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Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt
Autoren: Colin Forbes
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Fahrzeug zehn Meter vor der Hecke ebenfalls stehen blieb. Was hatten die Amerikaner nur vor? »Sind alle auf Gefechtsstation?«, fragte Tweed über das Funkgerät. »Ja. Ja. Ja.«
    Nacheinander meldeten alle, daß sie ihre Position eingenommen hatten. Paula war die Erste gewesen, dichtauf gefolgt von Mrs. Carson, dann hatten die anderen wie ein vielstimmiger Chor eingestimmt. Tweed war zufrieden, daß alle da waren, wo sie sein sollten. Er nahm sein Funkgerät an den Mund.
    »Sie haben die Krabben verlassen. Vierzig Mann sind im Anmarsch auf die Sektoren A, B und C. Alle verfügbaren Kräfte sofort in diese Sektoren.«
    Jetzt geht es gleich los, dachte Tweed. Würden die Invasoren das Feuer eröffnen? Oder würden sie versuchen, durch die Hecke hindurch voranzugehen? Beides war möglich.
    Sharon fuhr die Limousine mit stark überhöhter Geschwindigkeit durch Ashford. Als sie den Ortsrand erreicht hatte, trat sie das Gaspedal noch weiter nach unten. Denise Chatel neben ihr war vor Angst wie gelähmt und stemmte sich mit beiden Beinen am Wagenboden ab. »Wo fahren wir denn hin?«, fragte sie. »Ich will mich vergewissern, daß die Zentrale der Engländer auch wirklich zerstört ist.«
    »Was für eine Zentrale?«
    »Halten Sie Ihren dummen Mund!«
    »Aber ich will wissen, wo wir hinfahren«, sagte Denise. »Wenn hier jemand etwas wissen will, dann bin das ich. Zum Beispiel, wo Sie die Akte herhaben, mit der ich Sie erwischt habe.«
    »Sie haben mich eine Akte holen lassen. Da muss ich wohl die falsche erwischt haben.«
    »Unsinn.«
    »Es war die Akte, in der sich die Untersuchungsberichte über den Tod meiner Eltern befanden.«
    »Es war eine rote Akte.«
    »Ich habe sie auf Ihrem Schreibtisch gefunden.«
    »Sie lügen. Meine Akten sind alle grün. Die Akte, nach der ich Sie geschickt hatte, lag auf meinem Schreibtisch. Die andere haben Sie aus meinem Aktenschrank geklaut, den ich aus Versehen nicht abgeschlossen hatte.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Aber das ist jetzt auch nicht wichtig. Wichtig ist, was in den Untersuchungsberichten stand. Danach gab es erhebliche Zweifel daran, daß der Tod meiner Eltern ein Unfall war.«
    »Halten Sie Ihren Mund! Wenn ich nicht beide Hände am Lenkrad brauchte, würde ich Ihnen jetzt eine Ohrfeige geben. Ach, übrigens«, fügte sie mit höhnischem Unterton an, »Sie haben ja nicht die leiseste Ahnung, wie idiotisch Sie in diesem lächerlichen Reitkostüm aussehen.«
    »Sie haben mir ja keine Zeit gelassen, mich umzuziehen! Passen Sie doch auf!«
    Sharon nahm mit quietschenden Reifen die Kurve, an der die Straße nach Ivychurch abbog. Vor der Abfahrt in London hatte sie mit Klebeband eine Landkarte am Armaturenbrett befestigt, die ihr per Funkbild aus Washington übermittelt worden war. Auf ihr war die genaue Lage des Bunkers eingezeichnet. Denise hatte aufgeschrieen, weil ihnen in der Kurve ein einzelnes Licht entgegengekommen war. Es war ein Motorrad, das nicht schneller als fünfzig Stundenkilometer fuhr. Sharon konnte die schwere Limousine, die in der Kurve ins Rutschen gekommen war, nicht mehr rechtzeitig abfangen, so daß sie mit der rechten Seite das Motorrad berührte, das daraufhin umstürzte und Funken sprühend über den Asphalt der Straße schlitterte. Der Fahrer wurde in den Straßengraben geschleudert, wo er bewegungslos liegen blieb. »Halten Sie sofort an!«, rief Denise, die sich umgedreht hatte und durch die Rückscheibe blickte. »Vielleicht ist er tot!«
    »Wer soll tot sein?«
    »Der Motorradfahrer, den Sie gerade zu Fall gebracht haben«
    »Was für ein Motorradfahrer? Wovon reden Sie überhaupt, Denise? Leiden Sie jetzt schon unter Halluzinationen?«
    »Sie sind ja gemeingefährlich.«
    »Ich verbitte mir, daß Sie so mit mir reden«, sagte Sharon mit auf einmal wieder völlig ruhiger Stimme.
    Die unheimliche Stille über der Romney Marsh wurde nur von einem einzigen Geräusch unterbrochen, das fast ebenso unheimlich war: dem leisen Brummen, das die Motoren der bewegungslos in Gelände stehenden Krabben von sich gaben. Paula kam es wie das Schnurren einer riesigen, bösartigen Katze vor. Neben den anderen kauerte sie im Gelände und hatte keine Ahnung, was als Nächstes geschehen würde. Auf einmal zerriß ein einziges laut gerufenes Wort die Spannung.
    »Feuer!«, befahl eine Stimme mit amerikanischem Akzent, der Paulas Meinung nach texanisch war. Die Blitze von Mündungsfeuer durchzuckten die mondhelle Nacht, gefolgt von dem ohrenbetäubenden
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