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Kalymnos – Insel deines Schicksals

Kalymnos – Insel deines Schicksals

Titel: Kalymnos – Insel deines Schicksals
Autoren: Anne Hampson
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würde.
    Kaum hatte Julie am nächsten Morgen das Frühstück beendet, hielt auch schon das Taxi vor der Tür. Der Fahrer stellte sich ihr als Stamati vor. Als Julie ihm sagte, wo die Fahrt hingehen sollte, meinte sie einen spöttischen Blick zu ernten. Sie maß dem jedoch keine Bedeutung zu, sondern setzte sich auf die Rückbank des Wagens.
    Die Fahrt führte sie zunächst die Küstenstraße entlang, bevor das Gelände zunehmend steiler wurde. Zu beiden Seiten der kurvenreichen Straße standen kleine, gepflegte Häuser, in deren Gärten Rosen, Magnolien und Geranien wuchsen. Ein Wasserlauf, der sich die saftig grünen Berghänge hinabschlängelte, wurde von leuchtend rotem Hibiskus und Oleander gesäumt.
    Dreirädrige Vehikel, wie Julie sie nie zuvor gesehen hatte, kamen ihnen entgegen, die Ladefläche voll Obst und Gemüse. Die Inselbewohner schienen längst nicht so arm zu sein, wie ihr Onkel angenommen hatte. Und die Landschaft war alles andere als karg, denn auch in den höheren Lagen, die sie jetzt erreicht hatte, erwartete sie eine unendliche Farbenpracht. Makellos weiße Häuser zogen sich die Berghänge entlang bis zur Baumgrenze, ein jedes von ihnen mit eigener Terrasse, die von schmiedeeisernen Geländern umgeben war. In den gepflegten Gärten wuchsen Feigen und Zitronen, und wilde Rosen verströmten ihren intensiven Duft, der durch die geöffneten Fenster des Wagens zu Julie drang.
    Der Anblick war atemberaubend und bezauberte vor allem durch die Gegensätze.
    Überragt von den schroffen und abweisenden Gipfeln der Berge, schloss sich eine hügelige Landschaft mit reicher Vegetation an. Hier standen Zypressen, Olivenbäume und sogar Palmen, die sich bis hinunter in die Ebene entlang der Küste zogen, wo sie nach und nach von Orangenhainen und fruchtbaren Äckern abgelöst wurden. All die Farbenpracht mündete schließlich im Wasser der Ägäis, das in allen nur denkbaren Blautönen schimmerte, bevor es am Horizont mit dem wolkenlosen Himmel zu verschmelzen schien.
    Unvermittelt kam ihnen ein Esel in die Quere, der langsam die Straße überquerte. Auf ihm saß rittlings ein älterer Mann, der grüßte und neugierig nach dem Fahrgast Ausschau hielt. Seine Neugier würde sicherlich bald befriedigt werden, denn gleich nach seiner Rückkehr berichtete Stamati sicher jedem, der es hören wollte, wohin er Julie gebracht hatte, und alle würden sich den Kopf darüber zerbrechen, warum Doneus Besuch aus England empfing. Und früher oder später bekämen sie selbst das heraus.
    „Sind wir bald da?"
    „Es ist nicht mehr weit, Madam", antwortete der Fahrer. Wieder klang seine Stimme so merkwürdig wie vorhin, als sie ihm ihr Ziel genannt hatte. Fast schien es, als wisse er bereits um den Grund ihres Kommens.
    Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, beruhigte *Juli sich selbst, lehnte sich entspannt zurück und genoss den Anblick, der sich ihr bot.
    Je weiter sie nach Norden kamen, umso dünner war die Insel besiedelt, bis schließlich nur noch zwei Häuser zu sehen waren. Aber was für welche! An einem Berghang befand sich eine weiße Villa, und tief darunter, direkt auf den Klippen, stand ein prunkvolles Schloss im venezianischen Stil, das an drei Seiten von einem Park umgeben war. Vor dem Haus hingegen schien das Gelände steil zum Meer hin abzufallen. Und weil die Küste von Kalymnos hier einen Halbkreis beschrieb, hatte man den Eindruck, als wäre das gesamte Anwesen von Bergen umgeben. Nur eine majestätische weiße Segelyacht, die vor der Küste vor Anker lag, deutete darauf hin, dass es doch etwas wie eine geschützte Bucht mit einem kleinen Anleger geben musste.
    Das Dach des Schlosses leuchtete in schillernden Farben. Julie konnte es sich nicht anders erklären, als dass dort oben ein herrlicher Dachgarten sein musste. Der Ausblick von dort ist sicherlich fantastisch, dachte sie. Gleichzeitig fragte sie sich, wer auf dieser Insel über genügend Geld verfügen mochte, um so ein prunkvolles Anwesen zu unterhalten.
    „Das ist Mr. Doneus' Haus." Stamatis Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Er hatte an einem kleinen Feldweg gehalten, der direkt zu einem verfallenen kleinen Häuschen führte, das Julie bislang nicht auffallen konnte, weil es fast zugewachsen war.
    „Wie viel schulde ich Ihnen?" fragte sie ihn, nachdem sie ausgestiegen war.
    „Vierzig Drachmen, bitte, Madam." Stamati holte Julies Gepäck aus dem Kofferraum.
    Dabei warf er einen verstohlenen Blick auf das Häuschen. Fast schien es, als
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