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Kalter Tee und heiße Kuesse

Kalter Tee und heiße Kuesse

Titel: Kalter Tee und heiße Kuesse
Autoren: Emma van Harten
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ihr nicht bekannt.
    „Hallo“, sagte sie leise. Nicht dass das einer von diesen Typen war, die Frauen gern am Telefon belästigten und so Sachen sagten wie: „Ich weiß, was du gerade anhast.“
    „Reichenbach. Magnus Reichenbach. Störe ich Sie?“
    Magnus Reichenbach. Sofort wurde Lena warm. Wie kam er denn darauf, dass er sie stören könnte?
    „Ja“, antwortete sie schnell. „Ich meine, nein. Natürlich nicht. Was kann ich denn für Sie tun?“
    „Na ja“, sagte Magnus. „Um ganz ehrlich zu sein, mir fällt nichts ein für diese Hundefutterkampagne.“
    Wie denn auch, eigentlich bist du ja Pathologe .
    „Ach, das ist ja lustig“, schnell unterdrückte Lena einen Aufschrei. Sie war mit dem nackten Fuß gegen ein Stuhlbein gestoßen.
    „Was ist denn daran lustig?“, wollte Magnus irritiert wissen.
    „Ja, also, weil mir auch nichts einfällt“, erwiderte Lena rasch. Er musste sie für eine Vollidiotin halten.
    „Das ist wirklich sehr lustig.“ Magnus’ Stimme klang schon wieder ungeduldig. „Wie dem auch sei, ich wollte Sie fragen, ob Sie Zeit für ein Glas Rotwein hätten. Oder Weißwein.“
    Hä?
    „Nein“, sagte Lena und schlug sich an den Kopf. „Ich meine ja. Sicher. Wann denn?“ Warum konnte sie nicht einfach mal cool reagieren?
    „Jetzt“, meinte Magnus schlicht.
    Jetzt.
    Lena atmete durch. Er wollte mit ihr Wein trinken gehen. Jetzt. Andere Menschen würden annehmen, sie seien zusammen; sie würden denken: Ach, was für ein schönes Paar. Stopp.
    „Warum nicht. AH!“ Nun war sie mit dem anderen Fuß gegen das Stuhlbein gestoßen. „Ich muss mich nur schnell anziehen.“
    „Sie sind nackt?“, fragte Magnus amüsiert.
    „Ja, nein, ich meine, natürlich nicht, ich meinte eine Jacke und Schuhe.“ Mit Tränen in den Augen massierte sie ihre lädierten Zehen.
    „Gut. Kennen Sie das ‚Lindbergs‘? Das ist ein kleines Bistro in der Fußgängerzone. Nicht weit von der Agentur, auf der linken Seite Richtung Zentrum.“
    Lena kannte das „Lindbergs“ natürlich nicht, würde aber einen Teufel tun, das zuzugeben. Sie würde es schon finden.
    „Sicher, sicher“, nickte sie. „Wann denn?“
    „In einer halben Stunde? Wir könnten dann zusammen über diese Kampagne nachdenken“, sagte Magnus.
    „Eine gute Idee.“ Lena konnte kaum auftreten. „Ich bin in einer halben Stunde da.“
    „Dann bis gleich“, Magnus legte auf und Lena auch. Dann saß sie einige Minuten nur da und dachte krampfhaft darüber nach, worüber alle Frauen nachdachten, die sich in dieser Situation befanden: Was ziehe ich nur an?

3. KAPITEL
    Nachdem Lena erst minutenlang ratlos vor ihrem Kleiderschrank stand, um festzustellen, dass sie eigentlich nichts zum Anziehen hatte außer mausgrauen Hosenanzügen, fand sie endlich in der hintersten Ecke ein Kleid, das sie sich mal für die Hochzeit ihrer alten Schulfreundin Beatrice gekauft hatte. Weil die dann doch nicht geheiratet hatte – der Junggesellenabschied ihres Mannes verlief anders als geplant –, hing das Kleid bis heute unbenutzt in einer Ecke. Lena zog es hervor. Hm. Diese Bar, in der sie sich gleich treffen würden, war mit Sicherheit hip und trendy, und da würde dieses Kleid bestimmt wunderbar passen. Es war bordeauxrot, aus reiner Seide und gerade geschnitten. Genau das Passende für ein zwangloses Treffen. Dazu die schwarzen Pumps, in denen sie zwar immer Blasen bekam, aber sie konnte ja schlecht Turnschuhe zu dem Kleid anziehen. Lena zwängte sich in das enge Kleid und war heilfroh, dass es noch passte. Sie musste unverzüglich aufhören, jeden Nachmittag eine Tafel Schokolade zu essen, sonst würde das alles tragisch enden.
    Was mache ich bloß mit meinen Haaren, dachte sie verzweifelt, als sie vor ihrem Badezimmerspiegel stand. Sie hatte eigentlich später baden und eine Kurpackung auftragen wollen, nur war dafür natürlich keine Zeit mehr. Kurz entschlossen griff sie zur Geltube und kämmte die Haare strähnchenweise zurück. Ein wenig roten Lippenstift, und sie war ausgehbereit. Ich habe ein Date, ging es dauernd in ihrem Kopf herum, während sie mit schnellen Schritten zum „Lindbergs“ lief, und mit einem Mal freute sie sich riesig darauf, mal einen netten Abend zu verbringen. Es war zwar ein wenig kühl, dennoch hatte sie auf eine Jacke verzichtet: aus dem einfachen Grund, weil sie weder eine passende Jacke noch einen passenden Mantel zu diesem Kleid hatte. Das kam davon, wenn man immer zu Hause saß und sich über unsinnige
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