe, fahre ich raus und spreche mit den Leuten. Aber jetzt kann ich sicher nützlichere Dinge tun.«
    »Du kümmerst dich um die Seesache«, sagte Bruns, »weil ich dich im Moment hier nicht einsetzen kann. Franzen ist mit dem K 11 im Ostuferhafen und managt die Zeugenbefragungen. Die Fähre wird erst ablegen, wenn wir alle Aussagen haben. Die Aufzeichnungen aus den Überwachungskameras sind zur Auswertung beim Landeskriminalamt. Nissen und Taulow kommen heute in den Dienst zurück. Ich erwarte sie zu unserer Besprechung um vierzehn Uhr. Bis dahin haben wir hoffentlich weitere Erkenntnisse aus der Rechtsmedizin über die Todesursachen.«
    »Es hat einen dritten Toten gegeben?« Island war darüber nicht informiert worden, und das bedeutete, dass sie tatsächlich außen vor war.
    »Ein weiterer Lkw-Fahrer ist im Krankenhaus gestorben. Er soll aber nicht an der Schlägerei beteiligt gewesen sein.«
    »Und da muss ich aufs Land, wo es sich vielleicht nur um einen dummen Scherz handelt?«
    »Ich muss dir nicht das Risko erklären …«
    Zum Glück konnte Bruns nicht sehen, wie Island die Augen verdrehte.

7
    G egen halb neun fuhr Olga Island durch das Dorf Groß Nordsee. Als sie bei der angegebenen Adresse klingelte, machte niemand auf. Sie ging um das hell gestrichene Einfamilienhaus herum, fand aber die Türen und Fenster verschlossen.
    Zurück in ihrem Wagen, warf sie einen Blick auf die Karte. Hauptmeister Stark hatte gestern Abend von einer inoffiziellen Badestelle gesprochen, aber auf der Karte vom Flemhuder See war nur ein Symbol für einen Gutshof eingezeichnet sowie ein Gewirr von Wander- und Reitwegen, die den See umgaben. Sie entschied sich, zum See hinunterzufahren und sich dort umzusehen.
    Der Weg verlief etwa zwei Kilometer lang auf einer Art Damm und endete an einem hohen Eisentor, von dem hellrote Farbe blätterte. Sperrgebiet – bei Betreten Lebensgefahr! , stand auf einem rostigen Schild. Island sah durch das Gitter des Tores und entdeckte zwischen verwilderten Büschen einen alten Wohncontainer, der schon bessere Zeiten gesehen haben musste. Sie wendete und wollte schon zurück zum Dorf fahren, als sie einen Schotterweg bemerkte, der linker Hand abzweigte.
    Sie bog ein und fuhr in langsamem Tempo weiter. Nach ein paar Hundert Metern führte der Weg in einen struppigen Erlenbruchwald. Zwischen den Bäumen stand zum Teil noch das Wasser auf dem Boden. An einigen Stellen ragten
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