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Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt
Autoren: Colin Forbes
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hielten ein wenig von der beißenden Kälte ab, erlaubten es ihr aber gleichzeitig, sicher mit ihren Waffen umzugehen. Über einer Schulter hing ihre Umhängetasche, in der sich auch die Browning befand, über der anderen die schwere Leinentasche mit Munition und Handgranaten. Die Maschinenpistole hielt Paula in der rechten Hand. Mrs. Carson folgte ihr auf dem Fuß. Auch sie hatte eine Maschinenpistole dabei. Als sie bei Paula war, kicherte sie leise vor sich hin und hob ihre Waffe.
    »Damit habe ich zur Übung immer auf Kaninchen geschossen. Die Viecher waren eine Zeit lang eine wahre Landplage hier. Und Menschen geben ja ein größeres Ziel als Kaninchen ab. Wir sind übrigens beide im Sektor A eingeteilt.«
    »Genau vor der Mitte der Hecke, wo vermutlich der Angriff erfolgen wird«, erwiderte Paula trocken. »Wahrscheinlich muss man es als Kompliment auffassen, wenn man dort hingestellt wird.«
    »Ich bin direkt neben Ihnen«, sagte Newman, der inzwischen auch aus dem Haus gekommen war. »Haben Sie schon den Suchscheinwerfer für Ihren Abschnitt aufgebaut?«
    »Natürlich.«
    Eilig, wenn auch nicht im Laufschritt, gingen sie über das flache Gelände. Bei all den Handgranaten, die sie mit sich schleppten, hätte eine zu schnelle Gangart durchaus gefährlich sein können. Paula hatte ihre Gereiztheit inzwischen völlig abgestreift und war jetzt ganz ruhig, entschlossen und aufmerksam. Im Mondlicht konnten sie die Hecke, hinter der sie in Position gehen sollten, deutlich erkennen. Jetzt, in der Nacht, wirkte sie eher wie eine massive Mauer. Erleichtert sog Paula die frische, kalte Luft ein. Drinnen im Haus war es zuletzt ziemlich stickig gewesen. Links und rechts von ihnen bewegten sich dunkle Gestalten ebenfalls auf die Hecken am Rand des Grundstücks zu. Alfs Bande war gut zu Fuß und schleppte ihre Lasten mit erstaunlicher Leichtigkeit. »Kaninchen«, wiederholte Newman, der Mrs. Carsons Worte mitgehört hatte. »Das bedeutet auch Kaninchenbauten. Wir sollten uns vorsichtig bewegen, damit wir uns nicht noch ein Bein brechen.«
    »Nicht nötig«, erwiderte Mrs. Carson.
    »Die Bauten der Kaninchen sind alle im Südosten – und zwar jenseits der Hecke.« Tweed war der Einzige, der bei dem Marsch auf die Gefechtspositionen nicht dabei war. Nachdem er seinen Mantel angezogen hatte, war er eine hölzerne Treppe an der Wand des Farmhauses hinaufgestiegen, die Mrs. Carson ihm am Vormittag gezeigt hatte. Sie führte zu einer Plattform auf dem Dach, von der aus er zwar nicht denselben Panoramablick wie von dem Beobachtungsposten im Baum aus hatte, aber dennoch das Gelände der Farm recht gut überschauen konnte. Er hob ein Nachtglas an die Augen und richtete es auf die Hecke, hinter der die Küste lag.
    »Vier Krabben fahren schon den Strand hinauf«, hörte er Mikes Stimme aus dem Funkgerät. »Sie kommen jetzt recht schnell direkt auf uns zu. Krabbe Nummer fünf landet gerade.«
    »Tweed an alle!«, sagte Tweed in das Funkgerät, das an einem Gurt um seinen Hals hing. »Nehmen Sie so rasch wie möglich Ihre Positionen ein. Sie haben ja gehört, was Mike gerade gesagt hat. Aber sehen Sie zu, daß der Feind Sie nicht entdeckt!«
    Tweed, der normalerweise Funkgeräten zutiefst mißtraute, fand das Kommunikationssystem hervorragend. Alle konnten ihn gleichzeitig hören, und alle bekamen Mikes Berichte von der Beobachtungsplattform mit. Es stimmte schon: Wissen war Macht. Und konnte in diesem Fall durchaus kampfentscheidend sein.
    »Kumpel, jetzt kommen vier Krabben immer näher. Nummer fünf kommt nach. Und zwar schnell.« Tweed richtete sein Glas auf eine niedrige Erhebung im Marschland und sah, wie dort die vier seltsamen Vehikel erschienen. Bald hatten sie die Erhebung überwunden und fuhren auf die Sektoren A, B und C zu. Sektor A schien ihr direktes Angriffsziel zu sein. Das war typisch für die Amerikaner: Sie drängten frontal auf ihr Ziel zu. »Hallo, Kumpel«, meldete sich Mike. »Ich zähle je zehn Mann in den ersten vier Krabben. Seltsamerweise scheint in Nummer fünf nur der Fahrer drin zu sitzen.« Tweed runzelte die Stirn. Auch er konnte jetzt Krabbe Nummer fünf sehen, die hinter den anderen Fahrzeugen direkt auf die Mitte der Hecke zufuhr. Auf einmal blieben die vier ersten Krabben stehen. Sie waren noch etwa dreißig Meter von der Hecke entfernt. Große uniformierte Männer sprangen aus den Fahrzeugen und verteilten sich, Waffen in den Händen, im Gelände. Krabbe Nummer fünf aber fuhr weiter, bis das
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